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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Niemand traut hier mehr dem anderen. Und ich ... ich fürchte ohnehin das Schlimmste."
    David legte die Stirn in Falten. „Was meinst du damit?"
    Marinin seufzte leise, weil er alles bis ins Kleinste erklären musste. Er hatte wohl von David erwartet, dass der ihn besser verstand. „Die Zone ist kein feststehendes Gebilde, sondern hat sich bereits mehrmals erweitert", holte er weit aus. „Immer nur für einige Quadratkilometer, gut, aber das muss ja nicht so bleiben. Eins ist jedenfalls sicher: Im Innern, rund um den Reaktor, gärt es gewaltig. Leider gibt es dort eine so starke Strahlung, dass wir den Bereich nicht betreten können. Und nun stellen wir fest, dass von dort Leute zurückkehren, die unsere Überwachung sabotieren. Das sieht mir verdammt nach einer neuen Expansion aus, und wer kann schon sagen, ob die beim nächsten Mal nicht das Land, den Kontinent oder gar die ganze Welt umschließt."
    Eine weltumspannende Todeszone, eine wahrhaft apokalyptische Vision. David sah nicht nur die Furcht in Marinins Augen, er spürte sie auch als mentales Echo. Langsam verstand er, warum der Major alle moralischen Bedenken beiseite schob. Da war nicht nur die kurze Lebensspanne, die ihm noch verblieb, sondern vor allem die Sorge, dass sich das Inferno gar nicht mehr aufhalten ließ.
    Und wenn David ganz ehrlich war, ging es ihm selbst nicht viel anders. Nachdenklich sah er aus dem Fenster. Obwohl sein Blick nur bis zur nächsten Baracke reichte, spürte er die Zone, als stünde er bereits mitten in ihr. Sie steckte ihm einfach im Blut und sie verlangte nach ihm, seit er im Jahr 2006 die Explosion des Busses überlebt hatte. Schon im Gefängnis hatte es ihn nie nach der Freiheit verlangt, sondern nur danach, in die Zone zurückkehren zu dürfen. Und jetzt, da sie so nahe war, fühlte er sich wie ein Süchtiger, dem die Droge fertig in einer Spritze aufgezogen unter die Nase gehalten wurde.
    Er musste sich regelrecht beherrschen, um nicht einfach durch das geschlossene Fenster zu springen und auf die Zone zuzulaufen. Sein Verstand erinnerte ihn zwar noch daran, dass er Marinin für den Tod der Wärter verachten musste, doch überwog längst sein Dank, dass er endlich hier sein durfte, ganz nah am Ziel all seiner Wünsche. Das überlagerte selbst die bittere Erkenntnis, dass er im Augenblick nur ein Spielball fremder Interessen war.
    „Habe ich denn überhaupt eine Wahl?", fragte er tonlos.
    „Ich fürchte nein." In Marinins Augen schimmerte ehrliches Bedauern. „Lehnst du tatsächlich ab, in die Zone zu gehen, lässt Simak uns sofort beide töten."

   7.
     
    Die Sonne versank bereits am Horizont, als sie zur Einsatzbaracke gingen. Eigentlich ein ganz alltägliches Naturschauspiel, doch hier, so nah an der Zone, färbte sich der Abendhimmel nicht einfach nur rot, hier schwamm er regelrecht in Blut. Die Natur schien verletzt zu sein. Aufgeschlitzt und ausgeweidet von einer gewaltigen Macht, die das menschliche Vorstellungsvermögen überstieg.
    David musste unwillkürlich an die  Noosphäre  denken. Der Begriff ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf.
    Fröstelnd folgte er Marinin in die Baracke. Obwohl er das Tageslicht liebte, wünschte er sich in diesem Augenblick nur, dass möglichst schnell die Dunkelheit hereinbrach, denn die durch die Fenster einfallenden Sonnenstrahlen verliehen dem weiß getünchten Raum einen blutroten Schimmer. Sogar der junge Arzt, der auf sie wartete, sah aus, als käme er schnurstracks aus dem OP. Dabei war sein Kittel tadellos sauber.
    „Ah, da sind Sie ja endlich." Es lag kein Vorwurf in der Stimme. „Ich hatte schon angefangen, mich zu langweilen."
    Rasch ließ der Doc das Lifestylemagazin, in dem er geblättert hatte, in seiner Arzttasche verschwinden. Dem Titelbild nach zu urteilen irgendein  Playboy  für Arme, in dem es vor allem um Technik, Fitness und Frauen (wie sehen sie nackt aus, wie bek ommt man sie ins Bett)  ging. Alles Themen, für die sich die meisten jungen Männer interessierten, die David aber zurzeit alle am Allerwertesten vorbeigingen. Sogar die Frauen.
    Verdammte Zone. Sie beherrschte ihn total.
    Für den Stabsarzt dagegen war der Dienst auf der Basis ein Job wie jeder andere. Sein freundliches Lächeln wirkte zwar nicht ansteckend, milderte aber die bedrohliche Atmosphäre des rötlich erhellten Raumes.
    „Bitte den Oberkörper freimachen", bat er, während er an seinem Stethoskop nestelte. „Keine Sorge, ist alles Routine."
    David schlüpfte aus den

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