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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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leichtfertig dieselben Wege gehen", erklärte ich ihm, während ich ihn auf Abstand hielt.
    Andrej tänzelte etwas seitlich, um meine Verteidigungslinie zu durchbrechen.
    „Das bedeutet immer den sicheren Tod. Vergiss es, der Doktor hat sich schon davongemacht. Du hättest ihm dein Angebot früher machen sollen."
    „STOPP!"
    Hatte ich das gesagt? Es schien so, allerdings zweifelte ich bereits nach wenigen Augenblicken daran. Es klang dumpf, hohl und leise — und schaffte es dennoch, über die ganze Wiese zu schallen. Dabei klang es so bestimmend,dass Stezenko wie angewurzelt stehen blieb.
    Sofort war die Luft vor seinem Gesicht von silber- und fliederfarbenen Blitzen durchdrungen. Ein halb transparenter Vorhang bildete sich. Ich hörte das durchdringende Prasseln einer elektrischen Entladung und die Luft wurde wieder klar.
    So ein Mist! Noch einen Schritt weiter und man hätte in der Stalker-Bar ein neues Gericht servieren können: „Stezenko gegrillt".Wie ich die Anomalie erspürte, begriff ich selbst nicht. Vielleicht war aber auch gar nicht ich es, der sie entlarvte, sondern der Sumpfdoktor oder Red Schuchow.
    „Keinen Schritt mehr!" Ich selbst bewegte kaum meine Lippen. „So ist es gut. Vollkommene Starre! Jetzt langsam,sehr langsam ...den rechten Fuß nach hinten. Langsamer. Verlagere dein Gewicht ...noch langsamer, verdammt!"
    Vorsichtig, einen Schritt nach dem anderen, entkam Stezenko der
    Falle und stand schließlich neben mir. Er war blass wie eine Leiche. Ich blickte wieder dem Doktor hinterher. Er entfernte sich zu den
    Gleisen, als wäre hinter seinem Rücken nichts geschehen. Missmutig sah ich Stezenko an. „Okay, lass uns gehen."

11.
    DIE STALKER-BAR
    Wir passierten den Bernsteinsee von der anderen Seite, schlugen die nordwestliche Richtung ein, und schon bald zeigten sich in der Ferne zwischen den Bäumen die alten fünfstöckigen Plattenbauten.
    Wir näherten uns der Toten Stadt.
    Ein ätzender Ort, kaum besser als die Sümpfe. Als sich die erste Explosion ereignete, lebten hier hauptsächlich Beschäftigte der Reaktoranlage. Sie wurden in einem solchen Eiltempo evakuiert,dass sie noch nicht einmal mehr Zeit hatten, sich anzuziehen, geschweige denn, ihre wichtigsten Habseligkeiten mitzunehmen.
    Zwanzig Jahre nach dem Vorfall verfiel die verlassene Geisterstadt mit ihren eingeschlagenen Fensterscheiben immer noch ungehindert.Niemand kehrte mehr zurück.
    Nach der zweiten Tschernobylexplosion war die Stadt dennoch wieder besiedelt. Zombies, die sich vor Kontrolleuren retten konnten,ihren Verstand auf dem Bernsteinsee verloren hatten, aus dem Sarkophag entwichen oder unter dem massiven Einfluss der Macht aus den Sümpfen standen, kamen von überall aus der Zone her und fristeten hier ein seltsames, düsteres Dasein, das wie eine Parodie auf das wahre Leben anmutete. Sie hielten sich in der Stadt auf, als wäre nichts gewesen, liefen geschäftig durch die Straßen und imitierten auch sonst intelligentes Verhalten. Sie „schliefen" in leeren Wohnungen,gingen in ehemalige Läden und Cafés oder saßen auf Parkbänken —mit einem Wort, sie ließen den bizarren Eindruck entstehen, sie seien noch immer normale Menschen.
    Warum sie das taten, warum die Tote Stadt in dieser Weise auf sie wirkte, während sie außerhalb ihrer Grenzen stets sinnentleert und ziellos durch die Gegend irrten, wusste niemand. Aber es gab in der Zone noch so manche Kuriosität, wie beispielsweise den über lange Jahre über einem Grund hängenden Bagger ... oder den Beschützersatan.
    Wir liefen durch den Waldstreifen, der einst als Grenzlinie diente, aber ohne menschliche Pflege zu einem wild wuchernden Dschungel verkommen war.
    Wir waren an der Stadtgrenze angekommen. Dieser seltsame Ort rief bei mir immer eine undefinierbare Unruhe hervor, die ich zu unterdrücken versuchte. Vollkommen menschenleere Bezirke, in denen alles noch so war, wie vor einem halben Jahrhundert: altmodische Häuser, Vorgärten, Bürgersteige. Nur die fünfstöckigen Plattenbauten fielen allmählich auseinander, die Vorgärten verwandelten sich in unüberwindliche Dschungelflächen, der Asphalt bildete Risse und sank an manchen Stellen bereits ein.
    Über den Dächern der Plattenbauten sah man ein Riesenrad. Dort lag irgendwann einmal ein Vergnügungspark. Das Rad drehte sich immer noch, langsamer als gewohnt und für das Auge fast unmerklich, aber es drehte sich. Die Touristen achteten nicht darauf oder maßen dem Rad keine Bedeutung bei.
    Zum

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