Stahlhexen
Begleitschutz eines Bombers vor. Dabei ging es um die Verwendung einer atomaren Waffe.«
»Das ist eigentlich nicht möglich, oder? Die erste Atombombe wurde doch 1945 abgeworfen. Und die Tests fanden erst-ja, wann eigentlich? - Mitte jenes Jahres statt.«
»Die Atombombe meine ich nicht. Im alten Felwell-Labor lagerte ein großer Vorrat eines frühen radioaktiven Materials namens Hadesium. Widersprüchliche Angaben in den Bestandslisten wurden nie zufriedenstellend erklärt, und es sieht so aus, als wäre ein Teil dieser Vorräte verschwunden.«
»Ist wirklich ein Teil davon verschwunden? Oder bist du einfach nur der Typ, der Internetgerüchten aufsitzt?«
»Es ist möglich, dass etwas verschwunden ist. Merkwürdig ist doch, dass alle so ungeheuer empfindlich sind. Fel- well reagiert allergisch, Bellman hat dich rausgeschmissen, nur weil du mit mir geredet hast und die US Air Force legt mir nahe, mal ausgiebig Urlaub zu machen und die Sache zu vergessen.«
»Was sollst du eigentlich vergessen?« Sie dehnte die Schultern, und unter dem Rolli bewegten sich reizvoll ihre Brüste. »Was genau?«
»Stell dir mal vor, Felwell und die Bellman Foundation tun sich zusammen, um irgendwas Inoffizielles zu machen, aber ohne schriftliche Aufzeichnungen natürlich. Es gibt da einen primitiven Waffentyp, die schmutzige Bombe. Du hast ja in den Nachrichten gesehen, dass in den USA zurzeit Terroristen verfolgt werden, die so ein Ding basteln wollten. Dazu ummantelt man einfach eine normale Sprengladung mit radioaktivem Material, und die Sprengladung verstreut das Zeug dann über eine möglichst weite Fläche.«
»Eine inoffizielle schmutzige Bombe?«
»Denk einfach nur mal darüber nach. Das Material war ja vorhanden. Hadesiumbestände des Felwell College, die man zum Luftwaffenstützpunkt transportieren konnte. Dazu noch irgendeine große, konventionelle Bombe. Das wäre gar nicht so schwierig gewesen. Die Langstrecken-Kampf-jäger sollten dem Bomber Begleitschutz geben, und vielleicht hätte man hier zum ersten Mal die Tropfentanks eingesetzt, um noch einen Überrumpelungseffekt zu erzielen.«
Sie trommelte mit den Fingern auf dem Notebook- Deckel. »Aber warum?«
»Das hängt davon ab, wo sie das Ding abwerfen wollten. Vielleicht über Berlin, um das Führerhauptquartier zu ver- strahlen. So hätten sie das Kriegsende in Europa erzwingen können, ohne selbst auf dem Kontinent landen zu müssen. Hältst du so was für denkbar?«
»Eine gewisse Logik hat es. Aber ich habe noch nie gehört, dass so etwas auch nur diskutiert worden wäre, geschweige denn ernsthaft erwogen.«
»Aber sie müssen darüber nachgedacht haben. Es ist ausgeschlossen, dass sie all dieses radioaktive Material hatten und sein Vernichtungspotential auch kannten, und dann nicht darüber nachgedacht haben.
Sie nickte langsam. »Aber der kleine Fehler in deiner Theorie ist dir bestimmt schon aufgefallen? Nämlich, dass sie dann nichts dergleichen getan haben.«
»Aber sie hatten es vor, darum geht es. Der Plan wurde allerdings aus irgendeinem Grund aufgegeben und das Flugfeld zerstört.«
Mia runzelte die Stirn, und ihre grünen Augen verdunkelten sich. »Und warum hätten sie den Plan aufgeben sollen?«
»Pläne ändern sich. Vielleicht wurden Einwände erhoben.«
»Ich weiß nicht recht, Tom. Vielleicht ist ja was dran an der Idee, aber sie beruht nur auf Gerüchten, oder? Man braucht handfeste Beweise, Fotos, Zeugenaussagen ...«
»Genau darum geht es doch. Aspen ist besessen von dem Gedanken, dass er dieses Dokument finden muss, diese angeblich von den beiden jungen Frauen aus der Umgebung diktierte Zeugenaussage. Vielleicht haben die beiden alles mitbekommen und mit eigenen Augen gesehen, wie der Bomber eintraf...«
»Tom, denk doch mal an den Film. Sie hatten also vor, eine radikal neue Waffe einzusetzen, und da filmen sie sich beim Baseballspielen?«
»Sie warteten eben noch auf das Eintreffen der Waffe. Und wahrscheinlich wussten sie gar nicht, auf was sie da warteten.«
»Und dieser Plan - das ist es, was deine Mutter herausgefunden hat?«
Er nickte. Das könnte sein, dachte er. Sie könnte bei ihren Air-Force-Freunden etwas aufgeschnappt haben. Und als sie dann nicht mehr lockerließ und Dreck aufwühlte, kam es schließlich so weit, dass sie verschwinden musste.
Er stand auf und packte sein eigenes Notebook wieder in seinen Rucksack. »Ich werde Charlie Fenner den Film zeigen, vielleicht kann sie uns ja weiterhelfen. Möchtest du
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