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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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mehrmals pflichtschuldig, um die Stimmung kein zweites Mal zu trüben.
    In den wenigen Pausen, die der Dicke zum Luftholen einlegte, versuchte David die Runde über die Zone auszuhorchen.
    „Die Randbereiche sind schon ziemlich abgegrast", erklärte Igel, nachdem er wieder einmal von seinem Fleisch gekostet und es noch für zu roh befunden hatte. „Man muss immer tiefer vorstoßen, um noch seltene Artefakte zu finden. Aber je näher man dem Zentrum kommt, desto gefährlicher wird es. Es gibt da eine Strahlung, die den Leuten das Hirn brät. Viele stoßen trotzdem tiefer vor und kommen völlig verändert zurück."
    „Und ihr?", wollte David wissen. „Wie weit habt ihr euch schon vorgewagt?" Er holte eine Tüte mit frischem Brot aus dem Rucksack und reichte jedem ein paar Scheiben.
    „Ach, bis Jantar und dem Dunklen Tal kann man sich schon trauen", antwortete Igel schulterzuckend. „Nur ab dem Roten Wald musst du dich in Acht nehmen."
    „Soweit braucht man gar nicht zu gehen", mischte sich Spoiler ein. „Man kann auch so sein Auskommen finden. Wissenschaftler aus aller Welt sind ganz wild darauf, die Mutationen zu erforschen, die diese Gegend hervorruft. Hier, sieh dir das mal an." In seinen Augen glitzerte Entdeckerstolz.
    Behände sprang er von seinem Reifenstapel auf und eilte zu einer provisorisch abgedeckten Kühlbox. Nachdem er das Blechstück, das als Deckel diente, beiseite geräumt hatte, holte er einen Kartoffelsack hervor, in dem sich etwas Schweres von der Größe eines Fußballs befand.
    „Och, bitte, Spoiler", protestierte Igel. „David will noch was essen."
    Damit lag er völlig falsch. Im Gegenteil, David hatte schon die ganze Zeit überlegt, wie er sich vor dem Verzehr des mutierten Schweins drücken könnte. Außerdem war er neugierig, was ihm der erfahrene Stalker zeigen wollte. Deshalb nickte er interessiert, als ihn Spoiler fragend ansah.
    Zufrieden hob der Stalker den Sack gänzlich in die Höhe. Nun war zu sehen, dass sich am Grund Blut gesammelt hatte. Es war noch nicht einmal geronnen und tropfte in den Sand, als Spoiler damit zum Feuer kam. Er setzte den Sack ab, als befände sich etwas Wertvolles darin.
    „Keine Sorge", versicherte er. „Du verträgst das schon. Du bist doch praktisch der Erste von uns Stalkern! Der Vorstoß von dir und Marinin ist der früheste, der jemals dokumentiert wurde. Aber damals habt ihr nur Zombies zu Gesicht bekommen. Das hier ist was anderes."
    David war überrascht, wie viel über ihn bekannt war. „Woher weißt du das alles?"
    „Oh, es gibt eine Menge Webseiten zur Zone. Auf denen ist überall dein Gesicht zu sehen. Das Foto ist natürlich schon älter."
    In diesem Punkt hatte Marinin also Recht behalten. David hätte niemals unerkannt in der Zone auftauchen können.
    Spoiler hatte den Sack inzwischen geöffnet und auf den mit einer Felge bestückten Reifen gelegt. Ein paar dicke Fliegen stiegen aus der Öffnung und brummten erbost davon, dann fiel das Leinen und gab den Blick auf ein bizarres Gebilde frei, das zuerst an einen toten Tintenfisch erinnerte.
    David spürte ein Würgen in der Kehle aufsteigen, als er erkannte, dass es sich in Wirklichkeit um einen Kopf handelte, dessen riesiges Maul in vier langen Tentakeln endete. Der Schädel war mit einer gräulich-grobporigen Haut überzogen und hatte auch sonst nichts Menschliches an sich. Dort, wo eigentlich die Nase hingehörte, klaffte ein großes Luftloch im Knochen, und die lidlosen Augen besaßen keine Pupillen, sondern nur durchgehend weiße Netzhäute.
    „Ein Bloodsucker", erklärte Spoiler mit fast ehrfürchtig gesenkter Stimme. „Das Schlimmste von all den Viechern, die die Gegend unsicher machen."
    „Das verleiht dem Ausdruck Kopfgeldjäger eine ganz neue Dimension, was?" Doppelkinns unablässige Bemühungen, etwas Witziges zu sagen, waren gerade vollkommen fehl am Platze. Deshalb beachtete ihn auch niemand.
    „Wo habt ihr dieses Ding erlegt?", fragte David.
    „Wir haben es leider nicht erlegt", bedauerte Spoiler, „sondern eher ... gefunden. Und zwar unter einem Haufen toter Stalker, die es mit in den Tod genommen haben." Auf einen Wink von Igel hin deckte Spoiler den Kopf wieder zu, weil der davon aufsteigende Gestank allen den Appetit zu verderben drohte. Während er den Sack zurück in die Kühlbox trug, verriet er: „Das war in Agroprom. Da gibt es unterirdische Gänge, in denen sich diese Viecher besonders gern rumtreiben. Also Vorsicht, falls es dich mal dorthin

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