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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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Schuß. Wieder das Maschinengewehr. Es hat begonnen …
    Ich werfe aufs Geratewohl eine Handgranate nach vorn auf das, was sich in der Dunkelheit abzeichnet. Schnelle mit einem Ruck vor. Ich fühle jeden Muskel im Körper, je - den Nerv. In der Dunkelheit huschen Gestalten wie aufgescheuchte Vögel … Einzelne Aufschreie, dumpfe Schläge, Schüsse, Flüche zwischen den Zähnen. Ein Laufgraben. Fallende Erdbrocken. Die Füße verwickeln sich in Maschinengewehrgurte. Etwas Weiches, Warmes, Klebriges. Jemand taucht vor mir auf und verschwindet wieder.
    Nachtgefecht. Komplizierteste Gefechtsart. Kampf des einzelnen. Der Soldat ist hier alles, seine Macht unbegrenzt. Initiative, Tapferkeit, Instinkt und Findigkeit entscheiden den Ausgang. Hier gibt es nicht die Selbstvergessenheit des Massenrausches wie bei einem Tagesangriff, es gibt nicht die Tuchfühlung, nicht das »Hurra«, das erleichternde, alles verdeckende, erregende »Hurra«. Es gibt nicht die graugrünen Uniformen. Es gibt keine Helme und Mützen. Es gibt keine Sicht. Und es gibt keinen Weg zurück. Es läßt sich nicht bestimmen, wo vorn und wo hinten ist.
    Wann das Gefecht zu Ende ist, siehst du nicht, du fühlst es bloß. Hinterher ist es schwer, sich an Einzelheiten zu erinnern. Man kann ein Nachtgefecht nicht beschreiben oder davon erzählen. Am Morgen entdeckst du auf deinem Körper Schrammen, blaue Flecke, Blut. Aber während des Gefechtes existiert das alles nicht. Bloß Laufgräben … eine Biegung … irgend jemand … ein Schlag … ein Schuß … ein Gewehrkolben … ein Schritt zurück, wieder ein Schlag. Dann Stille …
    Wer ist das? Einer von den Unseren. »Wo sind Unsere?« – »Der Teufel weiß es.« Weiter. »Halt! Ein Fritz?« – Nein, einer von den Unseren …
    Haben wir wirklich die Anhöhe genommen? Es kann nicht sein. Auf welcher Seite sind die Deutschen? Wohin sind sie verschwunden? Wir sind von jener Seite gekommen. Wo ist Karnauchow?
    »Karnauchow! Karnauchow!«
    »Die sind dort vorn.«
    »Wo?«
    »Dort. Am Maschinengewehr.«
    Weit vorn bellt schon unser Maschinengewehr.
    11
    Karnauchow hat seine Feldmütze verloren. Er tastet in der Dunkelheit unter den Füßen danach.
    »War eine gute, aus Tuch. Hab mich den ganzen Krieg über nicht von ihr getrennt. Schade!«
    »Wirst sie am Morgen finden. Niemand nimmt sie.«
    Er lacht:
    »Nun, Genosse Bataillonskommandeur? Die Anhöhe haben wir also doch genommen.«
    »Ja, wir haben sie genommen, Karnauchow, wir haben sie genommen.« Ich lache auch, und ich möchte ihn umarmen und küssen.
    Im Osten wird es gelb. In einer Stunde wird es ganz hell sein, der Mond wird aufgehen.
    »Schicken Sie jemanden zum Gefechtsstand. Man soll die Telefonleitung legen.«
    »Ist schon geschehen. In einer halben Stunde werden wir mit dem Major sprechen können.«
    »Haben Sie schon die Mannschaften gezählt?«
    »Hab schon überprüft. Vorläufig sind zehn da. Vier fehlen noch. Die Maschinengewehrschützen sind vollzählig. Die leichten Maschinengewehre habe ich bereits verteilt. Und das schwere ließe sich meiner Meinung nach hier ganz gut aufstellen. Das zweite dann …«
    »Das zweite – dorthin nach rechts. Sehen Sie?«
    »Vielleicht gehen wir hin, sehen uns den Platz an?«
    »Gehen wir.«
    Wir gehen im Laufgraben entlang. Gebückt untersuchen wir, ob keine Maschinengewehrnester da sind. Die Deutschen hatten anscheinend eine Verteidigung nach allen Seiten hin. Von den Deutschen selbst ist nichts zu sehen noch zu hören. Rechts und links wird geschossen, im Abschnitt des ersten und dritten Bataillons. Die Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt. Einiges kann man schon erkennen. Ein-, zweimal stoßen wir auf die Körper toter Deutscher. Hinter dem »Roten Oktober« brennt es noch immer.
    »Und wo ist Sendezkij?«
    »Ich bin hier«, ertönt unerwartet aus der Dunkelheit eine Stimme, dann taucht eine Gestalt auf.
    »Lauf schnell zum Gefechtsstand. Sag Charlamow, daß er schleunigst die Leute aus den alten Gräben zurückziehen und sich mit unserer rechten Flanke vereinigen soll. Unterwegs stell genau seine Flanke fest. Meiner Meinung nach ist schon hinter diesem Strauch Schluß. Nicht wahr, Karnauchow?«
    »Ja, weiter ist niemand mehr.«
    »Verstanden, Sendezkij? Los! Nimm die Beine in die Hand!«
    Sendezkij verschwindet. Wir finden eine passende Stelle für das Maschinengewehr und gehen wieder zurück. In der Dunkelheit stoßen wir auf jemanden.
    »Bataillonskommandeur?«
    »Ja. Was ist los?«
    »Hab

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