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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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sprechen.«
    »Ich vergesse nichts, sondern bitte Sie nur, von hier fortzugehen, das ist alles.«
    »Ich störe Sie?«
    »Ja, Sie stören.«
    »Womit?«
    »Mit Ihrer Anwesenheit. Mit dem Tabak. Sehen Sie denn nicht, was sich hier tut? Man kann ja nicht atmen.« Ich fühle, daß ich anfange, Dummheiten zu reden. »Mein Platz ist auf der Beobachtungsstelle des Bataillons.
    Ich muß Ihre Arbeit verfolgen.«
    »Das heißt, Sie beabsichtigen, sich die ganze Zeit bei mir aufzuhalten?«
    »Ja, das beabsichtige ich.«
    »Werden Sie auch die Anhöhe mit mir zusammen stürmen?«
    Einige Sekunden blickt er mich unverwandt an, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann steht er demonstrativ auf, legt sorgfältig die Zeitung zusammen, steckt sie in seine Feldtasche, wendet sich wieder zu mir um und sagt langsam, jedes Wort sorgfältig artikulierend:
    »Gut. Wir werden uns woanders wieder sprechen.« Er kriecht hinaus. Unterwegs bleibt er mit seiner Tasche an einem Nagel hängen und kann sich lange Zeit nicht losmachen. Die von der politischen Abteilung lachen. Gegen sie habe ich nichts. Aber ich konnte doch nicht den Hauptmann allein an die Luft setzen. Sie lachen verständnisvoll, wünschen guten Erfolg und gehen fort.
    Im Keller wird es sofort freier, man kann wenigstens die Beine ausstrecken und muß nicht die ganze Zeit in der Hocke sitzen.
    Ich weiß nicht, warum ich dem Hauptmann gesagt habe, daß ich auf die Anhöhe mitgehen werde. Ich hatte nicht die Absicht, selbst am Angriff teilzunehmen. Wir hatten noch am Morgen mit dem Major darüber ein Gespräch. Er zeigte mir den Leitartikel in der »Krasnaja Swesda«: »Der Platz des Kommandeurs während des Gefechts.« Darin wurden jene Kommandeure getadelt, die ihre Einheiten persönlich in den Kampf führen. Ein Kommandeur muß alles übersehen und das Gefecht leiten. In den ersten Reihen aber kann er nichts sehen. Das ist wohl richtig.
    Aber eben, im Gespräch mit dem Hauptmann, ist dieser Satz über die Anhöhe mir unwillkürlich entschlüpft. Übrigens, der Teufel weiß, wie man nachts auf Entfernung ein Gefecht leiten soll. Es ist nichts zu sehen. Die Verbindung kann jeden Augenblick gestört werden. Dann sitzt man wie ein Maulwurf in der Höhle, ohne Augen, ohne Ohren … Die Zeiger der Uhr vereinigen sich und erstarren auf der Zehn.
    Wieder wird aus dem Stab angerufen, ob der Spähtrupp zurückgekehrt sei. Es fragt der Gehilfe des Regimentskommandeurs für rückwärtige Dienste, Korobkow, der Diensthabende. Wenn er Dienst hat, gibt es keine Ruhe: »Berichten Sie über die Lage! Haben Sie genügend Sonnenblumenkerne? Brauchen Sie vielleicht Gurken?« Sonnenblumenkerne – das sind Patronen (schwarze – für Gewehre, weiße –
    für Maschinenpistolen); Gurken – das sind Granaten … Tschumaks Kopf taucht im Loch auf, gerade in dem
    Au gen blick, als ich dem Telefonisten den Hörer zurückgebe. Hinter Tschumak die anderen. Schmutzig, außer Atem, mit schweißnassen Gesichtern, füllen sie mit einemmal den ganzen Raum.
    Ich frage nichts. Warte.
    Tschumak watschelt schweigend zum Tisch, setzt sich auf einen Kasten, trinkt mit großen Schlucken Wasser aus dem Kochgeschirr, wischt sich langsam Lippen, Stirn und Hals ab.
    Nimmt aus der Tasche einige Schachteln deutscher Zigaretten in grüner Verpackung heraus, wirft sie auf den Tisch. »Rauchen Sie.«
    Er steckt in eine durchsichtige Zigarettenspitze aus Plexiglas eine Zigarette mit Goldmundstück.
    »Ihr könnt anfangen. Das Signal ist offen.« Er nickt seinen Leuten zu: »Feierabend. Bis morgen früh lasse ich euch in Ruhe.«
    Ich frage:
    »Sind Minen da?«
    »Nur an einer Stelle. Gegenüber der Kanone mit dem aufgerissenen Lauf. Etwas höher.«
    »Viele?«
    »Habe sie nicht gezählt. Etwa fünf Stück haben wir entfernt. Mit Fühlfäden, Schrapnellminen, glaube ich.« In seiner Hand glänzt ein kupferner deutscher Zünder von einer Mine mit drei nach oben ragenden Drähten. Die Pioniere nennen sie Fühlfäden. Die Mine wird in die Erde eingegraben, und nur die Fühlfäden bleiben über der Erdoberfläche. Tritt man darauf, so schlägt der Schlagbolzen in das Zündhütchen, das Zündhütchen entzündet das Pulver, das Pulver die Ausschußladung, die Mine springt aus der Erde hervor, explodiert in der Luft und streut Schrapnell kugeln nach allen Richtungen. Ein ekliges Zeug. »Also, links von der Kanone geht’s nicht. Rechts haben wir etwa zweihundert Meter abgefühlt – da ist nichts.« »Und Fritzen sind viele da?«
    »Der

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