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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bereit, das Risiko einzugehen.
    „ Wir können gern ein Stück des Weges gemeinsam gehen", spielte er den Gleichgültigen. „Ich hab nichts Besseres vor, und vielleicht kennst du ja wirklich eine Möglichkeit, den Geheimnissen der Zone auf den Grund zu gehen. Das ist das, was für mich am meisten zählt."
    So jung und attraktiv, wie sie war, hatte sie bestimmt schon nettere Begleitangebote erhalten, trotzdem wirkte sie zufrieden.
    David sah sich ebenfalls in einer Situation, in der er nur gewinnen konnte. Entweder sagte Kim die Wahrheit, dann erhielt er neue Informationen über die Zone. Oder sie arbeitete mit richtig üblen Typen zusammen, dann sollte es ihm ein Vergnügen sein, sich erneut mit Alexander Marinin in Verbindung zu setzen.
    Gemeinsam schulterten sie das Gepäck und machten sich Richtung Osten auf. Zuerst gingen sie die Moorbahn entlang, bis zu einer Stelle, an der kürzlich ein schwerer Unfall stattgefunden haben musste. Ein ausgebrannter Straßenkreuzer sowie ein umgestürzter LKW hatten den Mittelpunkt eines erbitterten Feuergefechtes gebildet. Die überall verstreut liegenden Leichen hatten nicht nur Schattenhunde, sondern auch ihre größeren, weitaus gefährlicheren Vettern, die Pseudohunde, angelockt. In größeren Rudeln streiften die gefräßigen Tiere umher und taten sich an dem für sie reich gedeckten Tisch gütlich.
    Ihr borstiges Fell und die gedrungene Schädelform zeigten deutlich, dass sie - entgegen ihres harmlos klingenden Namens -von frei lebenden Wölfen abstammten. Während ihre Vorfahren den Menschen mieden, griffen diese Mutationen alles an, was ihren Weg kreuzte.
    Kim und David hatten Glück, dass sie gegen den Wind standen, so konnten sie das Gelände umgehen, ohne dass eine der Bestien Witterung aufnahm.
    Da nur Kim ihr genaues Ziel kannte, gab sie die Richtung vor. David trottete folgsam neben der jungen Frau her. Sie gingen über die Hügelkette, die sich rechts von ihnen erhob, denn in der Ebene hätten sie weite Strecken ohne Deckung zurücklegen müssen.
    Unterwegs passierten sie eine Karussell-Anomalie, in der David endlich ein Steinblut-Artefakt fand, das er Alexander Marinin mitbringen wollte. Er entlud die Kraftfeldsäule mit einer hineingeworfenen Schraubenmutter und nahm den bernsteinfarben schimmernden Quarz an sich.
    Mittlerweile hatte er soviel Routine, dass ihn der Vorgang nicht länger als drei Minuten aufhielt. Da sie außerdem beide weit ausschritten, kamen sie rasch voran. Allerdings hielt Kim zwischendurch immer wieder inne und lauschte in die Umgebung. Dabei fuhr sie jedes Mal unauffällig mit der Hand in die Jackentasche. Der Stein, den sie dort verbarg, spielte eine wichtige Rolle bei dieser Begabung.
    „Hattest du schon immer telepathische Fähigkeiten?", fragte David, als sie wieder einmal neben ihm anhielt. „Ich meine, schon als Kind? Das stelle ich mir schrecklich vor."
    „Warum?" Sie legte die Stirn in Falten, was sie verärgert aussehen ließ. „Hast du deine Freunde nie beim Pokern betrogen?" David wurde erst auf dem zweiten Blick klar, dass ihr Stirnrunzeln ein Zeichen neu erwachten Misstrauens war.
    „Meine Kräfte sind nicht mit deinen zu vergleichen", wehrte er ab. „Außerdem liegen sie bei mir nicht in der Familie. Ich habe sie bei einem Unfall in der Zone erhalten, bei dem meine Eltern verschwunden sind."
    Sie musterte ihn nachdenklich.
    „ Woher weißt du das?", fragte sie unvermittelt.
    „Was?", fragte David verwirrt. „Dass meine Eltern verschwunden sind?" Litt die Kleine plötzlich an Gedächtnisschwund?
    „Nein", erwiderte sie scharf. „Dass deine PSI-Begabung nicht ebenfalls vererbt ist? Deine Mutter stammt doch auch aus Russland, oder?"
    „Aus der Ukraine", verbesserte er sie automatisch. „Hier, aus der Nähe von Tschernobyl." Erst danach dämmerte ihm langsam, was sie damit sagen wollte.
    Er spürte, wie das Blut aus seinen Wangen wich. „Was soll das heißen?", fragte er, darum bemüht, die Ruhe zu bewahren. „Weißt du etwas über meine Mutter, von dem ich nichts ahne? Dann raus damit!" Er ballte seine herabhängenden Hände unbewusst zu Fäusten. Es war wie ein Krampf. Obwohl sich die Fingernägel schmerzhaft ins Fleisch bohrten, gelang es ihm nicht, sie wieder zu öffnen.
    Kim wich seinem Blick aus, als sie sah, wie sehr ihn die Frage aufwühlte.
    „Nein", sagte sie leise. „Ich weiß nichts über deine Mutter. Gar nichts." Das Bedauern stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Aber kommt es dir nicht

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