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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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»A-a-a-a-a!« zu sein. Es ist leicht und fröhlich, so dahinzulaufen. Ich empfinde auf dem Bauch ein leichtes Hämmern, das kommt von der Maschinenpistole. Der Zeigefinger drückt den Abzug, daß es bis in die Gelenke schmerzt.
    Wieder tauchen Ölbehälter auf, aber andere, kleinere, mit Röhrchen, die sich wie Schlangen winden. Es sind viele Rohre, wir müssen über sie hinwegspringen.
    Hinter dem Ölbehälter sind die Deutschen. Sie laufen uns entgegen und schreien gleichfalls. Die schwarzen Bänder verschwinden. Statt ihrer ein grauer Mantel und ein geöffneter Mund. Er verschwindet auch. In den Schläfen fängt es an zu hämmern, die Kinnbacken schmerzen.
    Deutsche sind nicht mehr zu sehen.
    Vor uns ist ein weißes Tor mit einem eisernen Gitter. Bis zum Tor werde ich laufen, mich hinsetzen, und dann weiter … Aber ich kann nicht anhalten. Das Tor habe ich schon hinter mir, und vor mir sind ein asphaltierter Weg und mehrere Gebäude.
    Später liege ich auf dem Bauch und bin nicht imstande, ein neues Magazin in die Maschinenpistole zu schieben. Die Hände zittern. Im Trommelhalter steckt etwas.
    »Die Maschinenpistole ist zerschossen, nehmen Sie die se.«
    Es scheint Walega zu sein, aber ich habe keine Zeit, mich umzudrehen.
    Durch das Gitter – ich liege an einer niedrigen Steinwand, vor einem Gitter, dessen Stäbe dünn sind wie die eines Vogelbauers – sehe ich die Deutschen laufen. Es sind viele, sie laufen über den Fabrikhof, schießen aus ihren schwarzen Maschinenpistolen, die sie gegen den Leib pressen, und das wirkt wie ein sinnloses Feuerwerk. Die Deutschen schießen sogar am Tage mit Leuchtspurmunition.
    Ich verschieße ein ganzes Magazin, dann ein zweites. Das Feuerwerk verschwindet. Es wird plötzlich ganz still. Ich trinke Wasser aus irgendeiner Feldflasche und möchte gar nicht aufhören.
    »Sie haben wohl Hering gegessen, Genosse Leutnant?« fragt jener, der mir die Feldflasche hinhält, ein großer Mensch in einem Matrosenhemd, unter einer kleinen, zerdrückten Matrosenmütze hängt eine Haartolle hervor.
    Ich trinke das Wasser aus. Es scheint mir, als ob ich noch niemals schmackhafteres und kälteres getrunken hätte. Ich suche Walega. Er ist auch hier, füllt das Magazin auf. Die Patronen liegen in einem kleinen goldenen Haufen. Neben ihm tut ein Bursche mit rundem Gesicht hastig einen Zug nach dem andern an einem Stummel. Dann spuckt er darauf und drückt ihn in die Erde.
    Vor uns ist der Hof, ein vollkommen ebener, asphaltierter Fabrikhof, dahinter ein Eisenhaufen, eine Lokomotive mit zertrümmerten Waggons und ein weißes Gebäude in der Art eines Weichenstellerhäuschens mit einem kleinen Balkon. Dahinter noch ein Hof, groß und leer.
    Der Platz ist schlecht. Man kann sich weder eingraben noch in Deckung gehen. Nur ein niedriger Gitterzaun ist da.
    Wir müssen das Häuschen sowie den Eisenhaufen in unseren Besitz bringen, das ist klar. Hier können wir uns nicht halten. Ich gebe den Befehl an Farber und Petrow. Sie liegen auch an der Wand, links und rechts von mir. Der Bursche im Matrosenhemd stopft Zündhütchen in runde, mit großen Kerben versehene Handgranaten.
    »So … richtig …« Er blinzelt mit einem schwarzen, zusammengekniffenen Auge. »Ich kenn das Häuschen. Ein prima Häuschen, und der Keller – auch prima!«
    »Bist du dort gewesen?«
    »Eine ganze Nacht haben wir dort gesessen, bis die Fritzen uns daraus vertrieben haben. Gegen Abend sind wir gekommen. Spähtrupp. Haben einen Gefechtsstand gesucht.«
    Er steckt eine Handgranate in die Tasche, eine andere in den Gürtel.
    Farber gibt ein Zeichen, daß bei ihm alles fertig ist. Etwas später Petrow. Die Deutschen fangen an, von links aus einem Maschinengewehr zu schießen, haben sich also schon eingegraben, diese Schweinehunde. Man muß sich beeilen, solange die andern noch nicht angefangen haben.
    Der Bursche im Matrosenhemd steht förmlich startbereit, ein Fuß ist zurückgestellt, der andere eingebogen. Aus dem einen Augenwinkel sieht er mich gespannt und unverwandt an. Auf dem linken Arm unterhalb des Ellbogens ist etwas eintätowiert, es scheint ein Name zu sein.
    Ich gebe das Signal.
    Etwas flitzt vorüber – etwas Dunkles und Schnelles, wie ein Windstoß. Von der Wand fällt der Putz herunter. Das Gitter zittert, als ob man stark daraufgeschlagen hätte. Der Bursche im Matrosenhemd läuft gerade auf das Häuschen zu, die Maschinenpistole schwenkend. Bis zum Häuschen sind es sechzig Meter, und der Hof ist

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