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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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unterschieden sich aber ihre Gesichter. Während bei dem Dicken der Rumpf beinahe ansatzlos in den Kopf überging, zeichnete sich bei dem anderen die vorspringende Kinnlinie jmso deutlicher ab. So schmal wie bei ihm, lief ein Kinn sonst nur bei Cartoon-Figuren zu.
    David war wohl nicht der Erste, dem diese deutlichen Wesensmerkmale auffielen, denn Igel stellte ihm die beiden mit den Wor-:en vor: „Das sind meine Freunde Spoiler und Doppelkinn."
    Die beiden nickten freundlich und zeigten sich hocherfreut über das frisch erlegte Fleisch auf Igels Schulter. Gleichzeitig betrachten sie David mit argwöhnischen Blicken.
    „Ich weiß, wer du bist", rückte Doppelkinn schließlich mit der Sprache heraus. „Ich hab dein Foto schon auf vielen Webseiten über die Zone gesehen. Allerdings überrascht es mich, dass du hier herumläufst. Ich dachte, du sitzt im Knast!"
    „Tatsächlich?", antwortete David einsilbig. „Hör ich zum ersten Mal."
    Igel legte das Fleisch auf einer nicht mehr ganz sauberen Plane ab und begann Scheiben davon abzuschneiden. „Keine Sorge David, die Jungs sehen vielleicht wie Chorknaben aus, habet aber beide selbst schon gesessen."
    „Du bist es also wirklich", kombinierte Doppelkinn. „Wie kommt es, dass du wieder draußen bist?"
    „Es gab eine Amnestie." David ließ sich in einen leeren Autositz sinken. Einige ausgeleierte Federn drückten ihm in den Rücken, aber das machte nichts. Besser schlecht gesessen als gut gestanden. Er war keine langen Märsche mehr gewohnt, entsprechend weh taten ihm die Füße.
    „Amnestie?" Doppelkinn prustete so laut los, dass sich Speicheltropfen von seinen Lippen lösten. Erschrocken schlug er eins Hand vor den Mund, lachte aber weiter und wiederholte schließlich: „Amnestie? Bei unserer Regierung? Das ist echt ein gute; Witz. Apropos Witz: Ich kenne da einen neuen Zonen-Joke, voll der Hammer."
    Igel und Spoiler verdrehten die Augen.
    „Ja, toll, ihr kennt ihn schon", winkte der Dicke ab. „Aber David nicht, der war doch jahrelang weggesperrt." Zwischen Miss trauen und Duz-Freundschaft lag bei ihm nur ein schmaler Grat „Also, pass auf", fuhr er vertraulich fort. „Wird ein Stalker von ein paar Soldaten mit dem Kopf unter Wasser gehalten. Hast du Artefakte?, fragen sie ihn. Nein, antwortet er. Da stecken sie ihn den Kopf wieder in den Teich."
    Doppelkinn schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Typen, die über ihre ausgeleierten Gags am meisten lachten, gab es also nicht nur in Ostrov sondern auch hier.
    „Nach einer Minute ziehen sie den Kopf wieder raus, der Kerl ist schon blau angelaufen. Hast du Artefakte?, fragen sie wieder. Hab keine, antwortet er, doch die Soldaten glauben ihm nicht. Diesmal tauchen sie ihn zwei Minuten unter. Danach wird er weich sein, denken sie. Also wiederholen sie ihre Frage. Dem Stalker reicht es, deshalb antwortet er: Ihr müsst mich schon länger drin lassen, sonst finde ich nie was. Das Wasser ist so trüb."
    Die Pointe ging in erneutem Gackern unter, doch David hatte ohnehin geahnt, worauf das Ganze hinauslief.
    „Ein bisschen bei Big Lebowski geklaut", sagte er, „aber sonst ganz nett."
    Das Lachen erstarb dem Dicken auf den Lippen. „Wie bitte?", fragte er. Seine Hand wanderte unbewusst zu der MP5 an seiner Seite. Der Kerl war ernstlich verstimmt.
    Igel und Spoiler grölten dagegen los und kriegten sich kaum wieder ein. Doppelkinn warf ihnen erboste Blicke zu und verschränkte die Arme. David ignorierte er völlig.
    Igel spießte ein Stück Fleisch auf einen angespitzten Stock und reichte es dem schmollenden Kumpan. „Stell dich nicht so an. Mach dir lieber einen schönen Braten."
    Doppelkinn grummelte irgendetwas Unverständliches, griff aber dennoch zu. Igel versorgte auch alle anderen mit einem Stück Grillfleisch, das sie dann gemeinsam über der offenen Flamme garten. Außerdem ließ er eine Flasche Kosaken-Wodka kreisen.
    David war es noch zu früh für Alkohol, er bediente sich lieber aus seiner Feldflasche.
    „Trink ruhig", ermunterte ihn Doppelkinn, nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte. „Das ist gut gegen die Strahlung." Seine Wut war schon wieder verflogen.
    David blieb trotzdem bei seiner Apfelschorle. Er wollte den Nachmittag nicht lallend unter einem Baum verbringen.
    Während sie ihre Fleischstücke brieten, erzählte Doppelkinn weiter alte Witze, die alle mehr oder minder auf die Zone umgedichtet waren. Sie waren weder originell noch gut erzählt, trotzdem lächelte David

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