Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Schwarzpulverpartikel, die sich rundum in die Weste eingebrannt hatten. Die Kevlarweste hatte zwar die Kugel gestoppt, doch die Spitze war weit genug durchgedrungen, um die darunterliegenden Haut- und Fettschichten aufzureißen.
    Aufgrund des Schocks oder anderer Umstände hatte es Igel nicht geschafft, die Wunde anständig zu verbinden. Der Schusskanal war nur mit einem Stück Mullbinde verstopft, das hatte die Blutung zwar verlangsamt, aber nicht gestoppt. So bleich und kraftlos, wie er dalag, musste Igels Kreislauf längst im Keller sein.
    Er hatte eine Menge Blut verloren. Vielleicht schon zuviel.
    Rasch legte David ihm einen vernünftigen Druckverband an, danach zog er das Steinblut aus der Tasche.
    „Lass nur", mischte sich Kim zum ersten Mal ein. „Ich habe etwas, das schneller und besser wirkt. Einen Rest Fleischklumpen."
    Bei diesem Fleischklumpen handelte es sich um ein Artefakt mit hoch heilsamer Wirkung. Kim zufolge beschleunigte es sogar die Produktion von roten und weißen Blutkörperchen. Einzig bekannte Nebenwirkung des Stoffes war eine erhöhte Anfälligkeit für Radioaktivität, doch die lag in diesem Bereich der Zone weit unterhalb des gefährlichen Niveaus.
    „Von wegen Amnestie", brabbelte Igel, während sich der Fleischklumpen in eine bernsteinfarbene Wolke auflöste, die direkt in die Wunde einzog. „Doppelkinn hat mit den Wissenschaftlern gesprochen, die den Bloodsucker-Kopf wollten. Die Deutschen haben dich gewaltsam befreit. Haben einfach den Transporter gesprengt - hätte ich denen gar nicht zugetraut."
    „Nur die Ruhe, das kannst du auch noch später erzählen."
    Vielleicht hörte Igel seine Worte, allerdings sickerten sie offenbar nicht wirklich zu ihm durch. Den Blick völlig ins Leere gerichtet, redete er weiter.
    „Stehst jetzt in den Diensten des BND, was? Schlau, mein Junge, ganz schlau. Diese Kerle, mit ihrem großen Nachrichtenapparat, die wissen bestimmt, wo es was zu holen gibt. ,Lass uns mal gucken, was der Ex-Knacki treibt', hat Doppelkinn vorgeschlagen. Vielleicht fällt dabei was für uns ab.' So eine Scheißidee. Aber wer kann denn ahnen, dass sich hier Idioten herumtreiben, die alles unter Beschuss nehmen, was sich bewegt?"
    „Mit wem seid ihr aneinandergeraten?", fragte Kim.
    „Mit Idioten!", rief Igel, schon wieder kräftig genug, um sich aufzuregen. „Mit Vollidioten. Hatten so blöde Tätowierungen auf den Unterarmen." Er schob den eigenen Ärmel hoch, um die Stelle zu zeigen, wo sich die betreffenden Symbole befunden hatten. David nutzte die Gelegenheit, sicherzustellen, dass Igel nicht selbst einer der mittels Gehirnwäsche umgedrehten Stalker war, von denen Marinin berichtet hatte.
    „Lassen sich ihre Berufsbezeichnung eintätowieren", lamentierte Igel weiter. „S.T.A.L.K.E.R.! Wer, bitteschön, ist denn so beknackt? Idioten, sag ich ja. Alles Idioten. Knallen einfach Spoiler und Doppelkinn ab ..."
    Seine Stimme wurde allmählich leiser und ging dann in ein lang gezogenes Schnarchgeräusch über. Der Fleischklumpen hatte sich vollständig aufgelöst und zeigte Wirkung. Die Wunde war vollständig geschlossen, und Igels Wangen wiesen eine gesunde Rötung auf. Ein Zeichen dafür, dass sich das Blut tatsächlich regenerierte. Die Artefakte waren reinste Wundermittel. Dass Igel nun schlief, würde den Genesungsprozess weiter vorantreiben.
    „Was meinst du dazu?", fragte David, nachdem sie den Verletzten vorsichtig auf den Boden gebettet und mit einem Schlafsack zugedeckt hatten. Die Anwesenheit der tätowierten Agenten gab ihm zu denken.
    „Dein Freund sagte die Wahrheit", antwortete Kim, die offensichtlich andere Prioritäten verfolgte.
    „Bitte?" Am liebsten hätte er wen interessiert's? hinzugefügt.
    „Igel und die anderen hatten dir gegenüber keine bösen Absichten", führte Kim aus. „Sie wollten wirklich nur schauen, ob etwas für sie abfällt. Und deine Geschichte mit dem Ausbruch stimmt auch ..." Sie lächelte zum ersten Mal von ganzem Herzen. Endlich war sie offenbar vollkommen überzeugt, dass er nicht für das russische Militär spionierte.
    David spürte ein Wühlen in der Magengrube, als würde jemand ein Messer in der Wunde herumdrehen. Eigentlich hätte er jubilieren müssen, dass ihm Kim endlich glaubte, aber es gefiel ihm nicht, sie so hinters Licht zu führen. Außerdem zeigte diese Situation deutlich die Grenzen ihrer Begabung auf - nur weil jemand glaubte, was er erzählte, hieß das noch lange nicht, dass er die Wahrheit sagte.
    Kim

Weitere Kostenlose Bücher