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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ging ihm durch Mark und Bein.
    Es war ein Ruf der Verzweiflung, wie ihn nur jemand ausstieß, der in höchster Gefahr schwebte. Dem Klang nach zu urteilen, schrie dort eine junge Frau - auch wenn das allen Berichten widersprach, die über das Sperrgebiet kursierten. Aber die Zone war groß, und es gab niemanden, der sie völlig überblickte, am wenigsten die offiziellen Stellen.
    Alle Sinne angespannt, hetzte David über gelb leuchtenden Löwenzahn und blühende Wildkräuter. Er musste wissen, was da geschah, obwohl ihn sein Verstand davor warnte, dass der mutmaßliche Hilferuf auch ein böser Trick sein könnte, um ihn zur Unvorsicht zu verleiten.
    Doch es half nichts. Der verzweifelte Laut riefeinen Urinstinkt wach, der jedem gesunden Menschen innewohnte. Die genetische Prägung, Mitleid für einen leidenden Artgenossen zu empfinden.
    Verhaltensbiologen hatten die Scheu, die eigene Art zu quälen oder zu töten, bei praktisch jedem intelligenten Lebewesen nachgewiesen. Nur der Mensch, eigentlich die höchste Lebensform auf Erden, setzte sich regelmäßig über diese natürliche Barriere hinweg.
    Und so, wie der Schrei unversehens in einem dumpfen Gurgeln verebbte, waren dort Menschen am Werk. David wusste aus eigener Erfahrung, wie es sich anhörte, wenn jemand geknebelt wurde.
    Er lief inzwischen so schnell, dass er beinahe über eine Leiche im Gras gestolpert wäre. Im letzten Moment sprang er über sie hinweg und kam ohne Verletzung zum Stehen. Der unbekannte Tote bewies klarer als alles andere den Ernst der Lage. Seine über den Hinterkopf gezogene Kapuze wies nur ein kleines, rot durchtränktes Loch auf, die Austrittswunde im Gesicht dagegen den üblichen Krater. Vom Kinn bis zu Stirn war alles auseinandergeplatzt.
    Von hinten erschossen also, entweder auf der Flucht oder aus einem Hinterhalt. Wer so handelte, scheute sich auch nicht, einer Frau Gewalt anzutun.
    David wollte schon weiterhetzen, als er am hochgerutschten Armbund der Jacke etwas sah, das ihn irritierte. Die nackte Haut, die darunter hervorlugte, wies einen gerade verlaufenden schwarzen Strich auf, der unmöglich Dreck sein konnte. David beugte sich hinab und schob den Ärmel bis zum Ellenbogen zurück.
    Tatsächlich, er hatte sich nicht getäuscht. Der Strich war Teil einer in den Unterarm tätowierten Buchstabengruppe, die den Begriff S.T.A.L.K.E.R. ergab. Der Tote war einer der Agenten, von denen Alexander Marinin erzählt hatte.
    Einen Fluch unterdrückend lief David weiter. Hinter den nächsten mannshohen Farnen wurde das Endstück eines Lüftungsschachtes sichtbar, das auf einer Erhebung lag. David rannte darauf zu, denn von dort oben ließ sich die Umgebung gut sondieren. Er hatte erst die Hälfte des Weges zurückgelegt, als er im Gras noch zwei weitere Tote entdeckte. Einer von hinten niedergeschossen, der andere mit dem Messer aufgeschlitzt. David ignorierte die beiden, denn unweit entfernt wurden Stimmen laut. Männliche Stimmen. Lärmend, rau und unbarmherzig, untermalt von einem erstickten Laut der Verzweiflung.
    David ließ sich ins Gras gleiten und robbte bis zu der gewinkelten Metallröhre. Dort angekommen, konnte er auf eine Ebene hinabsehen, direkt auf die umgestürzten Kipploren einer alten Moorbahn, die dort von Gras und Heide überwuchert wurden.
    Vor einer der offenen Kippmulden hing eine schlanke Gestalt, mit über dem Kopf verschnürten Händen. Sie befand sich in der Gewalt von drei Männern in langen Staubmänteln, die sie an einem Strick soweit hochgezogen hatten, dass sie den Boden nur noch mit den Zehenspitzen berühren konnte.
    In dieser Position hatte sie keine Chance zur Gegenwehr. Schon der bloße Versuch, zu einem Tritt anzusetzen, würde ihr die Arme auskugeln.
    Die drei Mantelträger durchsuchten den Gefangenen. Doch es ging ihnen um mehr, das war deutlich zu sehen. Sie waren gerade dabei, ihm den Anorak von den Schultern zu fetzen und den darunter zum Vorschein kommenden Pullover bis zum Hals hinaufzuschieben. Statt eines Leibgurtes voller Geld oder versteckten Waffen kamen nur zwei nackte Brüste zum Vorschein, deutlich zu groß, um einem Mann zu gehören.
    David hatte sich also nicht verhört. Vorhin hatte eine Frau geschrien.
    Einer der Kerle kniff der Gefesselten in die linke Brustwarze und lachte hämisch. Die beiden anderen rissen ihr die Hose vom Leib. Nur noch mit einem weißen Slip und den Stiefeln bekleidet, hing sie da, während die Mantelträger ihre Kleidung durchwühlten.
    David schob sich ein

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