Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
toten Stalker ließ er die Zahnbürste kreisen. Die Leichen hatten über Nacht Besuch von Nagetieren oder Krähen erhalten und sahen dementsprechend aus. Wenn die Sonne weiter so herabbrannte, würden sie spätestens gegen Mittag ein Geruchsproblem darstellen.
    Bis dahin waren er und das Mädchen aber hoffentlich bereits weit weg. Begraben konnten sie die Kerle nicht, das hätte die patrouillierenden Hubschrauber misstrauisch gemacht.
    Unten in der Ebene, am Eingang zur unversiegelten Deponie, balgten sich einige Schattenhunde um blutverschmierte Happen. Na ja, warum sollte es Plichko und seinen Kameraden besser gehen als den anderen Verlierern, die in der Zone verreckten?
    Der Anblick der Toten rüttelte David endgültig wach. Er spülte sich ein letztes Mal den Mund aus und reinigte die Hände. Mehr Wasser durfte er nicht für die Morgenhygiene verschwenden.
    Kim knabberte gerade an ein paar trockenen Keksen, die sie, wie den Kaffee, dem toten Hier-Schreier abgenommen hatte. David ließ sich neben sie nieder, nippte an der für ihn bestimmten Tasse und nickte ihr dankbar zu. Der Kaffee schmeckte überraschend gut, vor allem, wenn man nur noch die Plörre in Ostrov gewohnt war. Um seinen knurrenden Magen zu besänftigen, holte er Brot und einen pflanzlichen Aufstrich hervor. Nachdem er eine Scheibe geschmiert hatte, reichte er beides an Kim weiter.
    „Hier, kannst du ruhig essen." Er deutete auf ihre Dreads. „Du bist bestimmt Veganerin."
    Sie sah ihn an, als sei er gerade aus einer Jauchegrube gekrochen. „Ich, vegan? Hier, in der Zone? Mit was für Frauen hast du normalerweise zu tun?"
    Das war nicht ganz die Antwort, die er erwartet hatte. Ihre schroffe Art war nicht immer leicht einzuordnen.
    „Mit gar keinen", antwortete er nach kurzer Bedenkpause. „Du bist die Erste, die ich seit vier Jahren zu Gesicht bekomme. Schon vergessen? Ich saß bis vorgestern im Gefängnis."
    „Oh." Sie verzog entschuldigend den Mund. „Vergessen nicht, nur gerade nicht dran gedacht."
    Er nickte und kaute weiter. Kim legte die Kekse zur Seite und griff nach den Dingen, die ihr David zugeschoben hatte. Sich vernünftig zu ernähren, war eine Grundvoraussetzung, um in der Zone zu überleben.
    Frisch gestärkt packten sie gerade ihre Sachen zusammen, als in der Ferne Rotorschlag laut wurde. Rasch tauchten sie in den Metallbogen ab.
    „Vielleicht schirmt uns die Röhrenwandung genügend ab", hoffte David. „Sie ist durch die Sonne aufgeheizt, das könnte unsere Körpertemperatur kaschieren." Zum Glück war es ohnehin keine GAZELLE, die in einiger Entfernung vorüberzog, sondern eine Mi-24.
    „Die fliegt bestimmt nur auf Routinekurs", beruhigte ihn Kim. „Ich kann jedenfalls keine feindseligen Schwingungen aufnehmen."
    Während sie angestrengt in die Ferne blickte, ruhte ihre Hand in der Jackentasche, dort, wo das Lederband mit dem merkwürdigen Stein steckte. David versuchte nicht allzu auffällig darauf zu starren, konnte aber sehen, dass sie die Hand nach dem PSI-Scan wieder hervorholte.
    „Vielleicht war die Maschine auch zu weit entfernt, um eine Emotion aufzufangen", relativierte Kim ihre Einschätzung, bevor sie plötzlich fragte: „Und? Hast du schon entschieden, ob du mich zu meinen Leuten begleiten willst?"
    David registrierte genau, dass sie niemals von Freunden sprach. „Was sind das für Leute?", wollte er wissen.
    „Zuverlässige Leute", antwortete sie vage. „Leute, die einem den Rücken decken, das ist wichtig. Allein kommt man nicht weit in der Zone."
    „Aha. Und wieso haben dich die Soldaten dann allein erwischt?" Beinahe hätte er Plichko und die anderen Soldaten gesagt, besann sich aber noch rechtzeitig eines Besseren. Er musste wirklich höllisch aufpassen, damit er sich in diesem Punkt nicht verplapperte.
    Kim entging die kurze Schwankung in seiner Stimme. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, den Stich zu verarbeiten, den er ihr gerade verpasst hatte. Man brauchte kein Telepath zu sein, um zu erkennen, dass sie sich selbst fragte, wo ihre Leute gewesen waren, als sie am dringendsten Hilfe gebraucht hätte.
    „Es gab einige Komplikationen", antwortete sie zögernd. „Wir wurden getrennt. Aber ich hoffe, sie am vereinbarten Treffpunkt wiederzufinden. Zumindest die, die überlebt haben."
    Sie erzählte nicht, was vorgefallen war, denn ihr Vertrauen zu ihm hielt sich noch in Grenzen. Vielleicht bot sie ihm die Begleitung auch nur an, um ihn unterwegs auszuhorchen? David wusste es nicht. Doch er war

Weitere Kostenlose Bücher