S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
sprach der Boss des Kabinetts — meine Einwände erreichten ihn nicht einmal annähernd. „Die Aufgabe ist leicht, nicht wie das letzte Mal, entspann dich. Wir haben da eine Touristengruppe. Die Typen fahren total auf Adrenalin ab und wollen eine Safaritour durch die Zone. Der Preis spielt keine Rolle, dafür wollen sie aber nur das Feinste vom Feinen. Die beste Ausrüstung. Die beste Route. Den besten Führer —also dich. Dazu den besten Helfer für den Führer, zum Beispiel Gurwenek oder He-He. Mit He-He haben sie schon gesprochen, er hat ihnen gefallen. Also, man muss der Gruppe von fünf Leuten die Zone zeigen, ein wenig auf Pseudokreaturen schießen und aufpassen, dass keiner draufgeht. Die Route legst du fest, alles ganz easy, bist dein eigener Herr. Du bekommst von ihnen einen Sack voll Geld. Abzüglich meiner Prozente und einer gewissen Summe für den Gemeinschaftspott des Clans, versteht sich. Einverstanden?"
„Verlockend ..." Ich kratzte mich am Hinterkopf. „Nur habe ich mich das letzte Mal wirklich verausgabt. Ich kann nicht mehr, Bub-na, Ich brauch 'ne Auszeit. Such ihnen einen anderen."
„Ich kann ihnen keinen anderen suchen. Das Problem ist, dass sie genau dich wollen."
„Und warum interessieren sie sich ausgerechnet für meine bescheidene Person?"
„Ich habe dich ihnen vorgeschlagen", gab der Händler offen zu. „Sie haben nicht nur den besten Führer verlangt, sondern auch einen,der eine Art Glückskind ist. Das heißt einen, der ständig aus den ausweglosesten Situationen wieder herausfindet und das schon ziemlich lange macht. Und ich dachte mir, wenn sie schon bereit sind, so viel Geld auszugeben, sollten wir einen ehrlichen Deal abschließen,und sie sollten den perfekten Reiseführer auch wirklich bekommen.Und die Amerikaner legen doch bekanntermaßen sehr viel Wert auf Glück, die sind doch da alle abergläubisch und vertrauen nicht allein auf unseren Gott, auf Jesus ..."
Ich erinnerte mich, dass ich das letzte Mal in der Baugrube tatsächlich in allerletzter Sekunde meinen Kopf aus der Schlinge zog, und musste Bubna recht geben. Allerdings gefiel mir der Vergleich nicht. Er gefiel mir überhaupt nicht.
Bubna dauerte mein Schweigen offenbar zu lange, und so nannte er die Summe.
Die Summe war so groß, dass die Nullen, wäre die Zahl herunter gepurzelt, den ganzen Zimmerboden bedeckt hätten.
Das änderte die Sache ein wenig. Aber hatte es jemals einen Menschen auf der nördlichen Hemisphäre gegeben, der im Stande gewesen wäre, mich zu überreden, wenn ich schlechte Laune hatte und auf stur schaltete?
„Aus einer wahrhaft ausweglosen Situation fand der Dunkle Stalker heraus", sagte ich.„Er hatte unglaubliches Glück. Sollen sie doch ihn als Führer wählen. Und am besten noch Jurij Semezkij als seinen Helfer."
„In Ordnung, Hemul.” Bubna streckte seine Handflächen aus, als wollte er das, was ich nun sagen würde, schon im Voraus entkräften. „Du hast dich verausgabt und bist gestresst. Du hattest einen schweren Einsatz. Ruh dich aus, mein Junge, trink Wodka, vergnüg dich mit Dinka. Und komm morgen Abend wieder. Komm wieder und sag zu. Aber zieh's nicht zu sehr in die Länge, weil übermorgen die freie Stelle besetzt wird." Er schwieg und sah Joe erwartungsvoll an.
Der Barkeeper hustete.
„Soll ich ihn raus begleiten?", fragte er.
„Ja, begleite ihn raus", nickte Bubna freundlich. „Und das hier ...", er tippte mit dem Zeigefinger ekel erfüllt gegen das Zigarettenetui, „... zum Feldscher."
Joe gab das Zigarettenetui mit dem von mir beschafften, wertvollen Artefakt einem der Wachmänner und nahm wieder seinen Platz hinter der Theke ein. Ich nahm Patogenitschs Kappe von meinem Stuhl und setzte mich auf meinen Platz.
„Übrigens", sagte ich zu Joe, „in einem hat Bubna recht. Schenk mal jedem, den ich hier kenne, vier Finger breit ein — auf meine Rechnung. Ich bin heute mehrmals hintereinander dem sicheren Tod entkommen, und das sollten wir feiern. Das Frischfleisch vergisst du und die Idioten dort drüben in der Ecke gehen auch leer aus, genauso wie der da — den sehe ich zum ersten Mal."
Ich kam zum richtigen Zeitpunkt in den Saal. Giselle verließ gerade die Bühne und bückte sich raffiniert, um die Einzelteile ihrer Unterwäsche einzusammeln. Kaum war sie hinter dem Samtvorhang verschwunden, dimmte man die Beleuchtung herunter, und alle Gesichter in der Bar wandten sich der Bühne zu.
Scheißkerle, gleich werdet ihr meine Freundin angaffen! Ich
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