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Stalins Kühe

Stalins Kühe

Titel: Stalins Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Oksanen
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dich?

    Rote Wangen und erweiterte Pupillen. Das wolltest du doch sehen. Wieso beschwerst du dich?
    Mein zu groß gewordener Ring fiel mir vom Finger, als ich mit den Händen gegen die Wand kam, und fiel klingelnd zu Boden. Ich stand vom Bett auf und trank kalorienfreien, mit Honig aromatisierten Tee und rauchte eine Zigarette, und ich hatte nicht mal Lust, etwas zu essen.
    Zumindest der Schweiß war echt gewesen. Und die erweiterten Pupillen. Ich war zufrieden und hatte Brüste, die Hukka mir in der Nacht mit schwarzem Filzstift aufgemalt hatte, zwei Sonnen mit schwarzem Rand – etwas Licht. Die schwarz geränderten Sonnenbrüste waren schön und komisch, und um sie zu bekommen, waren viele Kilos vergangen. Der Filzstift war wasserfest. Nach dem Duschen hatte ich immer noch Brüste. Sie waren nicht einmal verlaufen. Es war ein neuer Tag, und ich war so erregt, als wäre ich zum ersten Mal auf grünem Gras. Hukka schlief noch. Heute würde ich vielerlei Dinge tun: mich dem Studium widmen, einkaufen, für Hukka das beste Abendessen der Welt zubereiten und die besten Brötchen der Welt backen, die ich nicht erbrechen, allerdings auch nicht essen würde, ich würde eine Menge schaffen. Ich war voller Energie, erfolgreich und gut gelaunt.
    Ich ging Kaffee kochen.
    Hukka erwachte. Sonnig lächelte ich ihn an.
    Warum berührst du mich niemals?, fragte Hukka.
    Aus Versehen schüttete ich Haferflocken in den Kaffeefilter. War ich gar nicht erfolgreich?
    Warum berührst du mich niemals?
    Ich schüttete die Haferflocken weg und suchte im Schrank nach dem Kaffee, ich suchte und suchte und sah ihn nicht und auch kaum etwas anderes. Ich setzte mich auf den Stuhl. Zündete mir eine Zigarette an. Sah nicht zu Hukka hinüber.
    Du bittest mich ja nie darum.
    Muss ich extra darum bitten!

    Aber woher soll ich das sonst wissen, wo ich das doch nicht einmal von mir selbst weiß? Wie dann von jemand anderem?
    Ich konnte nicht weiter. Ich hatte keine Fortsetzung. Ich wusste nicht weiter. Ich bemühte mich.
    Habe ich etwas Ekelhaftes an mir?, fragte Hukka.
    Nein, das hast du nicht.
    Fürchtest du, etwas falsch zu machen?
    Vielleicht. Ich weiß es nicht.
    Hast du Angst, etwas zu tun, was ich nicht mag?
    Ich weiß es nicht. Vielleicht.
    Vielleicht möchtest du nur eine Freundin sein.
    Nein!
    Hukka befahl mir, näher zu kommen.
    Komm her. Hierher, jetzt sofort.
    Sollte ich tun, was Hukka mir befahl, oder nicht? Es handelte sich nur um ein paar Meter.
    Als ich mich nicht rührte, kam Hukka zu mir, legte mir die Hände auf die Brüste und fragte, ob mir das angenehm sei. Ich sagte Ja. Dann ließ Hukka die Hand auf meine Schenkel und meinen Po gleiten und fragte, ob mir das angenehm sei. Wieder sagte ich Ja. Dann leckte Hukka meine Brust, biss hinein und stellte wieder dieselbe Frage. Ich bejahte. Hukka biss ein zweites Mal, und stärker, und fragte wieder dasselbe, ich bejahte, Hukka biss immer stärker und fragte immer seltener, aber ich bejahte jede Frage, bejahte, bis ich schrie und schreiend bejahte, ich und der Schmerz und der Schrei und meine Konturen, von denen der Schmerz bis ins Innere strahlte, die endlich einmal zu spüren waren, ohne dass ich sie hätte sehen müssen, sie waren gut zu spüren und schmerzten. Plötzlich ließ Hukka mich los, ich fiel zu Boden und zitterte, zitterte am ganzen Leib.
    Du weißt nicht, was du willst.
    Hukka ging Wasser holen. Hukkas gekränkte Stimme.
    Als hätte ich Hukka mit meiner Unlust und Unwissenheit misshandelt … als hätte ich Hukka durch diese Misshandlung in ein vollkommen unattraktives, missglücktes und unförmiges Wesen verwandelt und alles Unversehrte in Hukkas Person zerschlagen. Obwohl doch ich es war, auf die das zutraf. Und obwohl ich diejenige war, die geschlagen wurde – Hukka wollte mich nicht mehr berühren, solange ich nicht sagte, was – ich – will – das – Hukka – tun – solle. Für mich.
    Ich sammelte meine Sachen zusammen, warf mir den Mantel über, rannte hinaus, die Straße hinunter zu meiner Wohnung, dorthin musste ich so schnell wie möglich, warum quälte Hukka mich, was wollte Hukka eigentlich von mir, war die letzte Nacht denn gar nichts gewesen? Hukka hatte doch gesagt, am wichtigsten sei es, dass ich genieße, und hatte ich denn nicht die ganze Nacht genossen? Ich hatte gewollt und geschrien und genossen. Mein Schweiß und die erweiterten Pupillen waren doch echt gewesen, nicht wahr? Ich hatte schon geglaubt, die Kleine Katze würde zurückkehren.
    Als

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