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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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ich mit dem Major einig geworden. Ich habe ihm alles klipp und klar erzählt. So und so ist es. Ich habe mit den Deutschen gemeinsame Verbindungsgräben.«
    »Das weiß ich. Und?«
    »Nun habe ich alles während der Nacht vorbereitet. Habe Sprengladungen eingebaut, um Durchgänge zu schaffen … Dieselben, die du zugemauert hast. Habe die Pioniere verteilt. Plötzlich – bauz! Da ruft Abrossimow an – keine Durchgänge, marsch in den Angriff … Ich erkläre ihm, daß dort Maschinengewehre sind … ›Pfeif drauf, die Artillerie wird sie niederhalten, und die Deutschen fürchten das Bajonett …‹ Na also …«
    »Wieviel Leute hast du?«
    »Über sechzig Schützen. Dreißig habe ich in den Angriff geschickt, dreißig zurückgelassen. Abrossimow wird deswegen noch schimpfen. ›Führe einen massierten Schlag‹, sagte er, ›laß nur die Maschinengewehr- und Granatwerferschützen zurück. Auch die Pioniere treib in den Angriff …‹«
    »Ist der Major im Bilde?«
    »Weiß ich? …«
    Mit Wucht läßt sich Schirjajew auf dem Hocker nieder, daß es kracht.
    »Was soll man jetzt tun? Die Leute werden bis zum Abend in den Löchern liegen – der Fritz wird sie nicht den Kopf hochheben lassen. Und der wird gleich wieder am Telefon anfangen …«
    Ich erkläre Schirjajew, was mir der Major gesagt hat. Seine Augen fangen an zu glänzen. Er springt auf, packt mich an der Schulter und schüttelt mich wie einen Birnbaum.
    »Wunderbar! Bleib du mal hier sitzen, und ich werde gleich mit Karnauchow und Farber … Ach … Wie soll man bloß die Leute aus den Trichtern rausholen? …«
    Er langt nach seiner Mütze.
    »Wenn er anruft, melde dich nicht. Laß den Telefonisten antworten. Ljoschka, du sagst: ›Ist in der Vordersten.‹ Verstanden? Aber nur, wenn Abrossimow anruft.«
    Ljoschka nickt verständnisvoll mit dem Kopf.
    Kaum hat Schirjajew die Tür hinter sich zugeschlagen, als Abrossimow anruft. Ljoschka zwinkert listig.
    »Sind fortgegangen, Genosse Hauptmann … Soeben fortgegangen … Jaja, beide … Sind gekommen und weggegangen.«
    Er lacht, das Mikrofon mit der Hand verdeckend.
    »Er schimpft … Warum Sie ihn nicht angerufen haben, gleich, nachdem Sie gekommen sind.«
    Eine halbe Stunde später ist Schirjajew mit allem fertig. An drei Stellen auf der Anhöhe und in der Schlucht vereinigen sich unsere Laufgräben mit denen der Deutschen. In jedem Graben sind zwei verminte Sperren. In der Nacht hat Schirjajew mit den ihm zugeteilten Pionieren Zündschnüre dorthin gezogen. Die Laufgräben wurden von uns bis zu den Deutschen kontrolliert, und etwa zehn Minen sind weggeräumt worden.
    Alles in Ordnung. Schirjajew klatscht sich auf die Knie.
    »Dreizehn Kerle sind zurückgekrochen gekommen. Wir leben! Sollen sie sich vorläufig ausruhen und wachen. Von den anderen werden wir jeweils zehn Mann an die drei Durchgänge schicken. Ist doch nicht so schlimm, wie?«
    Seine Augen glänzen. Die zottige weiße Mütze sitzt ihm schief auf einem Ohr, die Haare kleben an der Stirn.
    »Karnauchow und Farber werde ich auf die Anhöhe schicken und selbst in die Schlucht gehen.«
    »Und wer wird das Unternehmen leiten?«
    »Du.«
    »Laß das. Ich bin jetzt nicht Bataillonskommandeur, sondern Ingenieur, Vertreter des Stabes.«
    »Nun, und was ist dabei? Wenn du auch Vertreter bist, kannst du doch kommandieren.«
    »Schick Sendezkij in die Schlucht. Ein tapferer Bursche, das muß man sagen.«
    »Sendezkij? Ist noch zu jung. Übrigens …«
    Wir stehen im Laufgraben am Eingang zum Unterstand. Auf einmal werden Schirjajews Augen schmal, die Nase zieht sich kraus. Er packt mich an der Hand.
    »Teufel, Teufel … Er kommt schon angetobt.«
    »Wer?«
    Am Abhang der Schlucht klettert, sich an den Sträuchern festhaltend, Abrossimow. Hinter ihm sein Melder.
    Schirjajew spuckt aus und schiebt die Mütze in die Stirn.
    Abrossimow schreit schon von weitem:
    »Wozu, zum Teufel, habe ich dich hierhergeschickt? Zum Schwatzen, was?«
    Er hat seine Jacke aufgeknöpft und ist ganz außer Atem.
    »Ich läute, läute … Niemand kommt ans Telefon … Wollen Sie kämpfen oder nicht?«
    Er atmet schwer und leckt sich mit der Zunge die trocken gewordenen Lippen.
    »Ich frage Sie – wollen Sie kämpfen oder nicht?«
    »Wir denken, doch«, antwortet ruhig Schirjajew.
    »Dann kämpft, zum Teufel! … Verflucht noch mal, was steckst du hier, Ingenieur? … Und ich muß wie ein Trottel herumlaufen …«
    »Erlauben Sie, daß ich Ihnen erkläre«, sagt Schirjajew

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