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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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verbreitet, aber ich dachte, ein deutsches Sturmgewehr passt besser zu dir. Falls es Fragen nach der Befreiung aus dem Transport gibt, kannst du ruhig durchblicken lassen, dass der BND dahintersteckt. Damit stehst du jedenfalls besser da, als wenn sie ahnen, das du für uns arbeitest."
    David war mit dem G36 vertraut. Mit geübtem Handgriff öffnete er den Verschluss und überprüfte, ob die Patronenkammer leer war. Danach ließ er den Hebel zurückschnappen und wog die Waffe in der rechten Hand. Das Gewicht fühlte sich gut an. Es vermittelte ein Gefühl von Schutz und Sicherheit.
    „Wir gehen gleich zum Schießstand, damit du das Gewehr wenigstes ein paar Mal abgefeuert hast, bevor es losgeht. Dort wird dir auch gleich genügend Munition für morgen ausgehändigt. Damit sind dann alle Formalitäten abgeschlossen."
    Es würde also in aller Herrgottsfrühe losgehen. David nickte verstehend, doch sein Interesse galt bereits dem nächsten Gegenstand, den Marinin für ihn aus der Seitentasche seines Uniformrocks zog.
    Es handelte sich um einen silbernen PDA.
    „Darauf findest du umfangreiches Kartenmaterial", erklärte der Major. „Außerdem einige Textdateien, die ich speziell für dich aufgespielt habe. Lies sie dir durch, wann immer du Zeit dafür hast. Sie beinhalten Informationen, die mal wichtig werden könnten. Je nachdem, auf was du in der Zone stößt."
    Er händigte den Taschencomputer ganz vorsichtig aus, als handele es sich dabei um einen kostbaren Schatz, und umschloss für einen Moment Davids Hände mit den eigenen. „Pass gut darauf auf, mein Junge. Falls ich nicht mehr dazu kommen sollte, dir alles persönlich zu erklären, ist das mein Vermächtnis an dich."
    David stockte der Atem. Obwohl Marinins schlechter Zustand deutlich zu erkennen war, lag es vollkommen außerhalb seiner Vorstellungskraft, dass dieser Mann vielleicht schon in Kürze tot sein sollte. Das wäre beinahe so, wie ein zweites Mal die Eltern zu verlieren - obwohl David immer noch die Hoffnung hegte, seine Mutter und seinen Vater einmal wiederzusehen.
    Er wollt etwas sagen, doch Marinin wehrte mit einer energischen Geste ab. „Keine Sorge, David. Falls mir kein Scharfschüt
    ze einen Strich durch die Rechnung macht, werde ich dir noch lange Zeit erhalten bleiben."
    Ein neuer Hustenanfall schüttelte ihn, wie um seine Worte Lügen zu strafen. Es gelang Marinin nicht, ihn zu unterdrücken. Im Gegenteil, der Versuch machte alles nur noch schlimmer. Immer wieder erbebte sein Oberkörper, während bellende Laute aus seiner Kehle drangen.
    David wollte zur Tür eilen, um den Arzt zurückzurufen, doch Marinin wehrte ab. „Geht gleich wieder", röchelte er zwischen zwei Hustenattacken. „Sorg lieber dafür, dass mich niemand so sieht."
    David dachte gar nicht daran, an der Tür Wache zu schieben, wusste aber auch nicht recht, wie er helfen konnte. Hilflos klopfte er dem Major ein paar Mal auf den Rücken, ohne damit einen Effekt zu erzielen. Marinin zog inzwischen eine kleine Emailledose aus der Jacke, nicht größer als ein Geldstück und von der Art, wie sie gerne zum Aufbewahren von Hustenpastillen benutzt wurde. Statt Bonbons enthielt sie einen gelbrot schimmernden Quarz, der an Leuchtkraft gewann, sobald ihn Marinin mit den Fingern berührte.
    Rasch umschloss er den aufglühenden Quarz mit der Hand und drückte sie fest gegen seinen Brustkorb. Sein Husten erstarb, doch das war noch nicht alles. David traute seinen Augen nicht. Marinins Faust begann von innen heraus zu leuchten.
    David glaubte zuerst an eine optische Täuschung, aber dann wurde die Hand regelrecht von einer rötlichen Aura umgeben, einem flimmernden Feld, das über die Fingerknöchel hinweg ab-floss und auf Brusthöhe in die Jacke drang.
    Der Vorgang dauerte nur wenige Sekunden, doch die Wirkung war erstaunlich. Nicht allein der Husten verschwand, auch Marinins Haut gewann an Farbe und seine Gesichtszüge glätteten sich. Erleichtert atmete er durch. Der Atem rasselte zwar noch ei-
    nige Züge lang, aber dann klang auch seine Stimme wieder wie früher. „Steinblut", erklärte er dem erstaunten David. „Eine der vielen Anomalien, nach denen die Stalker jagen. Und vielleicht das einzig Vernünftige, was die Zone jemals für mich hervorgebracht hat."
    Als er die Hand öffnete, war der Quarz um die Hälfte geschrumpft und die Leuchtkraft deutlich schwächer als zuvor. Vorsichtig legte ihn Marinin zurück in die Emailledose.
    „Leider auch sehr teuer", bedauerte er.

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