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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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mal darüber nach.«
    Sie spielte den Film erneut ab. Die Baseballspieler, der warme Nachmittag, die sich auf der Seitenflosse des »Mustang« grell spiegelnde Sonne, ehe die Kamera sich auf die beiden Frauen richtete. Fletcher sagte: »Jetzt geht der Kameramann los bis an den Rand des Feldes, wo sich schon die ersten Soldaten versammelt haben. Er tritt hinter die Männer, und sie drehen sich nach ihm um.«
    »Warum wohl?«
    »Wahrscheinlich hat er irgendwas gesagt, zum Beispiel: >Macht Platz für die Kamera<.«
    Mia schüttelte den Kopf. »Schau ihnen doch mal ins Gesicht. Sie treten beiseite, aber nicht wegen der Kamera, sondern wegen seines Rangs. Sie müssen ihn durchlassen, oder etwa nicht?«
    Fletcher beugte sich vor. Mia hatte recht. So wie die Männer vor der Kamera beiseite traten, merkte man ihnen den Respekt an. »Dann ist er also ein Offizier. Er ist ihr Vorgesetzter.«
    »Eindeutig. Er ist der Vorgesetzte von allen. Und jetzt?«
    »Sie machen ihm Platz, und er bekommt die beiden Frauen richtig ins Bild. Vermutlich verwendet er jetzt das Stativ wieder und justiert die Schärfe.«
    »Und was machen die Frauen?«
    »Sie schauen in die Kamera.«
    »Wirklich?«
    »Spiel das noch mal ab«, bat Fletcher. »Okay, sie schauen
    nicht in die Kamera. Sondern auf etwas, das sich ein kleines Stück links von der Kamera befindet.«
    »Und wen schauen sie dann also an?« Sie fror den Filmausschnitt ein.
    »Den Kameramann. Er ist neben die Kamera getreten.«
    Mia ließ die Szene mit halber Geschwindigkeit weiterlaufen. »Jetzt kommt der eigentlich interessante Teil«, sagte sie. »Erst schweigen sie ein paar Sekunden, und dann sagt das Mädchen im Overall etwas. Was sagt sie?«
    Fletcher spielte die Stelle dreimal hintereinander ab und beobachtete die Frau beim Sprechen. Die blasse Haut mit all den dunklen Malen und Sommersprossen, das dunkle Haar. Die Lippen bewegten sich stumm.
    »Willst du etwa sagen, dass du sie verstehst?«, fragte Fletcher.
    »Zum Teil schon. Sie redet ja langsam. Man sieht, wie sie die Lippen bei den Vokalen öffnet, schau her. Und dann schließt sie sie wieder bei den Konsonanten. Hier zum Beispiel ...« Mia hielt den Film gegen Ende des kurzen Satzes an. »Schau, wie sie die Lippen zusammenpresst und dann wieder öffnet. Mach das mal nach.«
    Er versuchte es. »Pa. Oder vielleicht Ba. Ein Wort, das mit Pa oder Ba anfängt.« Er ließ den Film bis zum Ende laufen. »Schau dir mal den Soldaten links von ihr an. Er hört, was sie da sagt, und blickt richtig verwirrt drein, und dann erwidert er etwas - und das lässt sich wirklich leicht von den Lippen ablesen. Er sagt: Was?«
    »Warum sagt er das?«
    »Weil er ihren Dialekt nicht versteht.«
    »Möglich«, meinte Mia. »Kann schon sein. Was? im Sinne von: Was zum Teufel hat sie gerade gesagt? Aber vielleicht ist es ja auch genau anders herum. Vielleicht hat er sie verstanden, trotz ihres Dialekts. Und dann wäre er verwirrt, weil er sie verstanden hat. Weil das, was sie gesagt hat, ihn überrascht oder ihm unsinnig erscheint. Dannwürde das Was? so viel bedeuten wie: Was zum Teufel will sie denn damit sagen?« Mia lehnte sich im Stuhl zurück und reckte die Schultern. Der lange Haarschopf fiel ihr seitlich auf die Brust, und sein rötlich changierendes Braun hob sich reizvoll von der Perlmuttfarbe ihres Rollis ab. »Denk mal an die Sekunden unmittelbar bevor sie spricht. Dieses kurze Schweigen vor ihrer Bemerkung. Warum stockt sie?«
    »Sie sieht den Kameramann an.«
    »Mehr noch. Ich würde wetten, dass der Kameramann etwas sagt und sie ihm zuhört. Er tritt einen Schritt neben die Kamera, lässt sie auf dem Stativ weiterlaufen und spricht das Mädchen an. Was ja nur natürlich wäre. Er sagt etwas, und sie antwortet - und diese Antwort versetzt den Soldaten links in Erstaunen. Aber was mag der Kameramann gesagt haben? Stell dir mal vor, du selbst wärst an jenem Nachmittag dort gewesen und die beiden Frauen wären einfach so anmarschiert gekommen. Was hättest du gesagt?«
    »So was wie: He, verschwindet von meinem Flugfeld.«
    »Und wenn du bei den Einheimischen einen guten Eindruck hinterlassen wolltest?«
    Fletcher überlegte. »Ich würde mich vorstellen, mit: Ich bin Commander Joe Smith, zum Beispiel.«
    »Ja, du würdest ihr klarmachen, wie wichtig du bist. Du bist schließlich ein Mann.«
    »Danke.«
    »Bitte. Aber die Frau im Overall wirkt überhaupt nicht beeindruckt. Sie starrt dich an und gibt dir - Blablabla - eine Antwort. Und deine

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