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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Fesseln des Gefangenen durchtrennte. Die stählernen Schellen an Händen und Füßen, die David schon in Ostrov getragen hatte, wurden ebenfalls abgenommen.
    Erleichtert rieb er sich seine schmerzenden Arme, dann stand er auf. Schweigend sah er die Männer an, die ihn gefoltert hatten. Nicht einer von ihnen senkte den Blick, denn sie waren überzeugt, sich richtig verhalten zu haben.
    „Komm mit", forderte Marinin ihn knapp auf. „Wir gehen in mein Büro. Wenn ich hier nur eine Sekunde länger bleibe, als unbedingt nötig, fange ich an zu kotzen."
    David nahm seinen Seesack auf und schloss sich dem Major an. Seite an Seite schritten sie davon, ohne die Folterknechte auch nur noch eines weiteren Blickes zu würdigen.

 
    6.
     
    Als sie nach draußen traten, drang das Rotorgeräusch einer nicht weit entfernt vorbeifliegenden Mi-24 an Davids Ohr. Schlagartig wurde ihm klar, wo er sich befand.
    „Die Zone?", fragte er und wies in Richtung des Kampfhubschraubers.
    Marinin nickte. „Der äußere Sperrgürtel liegt nur wenige Flugminuten entfernt, der Landeplatz der zweiten Staffel fünfhundert Meter östlich von uns. Die Spetsnaz hat hier ihre eigene, massiv abgeschottete Basis, das kannst du dir ja denken."
    Mit einer weit ausholenden Geste deutete er auf die umliegenden Baracken, die vor sechs Jahren aus dem Boden gestampft worden waren. Feste Wege und sauber angelegte Grünflächen, wie in einer Kaserne üblich, suchte man hier vergebens. Obwohl die Zone schon so lange von hier aus überwacht wurde, wirkte immer noch alles sehr provisorisch. Eingeschossige Bauten aus Betonfertigteilen, umgeben von wild wuchernden Büschen und Gräsern, prägten das Bild. Ein Stück weit entfernt lagen die Fahrzeughallen, rund um das Lager wuchsen stählerne Wachtürme in die Höhe. Hohe Drahtzäune und Minengürtel verhinderten jeden unbefugten Zutritt.
    Sie passierten ein von Reifenspuren durchzogenes Gelände. Davids Turnschuhe versanken bis zur Hälfte im Schlamm. Marinin machten die schlechten Bodenverhältnisse dagegen nichts aus, er trug Kampfstiefel. Lächelnd deutete er auf eine abseits stehende Baracke und übernahm die Führung.
    David trottete wie benommen hinter ihm her. Er musste sich erst mal mit der neuen Situation auseinandersetzen. Gerade hatte er sich noch in der Gewalt von eiskalten Spezialisten befunden, denen ein menschliches Leben kaum mehr galt als das eines Insekts, das man zerquetschte, wenn es lästig wurde. Und jetzt marschierte er mit Alexander über die Spetsnaz-Basis, als ob nichts gewesen wäre.
    Überall liefen Soldaten in Flecktarnanzügen umher. David sah auch einige Bewaffnete mit Schutzweste und Helm in ein abfahrbereites Halbkettenfahrzeug steigen, das sie zu einer Patrouille oder einem Einsatz bringen sollte. Der Anblick ihrer Sturmgewehre rief ihm die toten Wärter in Erinnerung.
    David wartete, bis sie das niedrige Gebäude betreten und die Tür zu Marinins Büro geschlossen hatten, dann platzte es aus ihm heraus. „Warum die gewaltsame Befreiung?", wollte er wissen. „Ich dachte, ich werde ganz einfach hierher verlegt und werde dann unauffällig aktiv."
    Marinin deutete auf einen freien Holzstuhl in der Mitte des kleinen Raumes. Er selbst ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder und streckte die Füße aus. Ein wohliges Seufzen kam über seine Lippen. Entweder hatte ihn der kurze Fußmarsch stärker angestrengt, als ihm anzusehen war, oder er versuchte Zeit zu schinden, um sich seine Antwort zurechtzulegen.
    „ Unauffällig?", begann er schließlich mit einer Gegenfrage. „David, dein Gesicht ist aus Presse, Funk und Fernsehen bekannt - vom Internet ganz zu schweigen. Wenn du einfach so in die Zone marschierst, weiß doch sofort jeder, der dich erkennt, dass du für uns arbeitest. Jetzt sieht die Sache anders aus. Sobald die Nachrichten den gesprengten Mercedes zeigen, wird niemand mehr an einer gewaltsamen Befreiung zweifeln. Für die Leute, die du unterwandern sollst, ist das eine Art Persilschein. Die werden dich lieben, glaub mir."
    Obwohl sich Marinin nach außen hin vollkommen gelassen gab, fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut, und das war ihm anzumerken.
    In einer fahrigen Bewegung langte er in seine Brusttasche und zog seine Zigaretten hervor. Bevor er eine von ihnen aus dem Päckchen klopfen konnte, überkam ihn ein Hustenanfall. Er hatte gerade noch Zeit, sich die Faust vor den Mund zu halten, dann ging es auch schon los. Es hörte sich an wie ein Presslufthammer im

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