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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Meter entfernt blitzte Mündungsfeuer auf. Der Angreifer war im Schutz des hohen Grases herangerobbt und nahm sie nun, durch eine verrostete Blechtonne gedeckt, unter Beschuss. Die Kugeln hackten in den Stamm der Eiche, hinter der sich Tunduk und Kim verbargen. Das Holz des alten Baumes war so hart, dass einige Geschosse abprallten und als Querschläger davonjaulten.
    Kim wollte den Kerl aufs Korn nehmen, doch umherfliegende Splitter stachen ihr ins Gesicht. Rasch schloss sie ihre Augen, um die Netzhaut zu schützen. Als sie wieder klar sehen konnte, kümmerte sich Tunduk bereits um das Problem.
    Seine Gruppe bestand aus echten Spezialisten, die einer Übermacht widerstehen konnten. Das schenkte Kim Zuversicht.
    Ross beispielsweise feuerte schnell und konzentriert auf alles, was sich bewegte. Nur einzelne Schüsse verließen den Lauf seiner IL86, manchmal so schnell hintereinander, als stünde der Wahlhebel doch auf Feuerstoß.
    Doch die Angreifer verstanden ebenfalls ihr Handwerk und nutzten ihre Übermacht taktisch klug aus. Sie stürmten nicht einfach planlos über die offene Fläche, sondern suchten weit verstreut Deckung. Jedes Mal, wenn Boris, Ross oder Tunduk einen von ihnen unter Feuer nahmen, rückten andere dafür gefahrlos vor.
    Bei der Ankündigung, dass die Toten vom Lastwagen angreifen würden, hatte Kim eigentlich an hirnlose Zombie-Stalker gedacht.
    „Sonderlich tot sehen die aber nicht aus", merkte sie an.
    „Ich weiß", gestand Tunduk und fuhr in ungewöhnlich weinerlichem Ton fort: „Keine Ahnung, wie das möglich ist. Die Typen lagen von Fliegen umschwirrt auf der Ladefläche. Einige von denen waren mit Sicherheit tot, ein paar andere müssen wohl nur bewusstlos gewesen sein."
    Ein paar war die Untertreibung des Jahrtausends. Ihnen standen grob geschätzt fünfzehn Mann gegenüber, vier davon lagen allerdings schon angeschossen oder sterbend im Gras.
    „Nachladen!", brüllte Ross zu ihnen herüber.
    Kim wusste, was das bedeutete. Der Brite wollte sein leer geschossenes Magazin gegen ein volles austauschen. Obwohl das bei ihm nur Sekunden dauerte, brauchte er in der Zwischenzeit Feuerschutz.
    Kim spähte aufmerksam über die Lichtung. Sie brauchte nicht lange zu warten. Kaum war Campbells steter Bleihagel versiegt, nutzten zwei Gegner die Chance, ihn aufs Korn zu nehmen. Der eine schob dazu seinen Gewehrlauf durch ein Gebüsch, der andere kam hinter einem aufgeschütteten Sandhügel hervor.
    „Übernehme links", rief Tunduk und streckte den angekündigten Mann nieder. Kim visierte den anderen an und feuerte ihre Pumpgun ab.
    Die Waffe repetierte automatisch. Nur Actionfilmhelden luden nach jedem Schuss von Hand durch, weil das Geräusch so schön beeindruckend klang. Auf einhundertfünfzig Meter streute die Schrotladung zu stark, um dem mit einer Schutzweste ausgerüsteten Gegner ernstlich zu schaden, doch ihr Beschuss zwang ihn immerhin zurück in seine Deckung. Das reichte schon.
    ross hatte inzwischen nachgeladen und jagte dem Mann ein Stück Blei durch den Hals. Der Getroffene schrie überrascht auf und presste beide Hände auf die Wunde, um die hervorschießende Fontäne zu stoppen. Vergeblich. Er verblutete innerhalb weniger Sekunden.
    „Da!", brüllte einer aus der gegnerischen Schar und deutete aufgeregt in Kims Richtung. „Seht doch nur! Das Stirnband! Sie ist eine ..."
    ... Frau mit sehr schlechtem Geschmack!, wollte er wohl rufen. Oder wahrscheinlicher: ... Frau, eine echte Frau, hier bei uns in der Zone!
    Bevor er ausreden konnte, zwang Kim ihn mit einer Ladung Schrot in Deckung. Danach verfluchte sie sich, weil sie vergessen hatte, die Kapuze aufzusetzen. Ihr war nur zu gut bewusst, was es bedeutete, die einzige Frau in einer Gegend zu sein, die keinerlei moralische Werte kannte.
    Obwohl sie sich sofort so tief wie möglich hinter dem Eichenstamm verbarg, konnte sie sehen, wie sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf sie konzentrierte. Plötzlich fühlte sie fast ein Dutzend Blicke auf sich ruhen.
    Ross und Tunduk versuchten den Moment der Verwirrung zu ihrem Vorteil zu nutzen, doch die Zeit der sicheren Abschüsse war vorbei, selbst für den Briten. Die Stalker aus dem Todestruck hatten inzwischen überall sichere Positionen bezogen, von denen aus gesehen der alte Friedhof wie auf dem Präsentierteller lag.
    Besonders ein Duo, das sich vor dem Sandhügel in einem betonierten Entwässerungsgraben verschanzt hatte, deckte sie nun gewaltig ein. Unablässiges Hämmern erfüllte die

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