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S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Scheiß machen müssen. Was ist denn, wenn jetzt hier einer von seinen seelenlosen Stasi-Zombies vorbeistapft?"
    „Tun die nicht." Mirsowsk stopfte beide Hände in die Kitteltaschen und lehnte lässig am Türrahmen. „Die sind jetzt alle im Außeneinsatz. Weil das Militär verrücktspielt."
    Kochow hätte fast den Schraubenzieher fallen lassen. Vorsichtig legte er ihn zur Seite, fixierte sein Gegenüber mit misstrauischem Blick und fragte: „Was ist los?"
    „In der Zone tobt gerade eine Schlacht. Die Spetsnatz und reguläre Armeeeinheiten greifen das Wächterlager an."
    „Im Ernst?" Kochow sprang vor Aufregung in die Höhe. „Hat Dobrynin das befohlen?"
    Mirsowsk verdrehte die Augen. „Natürlich nicht. Das ist es ja. Seit sich das Kollektiv nur noch aus sechs Telepathen speist, entgleiten ihm die Dinge. General Simak hat wohl gerade einen Lichtblick und lässt ein bisschen aufräumen."
    Kochow erbleichte unter den Worten seines Kollegen.
    „Nicht so laut, Mensch", zischte er und kam hinter der Arbeitsplatte hervor. „Du glaubst doch wohl nicht, dass alle Agenten draußen sind?" Rasch sah er zur Tür hinaus, um sicherzustellen, dass niemand im Flur herumschlich.
    „Weißt du, wen die Armee mit aller Gewalt aufgreifen will?", fuhr Mirsowsk unbeirrt fort. „Den kleinen Rothe. Den Sohn der Walujew. Falls ihnen das gelingt, fährt das Kollektiv weiter auf halber Kraft, selbst wenn die Raika gegen ihren Willen integriert wird. Die ganze Angelegenheit läuft immer stärker aus dem Ruder, da kannst du mir sagen, was du willst."
    Im Grunde lag er mit dieser Einschätzung vollkommen richtig, aber es war natürlich nicht sonderlich schlau, sie offen auszusprechen.
    „ Halt doch das Maul, du Idiot", fuhr ihn Kochow panisch an. „Wenn du als tätowierter Agent enden willst, bitte schön. Ich will jedenfalls nichts von deinem defätistischen Gelabere hören."
    Er sprach extra laut, für den Fall, dass irgendwo Mikrofone angebracht waren, und schob Mirsowsk gewaltsam nach draußen. Der Bärtige protestierte erst gegen die unfreundliche Behandlung, winkte aber schließlich verächtlich ab und kehrte in seinen eigenen Bereich zurück.
    Schwer atmend blieb Boris Kochow in der offenen Tür stehen. Die Worte seines Kollegen hatten ihn nachdenklich gemacht. Was war eigentlich, wenn die Verbindung zum C-Bewusstsein wirklich zusammenbrach und sich alle damit verbundenen Pläne in Luft auflösten? Dann hatte er die besten Jahre seines Lebens in dieser Abgeschiedenheit verbracht, ohne in der ersten Reihe zu stehen, wenn Dobrynin die Geschicke der Welt zu beeinflussen begann.
    Umsonst, hämmerte es durch seinen Kopf. Dann war alles umsonst. All die Mühen und all die Einsamkeit, die er auf sich genommen hatte.
    Wofür war das dann alles gut gewesen?
    Seine Gedanken wanderten unwillkürlich zu Kim Raika, die immer noch in der Arrestzelle saß. Eine Frau wie sie hatte er nie kennengelernt. Als er in ihrem Alter gewesen war, hatte es für ihn nur Forschungen in abgeschotteten Geheimanlagen gegeben und vielleicht noch die Pornoseiten im Internet, die er sich heimlich während der Arbeitszeit ansehen durfte. Im Prinzip war er genauso eine arme Sau wie Mirsowsk. Noch zehn, fünfzehn Jahre, dann würde er auch genauso aussehen und reden wie dieser Vollidiot.
    Kochow fuhr sich über das stoppelige Kinn und sah zu der Arbeitsplatte, auf der immer noch das offene Gaußgewehr lag. Er schwankte einen Moment in seiner Entscheidung, dann gab er sich einen Ruck und marschierte los.
    Sollten ihn doch Dobrynin oder einer von dessen Schergen erwischen. Dann sagte er eben, dass er in den Waschraum musste. Was konnten die dann schon tun, außer ihm weitere Strafschichten aufzubrummen?
    Mit schnellen, zielstrebigen Schritten eilte er die Gänge entlang, bis er den Zellentrakt erreichte. Die Waschräume lagen nur zwanzig Meter entfernt.
    Was ich hier will?, legte er sich in Gedanken eine Antwort zurecht. Ich habe verdächtige Geräusche aus Arrestzelle 4 gehört. Da wollte ich lieber mal nachsehen. Schließlich weiß ich, wie wichtig die Telepathin für unser Projekt ist.
    Von den vier Stahltüren standen drei halb offen, nur die letzte, hinten rechts, war fest verschlossen. Kochow spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als er die dünne Metallscheibe vor dem Guckloch zur Seite schob. Der zwei mal drei Meter große Raum, der dahinterlag, war durch den eingelassenen Spion bis in den letzten Winkel einsehbar.
    Grelles Neonlicht spiegelte sich

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