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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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„Du hast ihn ganz schön übel zugerichtet", verriet sie schließlich. „Aber er ist ein großer Kerl, der einiges aushält."
    David zuckte mit den Schultern. „Mir blieb nichts anderes übrig. Er wollte mich erdrosseln. Da hieß es: er oder ich."
    Die Schwester antwortete nicht darauf, doch er spürte, dass sie ihm glaubte. Dass er einen Koloss wie Plichko nicht freiwillig angegriffen hatte, leuchtete ihr wohl ein. Während sie die Einschnitte an seiner Hand und am Hals mit Jod behandelte, überlegte er, ob er sie weiter ausfragen sollte.
    Plichko war kein gewöhnlicher Gefangener, soviel stand fest. Er war zwar gerade erst nach Ostrov verlegt worden, vielleicht hatte sie ja dennoch einen Blick in seine Krankenakte werfen können? Die konnte aber gefälscht sein, außerdem machte die Frau nicht den Eindruck, als würde sie David zuliebe die ärztliche Schweigepflicht brechen.
    Als Krol zurückkehrte, war Davids Hand frisch verbunden.
    Der Wärter hatte ihm Unterwäsche und einen orangenen Overall mitgebracht, auf dessen Rücken in großen, schwarzen Lettern Ostrov stand. Rund um Kiew wusste jeder Bürger sofort, mit wem er es zu tun hatte, wenn er diese auffällige Kleidung sah.
    Sobald ein Häftling den Hochsicherheitstrakt verließ, musste er den Overall tragen. Das Treffen mit Alexander Marinin fand also doch statt.
    David zog sich rasch an und schlüpfte in seine Turnschuhe, die ebenfalls bereitstanden. Krol klärte ihn mit keinem Wort über ihr nächstes Ziel auf. Er legte David einfach Handschellen an, die über eine lange Kette mit zwei anhängenden Fußfesseln ausgestattet waren. Auf diese Weise in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt, ging es los. Statt in den Besuchstrakt führte ihn Krol allerdings in das Verwaltungsgebäude.
    David wusste nicht, ob er das als gutes oder schlechtes Zeichen werten sollte. Auf jeden Fall fühlte es sich gut an, die Doppelschleusen des Hochsicherheitstraktes hinter sich zu lassen. Zum ersten Mal seit vier Jahren.
    Die lichtdurchfluteten Gänge der Verwaltung rochen bereits nach Freiheit. Durch die Panoramascheiben sah er zwei in voller Blüte stehende Kirschbäume. Draußen, in der richtigen Welt, herrschte Frühling.
    Einige Akten tragende Männer und Frauen, die ihnen unterwegs begegneten, sahen leicht erschrocken drein. Obwohl nur dreißig Meter von den nächsten Zellen entfernt, bekamen sie offenbar selten Gefangene zu Gesicht. Und wenn, dann handelte es sich um Freigänger, die bereits Zivilkleidung tragen durften.
    Krol führte ihn ins Vorzimmer des Direktors, das sie durcheilten, ohne der wasserstoffblonden Sekretärin im knappen Kostüm mehr als ein kurzes Nicken zu schenken. Sie wurden bereits dringend erwartet, das zumindest war ihrer erleichterten Miene zu entnehmen.
    Als Krol an die schwere Verbindungstür klopfte, begann Davids Herz zu rasen. Doch nachdem er alleine eingetreten war, atmete er erleichtert auf. Hinter dem schweren Mahagonitisch erwartet ihn nicht das Ekelpaket, das diesen brutalen Laden führte, sondern ein vertrautes Gesicht aus alten Tagen.
    Major Alexander Marinin.
    Ein Mann, der ihn schwer enttäuscht hatte, von dem David aber wusste, dass er sich nach Kräften für ihn einsetzte. Dass ihn der Major hier empfangen durfte, bewies, dass er das Direktorium wegen des Überfalls in der Dusche gehörig unter Druck setzen konnte.
    „Komm her und mach's dir bequem", bat Marinin und deutete auf einen gepolsterten Besucherstuhl. „Das mit den Fußfesseln tut mir leid, aber in diesem Punkt konnte ich mich nicht über die hiesigen Sicherheitsbedenken hinwegsetzen."
    „Schon okay", winkte David ab. „Ich wäre sonst wirklich in Versuchung, die Gelegenheit zur Flucht zu ergreifen." Seufzend ließ er sich in dem weichen, aber unbequemen Stuhl nieder. Das Möbelstück war symptomatisch für die gesamte Büroeinrichtung, die einen leicht antiken Touch hatte. Angefangen von den barocken Wandvorhängen, einer grau in grau gehaltenen Öllandschaft im Stil der Romantik bis hin zu dem schweren Tropenholzschreibtisch mit den dazu völlig unpassenden Eichenstühlen.
    Alles wirkte sehr teuer, überladen und völlig planlos zusammengestellt. Dass der Direktor unter Geschmacksverirrung litt, war natürlich sein Problem.
    Davids Sorge galt Alexander Marinin, der seit ihrem letzten, nur drei Monate zurückliegenden Treffen erneut an Gewicht verloren hatte. Auch die sonstigen Veränderungen waren erschreckend: Sein zurückweichendes Haar ergraute immer mehr, und

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