S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
ergangen sein, als sie ihn zum ersten Mal mental ausforschen wollte und dabei an seinen eigenen PSI-Fähigkeiten gescheitert war. Doch Igel besaß kein vergleichbares Talent, das wäre David ― und vor allem Kim ― schon bei der ersten Begegnung mit diesem Stalker aufgefallen!
„Eins verstehe ich nicht", fuhr David bedächtig fort. „Warum hat sich noch niemand anders das Geld verdient und diese Anzüge zugelegt?"
Seine Furcht, Igel könnte wütend reagieren, erwies sich als unbegründet. Im Gegenteil. Der Stalker schien bester Laune. Er schob sogar seine heiß geliebte Sonnenbrille ein Stück die Nase hinunter, um David zuzuzwinkern.
„Weil nicht jeder weiß, was ich weiß", erklärte er in verschwörerischem Ton. „Und weil die Kämpfer in der Arena normalerweise viel schlechter bezahlt werden. Doch im Moment gibt es ein Trio, das die Show dominiert. Sie haben sich darauf spezialisiert, ihr Geld auf diese Weise zu verdienen und schon Dutzende von Stalkern ins Jenseits befördert. Inzwischen findet sich niemand mehr, der gegen sie antreten will. Das bringt die Freiheitsfraktion in Bedrängnis, weil ihre Einnahmen ausbleiben. Und uns verhilft es zu unserer großen Chance! Wenn ihr sie noch nutzen wollt, heißt das ..."
So sehr sich David auch bemühte, er konnte keine Emotionen von Igel auffangen. Ohne Marinins brennende Neugier, die ein deutliches Kribbeln unter seiner Schädeldecke verursachte, hätte er glatt den Eindruck gewonnen, dass ihm seine Fähigkeiten abhandengekommen waren.
„ Was ist?”, drängte Igel. „Soll ich uns anmelden? Es wäre sehr ärgerlich, wenn uns jemand im letzten Moment zuvorkäme."
David war immer noch unentschlossen. Er wusste nicht recht, was er von dem Vorschlag halten sollte. Gladiatorenkämpfe auf Leben und Tod, das ging ihm gegen den Strich. Ihn widerten schon Spielshows an, in denen die Kandidaten nur Ehre und Selbstachtung verloren.
„Ich weiß nicht", sagte er vorsichtig. „Es erscheint mir nicht redlich, auf diese Weise Geld zu verdienen." Gleichzeitig warf er dem Major einen ratlosen Blick zu, der sich auf den misslungenen Versuch bezog, Igels Gefühle auszuloten.
Marinin verstand die Botschaft, das spürte er deutlich. Wer schon soviel zusammen durchgemacht hatte wie sie beide, verstand sich irgendwann wortlos, ob mit oder ohne telepathische Fähigkeiten.
An der harten Miene des von Krebs und familiären Verlusten gezeichneten Mannes ließ sich für einen Fremden sicherlich nicht viel ablesen, aber David sah deutlich, wie sich Marinin dazu durchrang, auf Igels Vorschlag einzugehen.
„Wir sind hier in der Zone, da gelten andere Regeln", erklärte er mit dem üblichen Krächzen in der Stimme. „Wer es bis hierher schafft und sich für den Kampf in der Arena entscheidet, ist mit Sicherheit kein Unschuldslamm. Und wer sich auf solche Duelle spezialisiert, statt Artefakte zu sammeln, hat auch schon vorher gemordet. Tut mir leid, David. Ich sehe da kein Problem. Um diese Kerle ist es bestimmt nicht schade."
David sah den Major missbilligend an. Er wusste natürlich, dass es der Schmerz war, der Marinin so verbittert gemacht hatte, trotzdem gefiel es ihm nicht, wenn er sich so zynisch gab.
Nicht, weil sich David moralisch überlegen fühlte, sondern weil er wusste, dass sich der Major auf diese Weise nur Schaden zufügte.
Lastende Stille kehrte ein. Niemand von ihnen sprach ein Wort, und der Lärm von den umliegenden Tischen drang nur noch wie durch Watte gefiltert an seine Ohren. Sie wussten alle drei, dass sie vor einer schwerwiegenden Entscheidung standen, doch niemand wollte einen der anderen zu etwas drängen.
Das Essen wurde langsam kalt, während sie so dasaßen. Marinin wirkte die ganze Zeit in sich gekehrt. Bis zu dem Moment, da sich seine ausgezehrten Züge ein wenig glätteten und in seine Augen die alte Wärme zurückkehrte, die früher alle so an ihm geschätzt hatten. Er schien plötzlich voller Verständnis, wie ein Vater, der zu seinem Sohn sprach, als er sagte: „Du musst meine Meinung nicht teilen, David, das ist überhaupt nicht nötig. Du musst dir nur überlegen, ob du bereit bist, deine Bedenken für Kim zurückzustellen. Mir gefällt auch nicht, worauf wir uns da einlassen. Nur sehe ich im Moment keinen anderen Weg, ihr so schnell zu helfen, wie es zweifellos nötig ist. Aber es hat keinen Zweck, die Arena zu betreten, wenn nicht jeder von uns überzeugt ist, das Richtige zu tun."
Kim. Im gleichen Moment, da er ihren Namen hörte,
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