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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und seine Seitenflosse in der Sonne aufblitzte. Fletcher war sich sicher, dass er dieses Bild nur einfrieren musste, um die Seriennummer des Flugzeugs zu entziffern, und dann könnte er in den offiziellen Unterlagen, die es gewiss irgendwo gab, feststellen, wo das Flugzeug stationiert gewesen war. Aber das Bild war so blass und seine Augen immer noch so mitgenommen, dass er die Stelle nicht richtig erkennen konnte.
    Er schloss die Lider in der Dunkelheit. Am besten, er schlief jetzt erst mal ein paar Stunden, gönnte seinen Augen Erholung, ging dann Joggen, um an die frische Luft zu kommen, und sah sich den Film erst dann wieder an. Er war morgen mit Mia Tyrone in deren Wohnung verabredet, wo sie sich den Film noch mal gemeinsam vornehmen wollten. Cathleen hatte er nichts davon gesagt - wozu auch. Aber er musste sich eingestehen, dass irgendetwas an Mia ihm gefiel, die Art, wie sie redete und ihre Hände bewegte.
    Draußen floss ein Gully mit einem Gluckern über, das noch lauter war als der Regen selbst. Das endlose Gluckern erinnerte ihn an irgendetwas - woran? An das Geklapper der Schreibmaschine, wenn Kate Fletcher die Ergebnisse ihrer Recherche tippte. Und dann dachte er an seine Mutter als junge Frau, wie sie mit einem fröhlichen Lachen neben einem der Parkwege in Cambridge auf dem Rasen gekniet hatte.
    Lauf, Tom.
    Er sah diesen Weg noch immer vor sich, eine graue, gerade Bahn in die Zukunft. Und spürte ihn noch immer unter den Füßen.
    Aspen Slade stand im Dunkeln, das Gesicht an die kalte Fensterscheibe seines Pensionszimmers gepresst, und betrachtete die Regentropfen, die vor seinen Augen über die Scheibe rannen. Lächelnd dachte er an die Zukunft. Bald würde das Unwetter losbrechen. Er spürte, wie der Sturm aus der Ferne heranzog. Es würde das schlimmste Unwetter werden, das Großbritannien je erlebt hatte, und es würde die Ostküste Englands mit voller Wucht treffen.
    Aspen fühlte sich großartig. Er mochte Unwetter - wie alles, was mächtig und gewalttätig war. Wegen Tom Fletcher machte er sich jetzt keine Sorgen mehr. In diesem Museum dort war ihm wirklich eine tolle Idee gekommen.
    Aspen lachte. Die besten Ideen kamen ihm immer in solchen Momenten, immer dann, wenn er jemandem Gewalt antat. Gewalt antun, so redeten die Psychofritzen, aber das war nicht das richtige Wort. Es war eher ein Teilen - er teilte die Gewalt, die in ihm war, gab jemand anderem ein Stück davon ab. Da war zum Beispiel mal dieses Mädchen in einer Bar gewesen, das ihn einen Hirni genannt hatte. Andere Leute hatten es gehört und mit dämlichem Grinsen weggeschaut. Mit diesem Mädchen hatte er später einiges an Gewalt geteilt, oh ja. Und genau im Moment des Teilens war ihm die richtige Idee gekommen - Hirni. Das hieß ja wohl, dass er kein Hirn hatte, oder? Naja, und da hatte er sie eben ohne Hirn zurückgelassen.
    Er trat zum Spiegel über dem Waschbecken und zog an der Lampenschnur. Inzwischen gab es wieder Strom und die Leuchtröhre sprang flackernd an. Er machte sich daran, seinen Bart zu stutzen. Die Idee war cool, unbedingt. Tom Fletcher den Ort suchen zu lassen.
    Genau dort würde das Unwetter seine größte Wucht ent-falten. Perfekt. Es musste dort passieren, wo alles angefangen hatte. Vor ihrem Tod hatte Daisy ihm erzählt, dass Kate Fletcher dort draußen war. Und Aspen wusste, dass es stimmte, dass Kate wirklich dort war; das fühlte er. Kate Fletcher, die das Ganze erst in Gang gesetzt hatte und die einfach verschwinden wollte, als sie merkte, was sie da aufgedeckt hatte. Denn von allen giftigen Geheimnissen hatte sie das allergiftigste ans Licht gezerrt. Sie hatte zu viel gewusst und zu viel geredet.
    Aspen hatte sich schon immer eine Mission gewünscht. Er hatte zur Air Force gehen oder ein großes Tier bei Bellman werden wollen. Aber die Air Force hatte ihn nicht gewollt, ihn nicht zu schätzen gewusst. Doch jetzt hatte er eine Mission. Und er wusste, sie würden es zu schätzen wissen, wie er diese Mission erfüllte. Sie würden beeindruckt sein.
    Als Erstes musste er dieses Manuskript finden, in dem alles, was geschehen war, aufgezeichnet stand. Es war irgendwo hier in Cambridge. Und zwar genau dort, wo bestimmt keiner danach suchen würde. Wo mochte das sein?
    Er musste es finden. Er musste das alte Manuskript vernichten und anschließend Cambridge verlassen und dorthin fahren, wo Kate Fletcher war. Die würde er töten, und damit wäre die Entdeckung des alten Giftes rückgängig gemacht und die

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