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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Kopfschüttelnd betrachtete er die glühende Spitze, bis er sich wieder völlig in der Gewalt hatte. Dann nahm er einen weiteren Zug und sah David direkt in die Augen.
    „Es ist leider wahr, ich stehe schon mit einem Bein im Grab", erklärte er, während Rauch aus seinem Mund quoll. „Der Arzt ist sich nicht mal sicher, ob ich noch das Ende dieses Jahres erlebe. Es hat mich zwanzigtausend Rubel gekostet, damit er meine Krankenakte verschwinden lässt."
    Jetzt verstand David, warum das Gespräch nicht im Besucherraum stattfand. Dort gab es versteckte Mikrofone, die ein heimliches Mithören gestatteten. Das Büro des Direktors war dagegen garantiert wanzenfrei.
    „Warum tust du das?" Er schüttelte traurig den Kopf. „Was wäre so schlimm daran, wenn du dienstunfähig geschrieben würdest? Genieß doch die Zeit, die dir noch bleibt. Du hast es dir verdient."
    „ Die Zeit genießen?" Marinin verlor so sehr die Fassung, dass er doch husten musste. Es klang hart und krächzend, als ob ihm die halbe Lunge im Hals stecken würde. „Soll das ein Witz sein? Würdest du etwa zum Ausspannen in den Süden fahren, wenn sie dich hier herauslassen?"
    David kniff die Lippen trotzig zusammen und blieb dem Freund die Antwort schuldig. Er brauchte auch nichts zu sagen. Sie wussten beide, dass er nur raus wollte, um sofort wieder in die Zone zu gehen.
    „Wir haben beide keine Zeit mehr zu verlieren", beschwor ihn Marinin. „Du verschwendest hier drinnen die besten Jahre deines Lebens, und mich rafft es bald dahin, während die Zone von Glücksrittern überschwemmt wird, die sich einen Scheißdreck darum kümmern, was deiner und meiner Familie passiert ist. Denen geht es nur darum, alles rauszuschleppen, was irgendwie von Wert ist."
    Davids Herzschlag beschleunigte sich. Am liebsten wäre er aufgesprungen, um Marinin an den Jackenaufschlägen zu packen und durchzuschütteln. „Es ist also wahr, was man sich erzählt?", rief er aufgeregt. „Man kommt wieder hinein und kann tiefer eindringen als je zuvor?"
    „Ich kenne niemanden, der schon bis zum Reaktor vorgestoßen ist", dämpfte Marinin die Erwartungen. „Ansonsten hast du Recht. Der Armee entgleitet allmählich die Kontrolle. Langsam geht es da drinnen zu wie auf dem Rummelplatz. Und dabei kommst du ins Spiel! Unsere Infiltrationseinheiten beißen sich an einer ganz bestimmten Gruppe die Zähne aus. Selbst die besten Spezialisten wurden enttarnt. Ich habe General Simak davon überzeugt, dass da nur noch jemand mit deinen Fähigkeiten weiterkommt. Du bist einmalig, mein Junge. Das ist dein Trumpf. Und seit drei Tagen sticht er wieder."
    „Infiltration?" David spuckte das Wort förmlich aus. „Sag doch gleich Spionage! Und dafür soll ich mich hergeben?"
    Marinin verdrehte die Augen und sah entnervt zur Deckenvertäfelung. Er wollte an der Zigarette ziehen, um sich besser sammeln zu können, doch ein Hustenanfall kam ihm zuvor.
    Gereizt klopfte er die erst halb aufgerauchte Kippe in den protzigen Glasaschenbecher. Und immer noch gereizt sah er auf. „Nimm endlich Vernunft an, Junge", sagte er schärfer als gewöhnlich. „Es ist doch vollkommen egal, für welchen Zweck dich die Spetsnaz verpflichtet. Wenn du erst mal in der Zone bist, bist du auf dich alleine gestellt. Du erstattest nur mir Bericht, denn ich werde als dein Führungsoffizier fungieren. Es wird beinahe so, wie beim letzten Mal. Nur dass ich aus der Ferne agiere und dass wir diesmal wissen, dass wir keinem vertrauen können."
    Das klang verlockend, das musste David zugeben.
    „Diesmal schaffen wir es", versprach Marinin. „Diesmal kommen wir dahinter, was für eine Schweinerei damals abgelaufen ist. Wir müssen es einfach, das ist hier unsere letzte Chance."
    David spürte einen dumpfen Druck unter der Schädeldecke, als der Major unsere letzte Chance sagte.
    „Was meinst du damit?", fragte er. „Heißt das, ich habe gar keine Wahl mehr?"
    Marinin wirkte einen Moment wie ertappt, dann glätteten sich seine Gesichtszüge. „Ich fürchte nein", gestand er. „Ich bin mir nämlich sicher, dass der Überfall in der Dusche kein Zufall war. Du weißt ja, dass ich viele Feinde in der Armee habe. Es gibt Fraktionen, die mehr über die Zone wissen, als sie zugeben wollen. Denen passt es nicht, dass ich schon einiges herausgefunden habe. Allein die Tatsache, dass ich dich bei Simak für die Infiltration ins Gespräch gebracht habe, kann denen schon ausreichen, um dich auf die Abschussliste zu setzen. Ich habe das

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