Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
den Regen. Bilder traten ihm vor die Augen: der Bienenstock im verwilderten Garten des Hauses auf dem Land, das nur darauf wartete, dass er kam und es instand setzte. Dann sah er aus irgendeinem Grund plötzlich Mia Tyrones Augen vor sich, ganz aus der Nähe wie vorhin, als sie nach seiner Kopfwunde schaute - die Hände um sein Gesicht gelegt, als wären sie ein Liebespaar. Die Farbe ihrer Iris, ein Grün, das er so noch nie gesehen hatte.
    Draußen hallte Donner über die Dächer.
    Dann trat ihm einen Moment lang Aspen Slades Brech-eisen vor Augen, wie es im Museum vor ihm aufgeblitzt war.
    Die Landkarte mit den zahllosen roten A-förmigen Zeichen, die seiner Mutter gehört hatte. Wie soll ich meine Mutter nur finden, dachte er. Wie soll ich den richtigen Luftwaffenstützpunkt finden?
    Und dann sah er Major Lindquists Gesicht vor sich, wie der nach dem alten Tower geschaut hatte, über dem die Krähen kreisten.
    War es vielleicht wirklich so einfach?
    Er schlug die Augen auf.
    Fletcher stapfte durch den Regen zu seinem Parkplatz beim All Saints', stieg in seinen Wagen und fuhr, sehr vorsichtig zunächst, durch die vollkommen dunklen Straßen, bis seine Scheinwerfer über die nächtlichen Fassaden des College strichen, das nur von einem schmalen Mond beleuchtet wurde. Da er mit seinen noch immer lädierten Augen gerade auch im prasselnden Regen schlecht sah, fuhr er langsam und vorsichtig, bis er den Stadtrand erreichte und die Straße nun wirklich verlassen und stockdunkel vor ihm lag. Von da an fuhr er etwas schneller Richtung Westen, beschleunigte zunehmend, pflügte durch überschwemmte Straßenabschnitte und spürte, wie einmal die Reifen abhoben und dann mit einem Ruck wieder Kontakt zum Straßenbelag fanden. Er passierte das Hinweisschild US Air Force Alconhurst, verlangsamte etwas und betrachtete die Straße zu seiner Rechten. Ein großes Flugzeug flog tief über ihn hinweg, einen Moment lang fielen seine Blinklichter auf die Straße. Dann erkannte Fletcher im Scheinwerferlicht die alte Betonpiste und bog in einer scharfen Kurve darauf ab: Hier begann der aufgegebene Luftwaffenstützpunkt, auf dem Lindquist ihn am Vormittag hatte anhalten lassen. Fletcher fuhr über die alte Start- und Landebahn und um die Schranke aus Betonblöcken herum, vor der immer noch die Scherben von Lindquists Truck lagen.
    Dann rumpelte er mit quietschender Federung über einen weiteren Abschnitt der alten Strecke, doch schließlich endete die Piste in einem gepflügten Feld, in dem der Wagen stecken geblieben wäre. Fletcher stieg mit der Taschenlampe in der Hand aus, überquerte das Feld zu Fuß und stieß auf die nächste Piste. Und nur ein paar hundert Meter weiter, wo der Mond sich hinter einer Wolkenbank versteckte, stand der alte Tower, aus dem Baumäste ragten.
    Aus der Nähe sah man, dass er aus kleinen, angeschimmelten und moosbewachsenen Backsteinen gemauert war. Die abgebrochenen Angeln der ehemaligen Tür warfen im Licht der Taschenlampe Schatten. Fletcher trat auf die Schwelle.
    »Kate?«
    Die oberen Geschosse waren heruntergebrochen und ein Durcheinander von Balken und Brettern bedeckte den Boden um den Fuß der Esche, die im Inneren des Turms emporwuchs. Das Mondlicht, das durch die leere Fensterhöhle hereinfiel, streifte ihre obersten Zweige.
    »Kate Fletcher?«
    Außer den Balken und Brettern lagen noch ein paar Zeitungen, ein altes Fahrrad und ein paar auf dem feuchten Boden orangefarben schimmernde Spritzennadeln herum.
    Auf dem Rückweg zum Wagen dachte Fletcher an die Landkarte im Arbeitszimmer seiner Mutter und an ihr Interesse am Felwell-Labor. Kate Fletcher hatte etwas über einen Luftwaffenstützpunkt herausgefunden, nämlich dass die Amerikaner ein Gift dorthin gebracht hatten, dessen Existenz geheim gehalten werden musste. »Mächtige Kräfte« seien hier am Werk, hatte Aspen behauptet.
    Fletcher fiel seine Überlegung von vorhin wieder ein — die Frage, wie dieses Gift beschaffen sein musste, dass alle immer gleich so empfindlich reagierten. War das der wahre Grund, aus dem seine Mutter ihn verlassen hatte? Undwartete sie aus demselben Grund nur darauf, dass er sie wiederfand?
    Er ließ den Motor an und dachte: Ja, sie ist irgendwo da draußen. Auf einem anderen Luftwaffenstützpunkt.
    Kurz nach Mitternacht sah er sich die DVD auf seinem Notebook noch einmal an. Er wollte sich auf einen ganz bestimmten Ausschnitt konzentrieren, nämlich auf den Moment, als der »Mustang«-Kampfjäger kurz ins Bild kam

Weitere Kostenlose Bücher