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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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auch merkwürdig vor, dass wir beide Mütter aus der ehemaligen Sowjetunion haben, mental begabt sind und unsere Eltern - oder zumindest ein Elternteil - in der Zone suchen?"
    David wusste nicht, was er dazu sagen sollte. So deutlich hatte er sich ihre Gemeinsamkeiten noch gar nicht bewusst gemacht. Einen Moment lang war er völlig sprachlos.
    „Meine Kräfte sind erst im Laufe der Zeit erwacht und dann allmählich angewachsen", erklärte Kim, um die peinliche Stille zu überbrücken. „Mit vierzehn fiel mir zum ersten Mal auf, dass ich die Gedanken anderer Leute auffangen konnte, zuerst allerdings nur, wenn ich unter starkem Stress stand. Bei einer Mathearbeit zum Beispiel. Da hat sich die Fähigkeit dann gleich als sehr nützlich erwiesen."
    Die Erinnerung an die Schummelei machte ihre harten Züge weicher, doch David hing einem ganz anderen Gedankengang nach. Der erste PSI-Schub mit vierzehn. Das klang, als hätte sich die Begabung im Zuge der Pubertät etabliert.
    Warum eigentlich nicht? In dieser Zeit fanden grundlegende Veränderungen im menschlichen Stoffwechsel statt. Er selbst war zwar zwei Jahre älter gewesen, aber Männer durchliefen dieses Entwicklungsstadium traditionell später als Frauen. Hatte er die Veranlagung also tatsächlich in sich getragen, ohne es zu ahnen?
    Seine Verwirrung wuchs.
    „Richtig ausgeprägt wurden meine Fähigkeiten erst hier in der Zone", fuhr Kim fort, ohne von seinen Gedanken zu ahnen.
    Vermutlich erst, als du auf das Artefakt in deiner Tasche gestoßen bist. David überlegte, ob er sie auf seine Beobachtung ansprechen sollte, doch da langte sie auch schon wieder danach und lauschte in die Umgebung hinaus. Diesmal war es anders, als die anderen Male an diesem Morgen. Diesmal zuckte sie wie unter einem leichten Schlag zusammen.
    „Ich spüre etwas", flüsterte sie. „Die Aura eines Mannes, gar nicht weit von hier entfernt."
    David griff nach dem Sturmgewehr, doch Kim hielt ihn zurück.
    „Nicht nötig", beruhigte sie ihn. „Wenn ich das richtig erfasse, ist er zu stark verwundet, um eine Gefahr darzustellen."
    Sie schirmte ihre Augen mit der Hand ab und blickte in die gewellte Landschaft hinein. David sondierte den Abschnitt, auf den sie sich konzentrierte, ohne etwas zu entdecken. Erst, als er seinen Feldstecher zuhilfe nahm, entdeckte er unter einer Baumgruppe die Umrisse eines Menschen. Sein Impuls, dem Verletzten helfen zu wollen, verstärkte sich noch, als er dessen Sonnenbrille und das stachelig abstehende Haar bemerkte.
    „Igel!", entfuhr es ihm erschrocken.
    „Du kennst den Kerl?" Da war es wieder, das Misstrauen in ihrer Stimme.
    Diesmal scherte er sich nicht darum. „Wäre gut möglich. Lass uns nachsehen. Wenn es der ist, für den ich ihn halte, hat er mir gestern gegen ein anstürmendes Wildschwein geholfen."
    Zu seiner Überraschung erhob Kim keinen Widerspruch. Seite n Seite liefen sie los. Die Entfernung zu dem rund achthundert Meter entfernt liegenden Mann schrumpfte rasch zusammen. Sobald der Verletzte bemerkte, dass sich jemand näherte, versuchte r winkend auf sich aufmerksam zu machen. Zum Rufen war er schon zu schwach.
    Kim griff immer wieder in die Jackentasche, bestätigte aber laufend, dass sie keine Falle spürte. Bald bestand kein Zweifel mehr, dass der Angeschossene Igel war. Eine Schleifspur im Laub zeigte, dass er sich über eine weite Entfernung hierher geschleppt hatte.
    Den Rücken an einen Kastanienstamm gelehnt, saß er mit weit gespreizten Beinen am Boden. Seine Sonnenbrille hing so tief auf der Nase, dass die Bügel kaum noch die Ohren berührten, eine Rechte drückte auf eine blutig durchtränkte Stelle oberhalb der Hüfte.
    „Igel, halt durch!", rief ihm David schon von Weitem zu. „Wir kommen dir zu Hilfe."
    Der Stalker hob zwar den Kopf, sah aber in die falsche Richtung. Der Versuch, etwas zu antworten, endete in einem erbärmlichen Krächzen. Igel brachte kein einziges Wort über die trockenen Lippen.
    Sekunden später kniete David mit seiner geöffneten Feldlasche neben dem Verletzten und flößte ihm vorsichtig Was-;r ein. Igel schluckte zweimal, begann dann aber zu husten. Er orte sich weiß Gott nicht gut an, doch in die eben noch stumpfen Augen trat ein Funken des Erkennens.
    „David!", flüsterte er. „Bist du es wirklich?"
    David hatte keine Zeit, darauf zu antworten. Er war damit be-?häftigt, den Einschuss näher in Augenschein zu nehmen. DieKugel war aus unmittelbarer Nähe abgefeuert worden, das bewiesen die

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