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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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hinterherlief. An der Einmündung zur Seitengasse drehte er sich noch einmal um und suchte hinter der Hausecke Deckung. Dort legte er mit der Flugabwehrwaffe auf den Gefangenentransporter an, zielte kurz und feuerte.
    Fauchend schoss die Stinger aus dem olivgrünen Rohr und folgte der anvisierten Richtung. Der rauchende Schweif, den sie hinter sich herzog, wies auf die Beifahrerseite des Führerhauses.
    Eugen Boyko öffnete gerade unter großer Kraftanstrengung die verzogene Fahrzeugtür, als er die Rakete direkt auf sich zuschießen sah.
    Es war das Bild, das er mit in den Tod nahm - bevor er mit dem Transporter und seinen Kollegen in einer gewaltigen Explosion zerfetzt wurde.
    Zwei Minuten nachdem der Überfall begonnen hatte, waren die Entführer mit ihrem Opfer in den Häuserschluchten von Kiew verschwunden.

 
    5.
     
    David hatte nie viel für Krol übrig gehabt, doch mit anhören zu müssen, wie der Wärter kaltblütig niedergeschossen wurde, ging ihm doch an die Nieren. Vor allem, da er den Mördern nun selbst hilflos ausgeliefert war.
    Aufgrund des Leinensacks in völlige Dunkelheit gehüllt, lag er im Fußraum eines Pkws, eingequetscht zwischen Vorder- und Rücksitz. Ein Stiefel auf dem Kopf und der Gewehrlauf zwischen den Rippen erinnerten ihn während der Fahrt daran, dass er sich nicht rühren oder schreien durfte, wollte er nicht riskieren, ebenfalls erschossen zu werden.
    Wie lange er in dieser unbequemen Lage ausharren musste, ließ sich nur schwer abschätzen. Seine Entführer sprachen kein überflüssiges Wort, und es lief auch kein Radio, dem er irgendwelche Zeitangaben hätte entnehmen können. Alles, was er wusste, war, dass der Straßenlärm mit der Zeit abnahm und nicht mehr anschwoll. Sie fuhren also aus Kiew hinaus, nicht tiefer hinein.
    Die bedrohliche Stille ließ die Zeit viel zäher als in Wirklichkeit verrinnen, trotzdem ging David davon aus, dass erst eine halbe Stunde seit dem Überfall vergangen war, als sie das Fahrzeug zum ersten Mal wechselten.
    Man ging recht grob mit ihm um, weil ihm die Beine eingeschlafen waren und er nicht schnell genug laufen konnte.
    Blind wie er war, zerrten sie ihn mit und schoben ihn auf eine metallene Ladefläche, auf der er sich immerhin ausstrecken konnte, während seine Peiniger links und rechts von ihm Position bezogen.
    Das Fahrzeug wirkte wie ein geschlossener Militärtransporter, und angesichts der Präzision, mit der die Aktion ablief, hatte David es vermutlich wirklich mit Soldaten zu tun. Immer wieder fühlte er Panik in sich aufsteigen, doch es gelang ihm jedes Mal, seine Gefühle im Zaum zu halten. Solange ihn die Kerle leben ließen, solange gab es auch die Chance zur Flucht. Er musste nur eine passende Gelegenheit abwarten.
    Nach einer Weile rutschte David mit dem Rücken gegen die kalte Trennwand zwischen Ladefläche und Fahrerkabine. So konnte er besser sitzen. Man ließ ihn gewähren. Erst, als er am Leinensack herumzupfte, schlugen sie ihm auf die Hände, weil sie dachten, er wollte die Augenbinde vom Kopf zerren.
    Gut anderthalb Stunden verstrichen auf diese Weise. Zeit genug, um in eine menschenleere Pampa zu fahren, in der sie ihn hinauswerfen und niederschießen konnten, ohne dass es irgend-jemandem auffiel. Falls sie seine Ermordung planten, war er schon so gut wie erledigt. Soviel stand fest.
    Dann war es soweit.
    Sie hielten.
    Erneut wurde er an den Armen gepackt und mitgezerrt. Draußen erwartete ihn ein regendurchweichter Platz. David konnte den Matsch unter seinen Sohlen schmatzten hören. Wie das Gelände, auf das sie ihn schafften, sonst aussah, ließ sich nur erahnen. Im Hintergrund waren jedenfalls Stimmen zu hören. Er hatte es also nicht nur mit ein paar Männern, sondern mit einer großen Organisation zu tun.
    Sie stießen David in einen leeren Raum, das hörte er am Widerhall der Schritte. Dort banden sie ihn auf einem bereitstehenden Stuhl fest, die Hände an den Armlehnen, die Füße an den Stuhlbeinen, bis er sich nicht mehr rühren konnte.
    Damit war er am Ende seiner Reise angelangt.
    „Was soll das alles?", wollte er wissen.
    Statt zu antworten schütteten sie ihm einen Eimer voll eiskaltem Wasser über den Kopf. Der durchnässte Stoff verklebte Mund und Nase. David musste kräftig schnauben, um die Atemwege wieder frei zu bekommen. Nun wusste er, dass es hart werden würde. Was hier ablief, gehörte zur Standardprozedur einer harten militärischen Befragung. Torture light, wie es die Amerikaner nannten. Die

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