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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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von irgendjemandem, denn bei den meisten Ärzte und Pflegern spürte er die gleiche Distanz, wie zu Major Marinin. Wirklich sympathisch in diesem ganzen Verein war ihm eigentlich nur einer...
    Es klopfte an der Tür.
    Ehe er überhaupt den Eintritt gestatten konnte, öffnete sie sich bereits einen Spalt weit, und Doktor Getman schaute zu ihm herein. David atmete auf. Das war ja wie auf Bestellung. Der junge Doktor war nämlich der Einzige, bei dem er spürte, wie sehr er sich ehrlich um ihn sorgte.
    „Alles gut überstanden?", fragte Getman und trat ein.
    „Gut ist übertrieben." Anfangs musste David die russischen Vokabeln noch ein wenig zusammensuchen, aber wenn ein Gespräch erst mal lief, kamen sie ihm wie von selbst über die Lippen. „Es gibt Angenehmeres, als sich mit der Polizei auseinander zu setzen."
    „Ach, Marinin ist schon in Ordnung. Der eckt selbst überall an." Der Doktor wirkte sehr nervös, seine Hände zitterten regelrecht, als er näher trat. „Du, ich hab leider nicht viel Zeit, denn Professor Juschtschenko will dich gleich noch mal untersuchen."
    David verzog das Gesicht.
    Juschtschenko gehörte exakt zu dem Personenkreis hier in der Klinik, den eine Art schlechte Aura umgab. Manchmal schien das Gesicht des Professors sogar von halbtransparenten Schatten umhüllt zu sein ... Natürlich erzählte David niemanden von solchen Beobachtungen, er hatte schließlich keine Lust, auf Psychopharmaka gesetzt zu werden.
    „In seiner Begleitung werden sich zwei Angehörige der deutschen Botschaft befinden", fuhr Getman fort. „Du musst ihnen sagen, dass du dich hier nicht wohl fühlst und zurück nach Deutschland möchtest, auch wenn Juschtschenko versuchen sollte, dich als nicht transportfähig einzustufen. Was übrigens Quatsch ist. Organisch bist du völlig gesund."
    „Zurück nach Deutschland?" David schüttelte den Kopf. „Was soll ich da denn? So lange ich nicht weiß, was mit meinen Eltern ist, bekommen mich hier keine zehn Pferde weg." Außerdem gab es da noch seinen brennenden, einfach nicht zu bezähmenden Wunsch, in die Sicherheitszone zurückzukehren. Aber davon erzählte er lieber genauso wenig, wie von den Schatten um Juschtschenkos Gesicht.
    „Du musst aber fort von hier!" Getmans Forderung traf David wie ein Stich in die Brust. „Hier ist es nicht sicher genug für dich!"
    David wollte etwas antworten, hielt aber inne. Sein Verstand schien sich plötzlich zu weiten und die Sinne zu schärfen. Es war nicht das erste Mal, dass sich seine Wahrnehmung derart veränderte. Seit er in diesem Bett erwacht war, war es ihm schon häufiger passiert.
    Trotzdem ängstigte es ihn immer wieder aufs Neue. Getmans Gestalt wirkte auf einmal ein wenig verschwommen, obwohl David alles andere im Raum gewohnt klar wahrnahm. Innerhalb der milchigen Hülle, die den Doktor umgab, pulsierte ein feines rotes Geflecht, dessen rhythmisches Flackern Aufschluss über die Gemütsverfassung gab. David wusste nicht wie, aber er spürte mit absoluter Gewissheit, dass ihm Getman etwas Wichtiges verheimlichte.
    Etwas, das mit ihm zu tun hatte.
    Dieses Wissen sickerte in David ein, ohne dass er sich darum bemühen musste. Es schien ein ganz natürlicher Vorgang zu sein, so wie beispielsweise ein Glas Wasser zu trinken, um den Durst zu löschen.
    „Können Sie mich nicht ausstehen, oder was ist los?", fragte David. Im gleichen Moment, da er sich auf seine Worte konzentrierte, zerfiel der fiebrige Schemen, der Getman umgab. „Oder warum wollen Sie mich plötzlich mit aller Gewalt nach Deutschland abschieben?"
    Getman erbleichte.
    „Ich will dich doch nicht loswerden", versicherte er rasch. „Es geht hier überhaupt nicht um mich, sondern ausschließlich um dich!"
    David spürte stärker denn je, dass der Arzt etwas vor ihm verbarg.
    „Ach ja? Was ist denn mit mir? Bin ich krank oder was? Hat mich die Entladung verändert oder gemeingefährlich gemacht? Sagen Sie schon, was los ist!"
    Irgendwie musste er mit seinen Fragen ins Schwarze getroffen haben, denn Getman riss die Augen weit auf und starrte ihn verblüfft an. Sein Gesicht war plötzlich in Schweiß gebadet. Doch er schwieg beharrlich.
    „Reden Sie schon!", forderte David mit Nachdruck. „Was verheimlichen Sie vor mir?"
    Rede, wiederholte er dabei in Gedanken. Rede! Rede! Rede endlich!
    Getman wich einen Schritt zurück, als hätte er einen Schlag ins Gesicht bekommen. Die Ader über seiner rechten Schläfe trat hervor und begann nervös zu zucken.
    Rede!

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