S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno
knisterndes Ätherrauschen aus dem Lautsprecher. Irgendetwas störte den Funkverkehr, vermutlich ein entsprechender Sender. Sie waren auf sich allein gestellt. Am Rand der Millionenstadt Kiew, nur zwei Kilometer von der Wachmannschaft in Ostrov entfernt... Aber bis ihnen die Kollegen zu Hilfe eilen konnten, würde es längst zu spät sein!
Maxim und Eugen saßen wie gelähmt in ihren Sitzen, während der Mann mit der Stinger sie anvisierte. Falls der Kerl feuerte, würde die Explosion auch ihn selbst und seine Kameraden mit ins Verderben reißen, aber wer wusste schon, wozu irgendwelche Fanatiker fähig waren?
Die beiden anderen Gangster näherten sich mit Sturmgewehren im Anschlag. Ihre Kugeln konnten die Panzerung des Transporters nicht durchdringen, aber solange sie auf die verriegelten Autotüren zielten, saßen die Wachleute im Fahrzeug fest.
Als die beiden AKM-Schützen heran waren, holte jeder von ihnen eine Farbspraydose aus der Seitentasche seiner Tarnhose. Eine Dose Rot und eine Schwarz. Damit besprühten sie innerhalb von Sekunden die Scheiben des Führerhauses, bis keiner der Fahrer mehr nach draußen blicken konnte.
Damit waren Maxim und Eugen endgültig von der Außenwelt abgeschnitten.
Während Rasputin Drei das Führerhaus mit der AKM in Schach hielt, legte Rasputin Eins die Stinger auf den Bürgersteig und holte den vorbereiteten Plastiksprengstoff aus einer Umhängetasche.
Die ganze Aktion hatte bislang fünfzehn Sekunden gedauert und war reibungslos verlaufen. Die beiden Autofahrer, die in dieser Zeit vorbeigekommen waren, hatten den seltsamen Unfall zwar mit großen Augen umfahren, sich aber sonst nicht weiter eingemischt. Keiner von ihnen schien glauben zu können, was er dort sah. Und falls sie ein Mobiltelefon besaßen, war das egal. Im Umkreis von zwei Kilometern waren derzeit alle gängigen Frequenzen gestört.
Rasputin Eins trat zusammen mit Rasputin Zwei an die gepanzerte Außenwand der Sicherheitskabine, in der sich Rothe und der dritte Wächter befanden. Gemeinsam brachten sie die mit formbarem Plastiksprengstoff gefüllte Rahmenladung an. Danach gingen sie einige Schritte zurück, und Rasputin Eins zündete den Sprengsatz über ein dünnes Elektrokabel.
Es gab eine dumpfe Explosion, die im normalen Alltagslärm unterging. Gleißendes Licht flammte auf, während der Sprengstoff seine linear-schneidende Destruktivwirkung entwickelte. Er schweißte sich praktisch durch die Panzerung, bis das herausgelöste Stück nach vorne fiel und scheppernd auf dem Bürgersteig landete.
Nachdem sich der Qualm verzogen hatte, klaffte ein großes dunkles Loch in der Seitenwand. Von drinnen drang Husten und Stöhnen nach draußen.
„Rothe!", brüllte Rasputin Eins. „Sind Sie in Ordnung?"
Statt einer Antwort erklang ein Pistolenschuss, und eine ungezielte Kugel schlug zwischen den beiden Vermummten in den Asphalt. Rasputin Zwei sprang zur Seite und riss seine AKM in den Hüftanschlag, wagte aber nicht, blind in das Fahrzeug zu feuern.
Inzwischen hatte Rasputin Eins eine Blendgranate gezündet und durch die Öffnung in der Panzerung geworfen. Nachdem der Sprengkörper in einem grellen Lichtblitz explodiert war, sprang der Bewaffnete mit einer Hechtrolle in den Transporter und rollte sich drinnen geschickt ab. Er hatte dieses Vorgehen in zahlreichen Trainingseinheiten sooft geübt, das es ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Noch während er sich aufrichtete, erfasste er sein Primärziel mit der A KM.
Der geblendete Krol stolperte verwirrt zurück und wedelte blind mit seiner 45er Automatik hin und her. Rasputin Zwei zielte auf seinen Kopf und drückte ab. Die Kugel schlug in die Stirn des Wärters und schleuderte ihn nach hinten gegen die stählerne Seitenwand. Kraftlos rutschte er an dem kalten Metall herab und blieb mit verrenkten Gliedern auf dem Boden liegen. Wie eine Marionette, der man die Fäden gekappt hatte.
Rasputin Zwei würdigte den Toten keines weiteren Blickes, sondern stülpte dem ebenfalls geblendeten Rothe einen Leinensack über den Kopf. Danach nahm er den Seesack mit Rothes Sachen auf, packte Rothe am Arm und zerrte ihn brutal mit sich. „Na los", brüllte er dabei, „raus mit dir, du deutsches Schwein!"
Draußen nahmen Rasputin Eins und Drei den Gefangenen in ihre Mitte und bugsierten ihn in eine angrenzende Seitengasse, wo sie eine Limousine als Fluchtfahrzeug geparkt hatten.
Rasputin Eins hob den Raketenwerfer vom Bürgersteig auf, bevor er den anderen
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