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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Schreiend stolperte er rückwärts, bis ihn eine Mischbatterie stoppte. Die Dusche sprang unter dem harten Aufprall an. Kaltes Wasser schoss in die Tiefe, doch auch diese eisige Erfrischung brachte den angeschlagenen Plichko nicht mehr auf die Beine. Pfeifend entwich die Luft aus seinen Lungen, bevor er wimmernd auf die Fliesen sank.
    Mit erhobenen Fäusten stand David über ihm, unschlüssig, ob er noch einmal nachsetzen sollte, um auf Nummer Sicher zu gehen. Das Scharren von Ledersohlen enthob ihn dieser Entscheidung.
    „Was ist hier los?", keifte Krol hinter ihm. „Seid ihr wahnsinnig geworden?"
    David zog den Kopf ein und spannte die Schultermuskulatur an. Er wusste, dass es keinen Zweck hatte, seine Unschuld zu beteuern. Die Wärter würden ihn so oder so schlagen, ganz einfach, weil sie sich nicht anders artikulieren konnten. Er hatte Glück, der erste Hieb traf ihn nur am Schulterblatt.
    David warf sich sofort hin und nahm den Kopf zwischen die Arme, um ihn vor den herabsausenden Knüppeln zu schützen. Gleichzeitig zog er beide Beine an und krümmte sich zusammen, damit auch seine Weichteile einigermaßen sicher waren.
    Mehr konnte er nicht tun. Nur hoffen, dass sie ihn am Leben ließen.
    Krol brüllte wie ein Wahnsinniger und drosch mehrmals auf David ein, bis ihn die eigenen Kollegen mit Gewalt zurückzerrten.
    „Dreh jetzt nicht durch, du Idiot!", schrie einer von ihnen aufgebracht. „Willst du, dass uns Marinin eine Untersuchungskommission auf den Hals hetzt?"
    Das war so ziemlich das Letzte, was David bei vollem Bewusstsein registrierte. Danach verschwamm alles wie im Fiebertraum. Er bekam nur noch undeutlich mit, wie sie ihn in die Höhe zerrten und zu zweit aus dem Waschraum schleiften. Nackt wie er war, bugsierten sie ihn über die Gänge bis in den Isoliertrakt. Dort warfen sie ihn eine fensterlose kalte Zelle, die für Dunkelhaft vorgesehen war.
    Einer der Wärter hatte immerhin noch soviel Mitgefühl, dass er David ein Handtuch zuwarf. Damit konnte er sich notdürftig abtrocknen und seine blutende Hand umwickeln. Danach fiel die schwere Tür ins Schloss und es wurde stockfinster im Raum.
    David kannte das. Er hatte hier schon mehrfach eingesessen.
    Stöhnend lehnte er sich mit den Rücken an die Wand, schlang seine Arme um die angewinkelten Beine und begann aufbessere Zeiten zu hoffen.

 
    3.
     
    Der Aufenthalt im Loch währte überraschend kurz. Dass ihn ausgerechnet Krol entließ, gehörte zu den zahllosen Prüfungen, die ihm das Schicksal auferlegte. David nahm sie inzwischen gleichmütig hin.
    „Los, aufstehen. Ab in die Krankenstation." Der Wärter gab sich - für seine Verhältnisse - aufgeräumt und freundlich. Er ließ nicht einmal den Schlagstock in die offene Hand klatschen, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    David gehorchte, ohne eine Miene zu verziehen, auch wenn ihn jeder Schritt schmerzte. In der Krankenstation arbeiteten zwei Ärzte im Schichtdienst, dazu mehrere übergewichtige Schwestern jenseits der Fünfzig.
    David schämte sich plötzlich seiner Blöße. Obwohl er es gewohnt war, als Gefangener keine Privatsphäre zu genießen, schlang er sich vor dem Eintreten das blutige Handtuch um die Hüfte. Die Abschürfungen und blauen Flecken, die seinen Körper bedeckten, ließen sich damit allerdings nicht verstecken.
    Die Frauen erkannten mit geübtem Blick, woher die meisten seiner Verletzungen stammten. Wütend starrten sie auf Krols Schlagstock und scheuchten ihn davon, damit er Kleidung aus Davids Zelle holte. Den Gefangenen führten sie in einen Behandlungsraum und nahmen sich seiner Blessuren an.
    Innerhalb der Station waren alle Räume verglast, damit Ärzte und Schwestern jederzeit sehen konnten, wenn es einem der Patienten schlechter ging. Während seine zerschnittene Hand verbunden wurde, sah sich David nach den Betten des Krankenzimmers um. Drei von ihnen waren belegt, doch von Plichko fehlte jede Spur.
    „Er wurde in ein Militärhospital gebracht", erklärte eine der Schwestern, damit er endlich ruhig sitzen blieb. „So ein Kampf führt zu großer Unruhe, wenn die Gefangenen vor Ort bleiben. Du wirst sicher auch noch verlegt."
    „Der Kerl war also transportfähig?", fragte David. Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Dann können seine Verletzungen ja nicht so schlimm gewesen sein."
    Die Schwester - er erfuhr nicht, wie sie hieß, denn die Namen des Sanitätspersonals wurden aus Sicherheitsgründen geheim gehalten - sah ihn prüfend an.

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