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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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er keine Meldung erstattet.
    »Worüber soll ich Meldung erstatten?«
    »Über den heutigen Tag. Über die Verluste. Es gibt beim Militär so eine Vorschrift, daß nach dem Kampf eine Meldung zu erstatten ist.«
    Tschumak dreht sich langsam um. Ich sehe sein Gesicht nicht. Vor mir leuchtet sein schweißiger Rücken mit einer tiefen Höhlung längs des Rückgrats.
    »Der Tag – nun, das haben Sie selbst gesehen, war sonnig, und Verluste – nun, was für Verluste? Habe meine Matrosenmütze verloren – das ist alles. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Jawohl, aber nicht hier. Gehen wir auf einen Augenblick hinaus.«
    »Dort pfeifen aber Kugeln. Können töten.«
    Ich schlucke die Pille und begebe mich zum Ausgang, er auch. Mit der Schulter gegen den Türpfosten gelehnt, kaut er an seiner Zigarette.
    »Wissen Sie was, Genosse Leutnant? Einigen wir uns im guten. Lassen Sie die von der Aufklärung ungeschoren, es wird besser sein.«
    »Besser oder schlechter – das ist eine andere Frage. Wieviel Mann haben Sie?«
    »Vierundzwanzig. So viele wie es waren, so viele sind es noch. Und die Aufklärer rate ich …«
    »Wer hat den Panzer abgeschossen?«
    »Ist es denn nicht egal, wer ihn abgeschossen hat?«
    »Haben Sie ihn abgeschossen?«
    »Nun ja – ich, Sie doch nicht …«
    »Erzählen Sie, wie Sie ihn abgeschossen haben.«
    »Ich möchte schlafen gehen, wirklich. Nach dem Krieg werden wir von Panzern sprechen …«
    »Ich empfehle Ihnen, sich zu merken, daß ich jetzt den Bataillonskommandeur vertrete.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich hab’s Ihnen ja eben gesagt.«
    »Bataillonskommandeur ist Klischenzew. Außerdem unterstehe ich nur dem Regimentskommandeur und dem Chef der Aufklärung.«
    »Die sind aber nicht hier, folglich sind Sie jetzt mir unterstellt. Ich bin stellvertretender Regimentskommandeur für den Pionierdienst.«
    Tschumak blickt mich schief und scharf an.
    »An Stelle von Zigejkin, was?«
    »Jawohl, an Stelle von Zigejkin.«
    Pause. Er spuckt aus.
    »Nun … gewöhnlich sind wir mit den Pionieren ein Herz und eine Seele.«
    »Ich hoffe, daß es auch künftig so sein wird.«
    »Ich hoffe.«
    »Wie heißt der, der den zweiten abgeschossen hat?« »Korf.«
    »Ein Gemeiner?«
    »Ja.«
    »Ist es sein erster Panzer?«
    »Nein, sein vierter. Die ersten drei bei Kastornaja.« »Ausgezeichnet?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Der Kuckuck mag wissen, warum nicht. Unterlagen sind eingereicht worden …«
    »In einer Stunde bringen Sie mir eine neue Unterlage. Über ihn und über die anderen auch. Verstanden?«
    Damit endet das Gespräch. Wir führen es in beherrschtem Ton.
    »Gestatten Sie, daß ich gehe, Genosse stellvertretender Regimentskommandeur für Pionierdienst?«
    Ich antworte nicht und gehe nach unten. Der ganze Körper schmerzt. Die Augen brennen. Wahrscheinlich vom Rauch – es ist schrecklich qualmig.
    Ich stelle die Meldung zusammen. Nebenan schläft Farber, den Kopf auf die Hände gelegt. Er ist für eine Minute hergekommen, um Tabak zu holen und die Verluste zu melden. Da ist er eingeschlafen über dem offenen Etui, mit einer noch nicht zu Ende gedrehten Zigarette in der Hand. In der Ecke spricht jemand leise und pafft eine Zigarette. Nur einzelne Sätze sind zu vernehmen.
    »Und bei mir hat sich ausgerechnet was verklemmt … War gezwungen, mit dem Hacken zurückzustoßen … Dann bitte ich Pawlenko um Patronen … Der aber liegt da, das Gesicht in die Erde gepreßt, und etwas Graues fließt.«
    Später erscheint plötzlich Igor. Er steht vor mir und lacht. Und sein Schnurrbart ist nicht klein und schwarz, sondern, wie bei jenem Panzerjäger, an den Mundwinkeln keck aufgezwirbelt. Ich frage ihn, wie er hergekommen ist. Er antwortet nicht, sondern lacht nur. Und auf seiner Brust ist ein blauer Adler mit einer Frau in den Krallen. Direkt auf der Feldbluse. Und der Adler hat zugekniffene Augen und lacht ebenfalls. Er muß aufhören zu lachen, man muß ihn von der Feldbluse herunterreißen! Ich strecke die Hand aus, aber jemand packt mich an der Schulter, packt mich und schüttelt mich.
    »Leutnant … he, Leutnant …«
    Ich öffne die Augen.
    Ein unrasiertes Gesicht. Graue, kalte Augen. Eine gerade, knochige Nase. Haare unter die Feldmütze gekämmt. Ein ganz alltägliches, müdes Gesicht. Nur die Augen ein wenig zu kalt.
    »Wach auf, Leutnant, du wirst dir die Haare versengen.«
    Der Teller mit dem Docht dicht an meinem Kopf qualmt fürchterlich.
    »Was wollen Sie?«
    Der Mensch mit den

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