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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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ein richtiger Fritz in die Quere. Nun, da hab ich’s dem verpaßt …«
    Ich entsinne mich, wirklich jemanden mit der Maschinenpistole geschlagen zu haben, aber in der Dunkelheit konnte ich nichts unterscheiden.
    »Solch ein Schlag ist eine Uhr wert«, sagt Tschumak und sucht in seiner Tasche. »Gute, auf Steinen. ›TawanWatch‹ …«
    Wir lachen beide.
    In den Unterstand poltern die Telefonisten herein, mit Kästen und Rollen; sie schnaufen wie Lokomotiven.
    »Sind kaum durchgekommen … Beinahe hätten wir den Fritzen einen Besuch abgestattet.«
    »Welchen Fritzen?«
    Ein weißblonder Telefonist mit wäßrigen Augen nimmt keuchend den Apparat von der Schulter.
    »Die kriechen doch dort in der Schlucht wie Schaben umher.«
    »In welcher Schlucht?«
    »Na, dort … wo unsere Vorderste verlief.«
    Tschumaks Augen werden plötzlich klein und scharf.
    »Bist du allein oder mit deinen Leuten?« frage ich.
    »Die Leute können nichts dafür. Ich werde selbst …«
    Er ergreift die Maschinenpistole, vergißt sogar den Kittel und verschwindet aus der Tür.
    Sollten wir wirklich abgeschnitten sein?
    Die Telefonisten legen die Leitung durch die Tür.
    »Ist es wahr, daß die Fritzen in der Schlucht sind?«
    »Stimmt aufs Haar«, antwortet der Weißblonde. »Wir sind mit den Nasen zusammengestoßen. Etwa fünf Mann kamen angekrochen. Wir haben noch auf sie gefeuert.«
    »Vielleicht haben Unsere eine neue Verteidigungsstellung bezogen?«
    »Was heißt Unsere? Unsere haben noch in den Gräben gesessen, als wir weggingen. Wir haben unterwegs noch den Zugführer getroffen, den mit dem verbundenen Hals. Er hat den Stabschef gesucht.«
    »Nun, verbinde mich mit dem Bataillon.«
    Der Weißblonde setzt sich den Kopfhörer auf.
    »›Jupiter‹ … ›Jupiter‹ … hallo, ›Jupiter‹ …«
    An seinen farblosen Augen mit den weißen Wimpern sehe ich, daß niemand antwortet.
    »›Jupiter‹ … ›Jupiter‹ … hier ›Mars‹ …«
    Pause.
    »Schluß. Das Kabel ist durchgeschnitten. Diese Schweinehunde! Ljoschka, geh, kontrolliere …«
    Ljoschka, mit einer roten Nase, abstehenden Ohren und übermäßig großer Mütze, brummt, aber geht.
    »Durchgeschnitten. Tatsache …«, sagt ruhig der Weiß blonde und holt hinterm Ohr eine Zigarette hervor, die er sich wahrscheinlich noch vor dem Weggehen gedreht hat.
    Ich krieche hinaus. Von der Schlucht her hört man Maschinenpistolengeknatter und einzelne Gewehrschüsse.
    Dann erscheint Tschumak.
    »So ist’s, Bataillonskommandeur – umzingelt.«
    »Reingefallen also?«
    »Reingefallen. In den Gräben auf dieser Seite der Schlucht haben sich die Fritzen eingerichtet.«
    »Viele?«
    »Kann man das rauskriegen? Sie schießen von allen Seiten.«
    »Und wo ist Karnauchow?«
    »Er stellt das Maschinengewehr um. Kommt gleich.«
    Tschumak nimmt ein grünes Zigarettenpäckchen heraus.
    »Rauchen Sie! Sind von den Fritzen.«
    Wir rauchen.
    »Ja, Tschumak, reingefallen … Eine heikle Lage.«
    »Reingefallen«, lacht Tschumak. »Tut nichts, Bataillonskommandeur. Wir kommen schon wieder raus. Meine Burschen sind auch hier. Maschinengewehre haben wir. Vorräte sind genügend da, sie haben ja alles im Stich gelassen. In den Thermoskübeln ist sogar noch heißer Kaffee. Was brauchen wir mehr?«
    Karnauchow kommt heran. Er hat Verteidigungsstellung nach allen Seiten bezogen, hat zwei deutsche Maschinengewehre gefunden. Auch Handgranaten sind reichlich vorhanden, ungefähr zehn Kästen. Außerdem liegen in jeder Maschinengewehrstellung und in den Nischen welche …
    »Schlecht ist nur, daß von unserer Stellung aus ihre Gräben nicht zu beschießen sind. Zu steil.«
    »Wie viele Leute haben wir im ganzen?«
    »Zwölf Mann Infanterie, zwei habe ich nicht gefunden. Zwei schwere Maschinengewehre, zwei leichte. Noch zwei deutsche. Also sechs.«
    »Meine drei Burschen sind auch noch da«, wirft Tschumak ein, »und wir drei. Außerdem noch zwei Nachrichtenleute. Wird schon gehen.«
    »Sechsundzwanzig also«, sage ich.
    Karnauchow rechnet im Kopf nach.
    »Nein, zweiundzwanzig. Die leichten Maschinengewehre darf man nicht zählen, die sind schon in den zwölf mit eingerechnet.«
    Aus der Richtung der Schlucht hört die Schießerei nicht auf, bald wird sie stärker, bald verstummt sie. Anscheinend schießen unsere von der anderen Seite, die Deutschen antworten. Leuchtspurkugeln ziehen sich wie Fäden von einer Seite der Schlucht zur anderen. Aus der Schlucht auf uns zu schießen ist den Deutschen unbequem. Ihre

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