Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Steinbruch, nur noch eine Spur lauter. Entnervt feuerte er das lädierte Päckchen in den Papierkorb und griff nach einer Medikamentenpackung. Nachdem er eine der roten Kapseln aus der Blisterumhüllung gedrückt und mit Mineralwasser hinuntergespült hatte, schenkte er ein zweites Glas für seinen Gast ein.
    David hatte vor Stunden zum letzten Mal getrunken, doch obwohl er durstig war, rührte er das angebotene Getränk nicht an. In seinem Kopf rotierten unablässig die Gedanken, ohne dass sich ein erkennbares Bild zusammenfügte. Dabei war die Lage, in der er steckte, glasklar. Er konnte nur einfach nicht glauben, dass Alexander ihn derart tief in die Scheiße geritten hatte. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
    „Soll das etwa heißen, das eine Fahndung nach mir läuft?", würgte er endlich hervor.
    „Es wird Tage dauern, bis man offiziell weiß, was wirklich passiert ist", wich ihm Marinin aus. „Im Moment ist nur klar, dass es einen Überfall und mehrere Tote gegeben hat. Ob du gestorben bist oder überlebt hast und ob es bei der Sache um einen Anschlag oder eine Gefangenenbefreiung geht, werden erst die Untersuchungen ergeben. Und die können in diesem Land sehr lange dauern, das weißt du ja."
    David verstand, worauf das hinauslief. „Wenn ich nicht genau tue, was der Generalstab von mir will...", setzte er an.
    „... giltst du umgehend als Krimineller auf der Flucht", vollendete Marinin mit einem bedauernden Schulterzucken. „Aber das braucht dich nicht zu stören. Man erwartet von dir nur, dass du in die Zone gehst und Augen und Ohren offen hältst - was du ja ohnehin vorhast. Trotzdem hat Simak auf einer Absicherung bestanden, die verhindern soll, dass du einfach ins Ausland fliehst. Der versteht eben nicht, dass wir beide gar nicht anders können, als dem Geheimnis der Zone auf den Grund zu gehen."
    Marinins Aussprache wurde ein leicht undeutlich, beinahe lallend. David ereilte zum ersten Mal der Gedanke, dass die Medikamente, die sein Freund regelmäßig einnahm, das Urteilsvermögen beeinträchtigen könnten.
    „Was ist mit Krol und den anderen?", fragte er gereizt. „War deren Tod nur Show?"
    „Nein." Marinin schüttelte den Kopf. „Sie wurden für diese Fahrt ausgesucht, weil sie mit Plichko zusammengearbeitet haben und für zahlreiche andere krumme Geschäfte in Ostrov verantwortlich sind. Mach dir also keinen Kopf um die Kerle."
    „Soll das ein Witz sein?" David saß auf einmal kerzengerade. Er hätte am liebsten losgebrüllt, gleichzeitig fühlte er sich enttäuscht und ausgelaugt. Nur deshalb gelang es ihm, einigermaßen sachlich zu bleiben, als er fortfuhr: „Was ist bloß mit dir passiert, Alexander? Ich dachte eigentlich, ich wäre in den letzten Jahren vollkommen verroht, aber so wie du hier über den Tod von drei Männern hinweggehst, das ist doch..."
    Er kam ins Stocken, weil ihm kein passender Vergleich einfiel, der ausgedrückt hätte, was er wirklich fühlte, ohne gleichzeitig verletzend zu sein.
    Marinin reagierte auf den Vorwurf völlig anders als erwartet. Seine trüben Augen bekamen plötzlich einen harten, festen Glanz und seine von Krankheit gebeugte Gestalt straffte sich.
    „Ist das dein Ernst, David?", fragte er lauernd. „Ich soll mich wegen drei lausigen Toten aufregen? Wegen dreien?" Statt eine Antwort abzuwarten, sprang er zornbebend auf und explodierte regelrecht. „Ja, weißt du denn nicht, was in der Zone los ist, Junge? Da draußen herrscht Krieg! Verstehst du? Krieg!"
    Aufgeregt stach er mit dem Zeigefinger mehrmals durch die Luft und deutete nach Norden, in Richtung des AKWs, um seine Worte zu unterstreichen. „In der Zone sterben Tag für Tag Dutzende von Menschen, aber nur die, die Glück haben, vermodern anschließend zwischen den Ruinen. Die anderen wanken umher, mit zermatschtem Verstand, und verrotten bei lebendigem Leibe. Es ist das reinste Inferno, David, ein Vorhof zur Hölle! Es ist so schlimm, dass sie ganze Lastwagenladungen voller Leichen herausschaffen, weil sie den Aasgestank nicht mehr aushalten. Du kannst es mir glauben, ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Manchmal sind auch gute Menschen unter den Toten, sicher, vor allem gute Kameraden, die die Welt vor dem bewahren wollten, was hier passiert. Aber die meisten ...", Alexanders Stimme wurde brüchig, denn die Schreierei strengte ihn an, „.. .die meisten sind Typen wie dieser Krol. Gewissenlose Glücksritter, die ihre eigenen Kinder ans Messer liefern würden, wenn sie sich damit eine

Weitere Kostenlose Bücher