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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ebenfalls jenseits
    der Hügelkette lag, allerdings nördlicher und viel weiter entfernt.
    Angesichts des welligen, mit hohem Gras bewachsenen Geländes verloren sie ihn schon bald aus den Augen.
    „Warum hast du es so eilig?", fragte David, dem es leid tat, dass sie Igel sich selbst überließen. „Reicht es nicht, deine Leute morgen zu treffen?"
    Kim sah traurig zu ihm herüber. „Verstehst du das nicht?", fragte sie. „Igel ist vermutlich an dieselbe Sorte Stalker geraten wie wir. Dabei waren nach der Verfolgungsjagd nur noch wenige von ihnen übrig. Die müssen Verstärkung bekommen haben. Wer weiß, wie viele von denen sich an Tunduks Fersen geheftet haben."
    Tunduk. Zum ersten Mal sprach sie den Namen eines Gruppenmitglieds aus. Nachdem Igel das Märchen mit dem BND bestätigt hatte, war ihr Vertrauen tatsächlich gewachsen.
    „Du hast recht", gestand David. „Im Moment müssen wir uns mehr um deine Leute sorgen als um Igel."
    Kim nahm den Meinungsumschwung erleichtert zur Kenntnis. Trotzdem gingen sie von nun an schweigend weiter, um Atem zu sparen. Schritt um Schritt pflügten sie durch das kniehohe Gras, immer die Anhöhen hinauf und wieder hinunter. Solange, bis sie in der Ferne einen Motor heulen hörten. Verdutzt blieben sie stehen.
    „Verdammt", entfuhr es Kim. „Das darf doch nicht wahr sein."
    David sagte nichts, sondern spitzte die Ohren. Doch es half nichts. Es war keine Turbine, die da im Leerlauf drehte, sondern der Motor eines Lkws. Das bedeutete nichts Gutes, denn es gab nur eine Fraktion, die es wagte, auf vier Rädern durch die Zone zu fahren.
    Die Stalker mit den Todestrucks.
    Derart gewarnt, bewegten sie sich von nun an vorsichtiger.
    Statt den einfachsten Weg zu wählen, suchten sie Bereiche, in denen das Gras mannshoch wuchs. In dessen Deckung arbeiteten sie sich zu einem Ahornwäldchen vor. Geschmeidig glitten sie unter überhängenden Ästen entlang, ohne ein einziges Blätterrascheln auszulösen. Falls hier jemand lauerte, sollte er ihre Ankunft nicht bemerken.
    Das dichte Laubdach verwandelte die Mittagssonne in ein grün schimmerndes Zwielicht. Wild wuchernde Brennnesseln strichen über Stiefel und Hosen. Nachdem sie einen Wall aus Dornen, umgestürzter Birken und Schlingpflanzen durchschritten hatten, wich das Dickicht allmählich zurück. Dahinter wurde der Blick auf eine lang gezogene Hügelkette frei.
    Erneut ertönte Motorgeräusch, diesmal nicht durch die Baumbarriere gefiltert. Der Feind befand sich in unmittelbarer Nähe.
    Kim und David glitten zu Boden und robbten weiter, bis sie die Baumgrenze erreichten. Durch belaubte Äste gedeckt, sondierten sie das vor ihnen liegende Gelände. Es dauerte nicht lange, bis sie das Fahrzeug entdeckten, das den Höllenradau veranstaltete. Nur einige hundert Meter entfernt hatte es sich in einem Hang festgefahren. Ein gutes Dutzend Männer versuchte die bis zur Hälfte im Dreck versunkenen Räder freizubekommen, doch die Zweige und Hölzer, die sie zum Unterlegen herbeischleppten, nutzten nicht viel. Bereits über und über mit Dreck bespritzt, schoben sie beständig weiter.
    Leider trieb sich die lärmende Gruppe nicht allein hier herum. Auf den benachbarten Hügeln wimmelte es von weiteren Stalkern, die meist flach ausgestreckt auf dem Bauch lagen, um nicht zu sehr aufzufallen. Kim lokalisierte sie problemlos mit Hilfe des Steins, doch wer lange genug hinsah, erkannte sie auch an den Konturen ihrer Kapuzen oder sah, wie die Gläser ihrer Feldstecher in der Sonne reflektierten. Der auf diese Weise gebildete Sperrgürtel erstreckte sich zu beiden Seiten so weit das Auge reichte.
    „Sieht so aus, als wüssten die Kerle, wo du lang willst", flüsterte David leise.
    „Ist auch nicht schwer zu erraten", gab Kim zu bedenken. „Sie kennen die Richtung, in die Tunduk und die anderen geflohen sind, und wissen, dass ich allein zurückgeblieben bin. Ohne den Lärm der festgefahrenen Karre, könnte man ihnen glatt ins Netz gehen."
    Dabei schloss sie sich selbst durchaus mit ein, denn der ständige Einsatz des Steins kostete sie Kraft. Zum wiederholten Male zog sie ihre Hand rasch aus der Jacke zurück und massierte sich anschließend die Schläfen.
    „Tagsüber kommen wir nicht ungesehen vorbei", analysierte David die Lage. „Wir müssen warten, bis es dunkel wird."
    „Oder das besetzte Gebiet umgehen."
    „Soweit das kurzfristig möglich ist." David zog die Nase kraus. „Die werden sich bis zur Südseite des Moorsees eingenistet haben.

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