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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Kommentare abgab, war der cholerische Fliege. Er beschimpfte die anderen in wüster Gossensprache und wurde entsprechend zurück beschimpft.
    Das anonyme Forum war nicht die Zone, und für die Nutzer kam es nicht auf kämpferische Fähigkeiten an. Reifere Stalker, die sich darin tummelten und es nicht für nötig hielten, ihre wahre Identität hinter ständig wechselnden Pseudonymen zu verbergen, gaben zu bedenken, dass Zivilisten, die es mit Veteranen aufnahmen, zumindest Respekt verdienten.
    Ich loggte mich aus und steckte das PDA in eine Schutzhülle. Ich drehte mich zur Nachbarkoje um, in der Martin Donahugh lag und sagte leise: „Die Stalker nennen euch Blödmänner, sagen aber, dass ihr Respekt verdient."
    „Das gefällt mir", antwortete er.
    Seine linke Gesichtshälfte zierte ein riesiger blauer Fleck. Der Unterkiefer war etwas aus der Form geraten und erinnerte an eine überreife Honigmelone. Egal, Kampfspuren machten einen Mann nur attraktiver. Jedenfalls hatten die Mädchen ihren Spaß daran, richtige Kämpfer zu küssen.
    „Hey, Mister Millionär, hast du keine Angst, dass du hier gefangen genommen werden könntest? Irgendwelche Banden könnten dich entführen und Lösegeld fordern", sagte ich.
    Donahugh schnaubte. „Hem, ich war schon in weitaus gefährlicheren Regionen ... Ja, ja, schon gut", fügte er schnell hinzu, als er meinen wütenden Blick sah.
    Ein wichtiger Punkt bei meiner Einweisung war gewesen, dass sie sich ein für alle Mal abschminken sollten, die Zone zu unterschätzen.Dass man hier nichts Unüberlegtes tun durfte. Und dass die Jagd in der Zone mit nichts aus ihrem gewiss reichen Erfahrungsschatz zu vergleichen war.
    „Aber", beharrte Donahugh nach kurzem Schweigen, „hier leben immerhin Menschen,deren Beweggründe mir nicht ganz fremd sind. Wir mussten aber schon mit Kannibalen zurechtkommen, deren Motivation und Logik für mich und meine Begleiter stets ein Rätsel blieben. Ich will damit nur sagen: Wir haben keine Angst und können uns selbst verteidigen. Selbstverständlich bleibt noch ein Restrisiko, aber so ganz ohne würde es auch keinen Spaß machen, stimmt's?"
    Das war die längste Ansprache, die ich seit gestern von ihm gehört hatte. Es kostete mich einige Mühe, daraus einen sinnvollen Text zusammenzubasteln. Er hatte während des letzten halben Jahres viel Grammatik dazugelernt und seinen Wortschatz erweitert, allerdings reichte das bei Weitem nicht aus. Die richtige Aussprache der Wörter war sein größtes Problem. Und wurde damit auch zu meinem. Wenn er in kurzen Sätzen sprach, war es einfacher für mich, den Sinn zu erfassen.
    Was für Narren!,dachte ich. Kannibalen waren sicher ein Fall für sich, aber wir hatten es hier in der Zone mit Kalibern zu tun, bei denen selbst der wildeste und blutrünstigste Kannibale Neu Guineas Reißaus genommen hätte.
    Unser Trupp versteckte sich in einem Waldstreifen nahe der Straße, die entlang der Zonengrenze verlief. Von Tschernobyl-4 aus waren wir mit zwei alten „Nivas" aus unserem Clanbestand hierher gebracht worden. Gurwinok und Piwkabe hatten uns drei Kilometer vor der Grenze rausgelassen, und von dort aus hatten wir im schnellen Laufschritt den Schutz des Waldes erreicht.
    Die Militärmaschinen hielten Ausschau nach Fahrzeugen in der Nähe der zweiten Grenze, ließen sie anhalten und hielten sie in Schach, bis die Formalitäten geklärt waren. Wir waren bis an die Zähne bewaffnet und hätten eine solche Kontrolle überhaupt nicht gebrauchen können.
    Was die Ausrüstung anbetraf, so brachten einen Teil davon die Amerikaner selbst nach Tschernobyl-4 (besser gesagt, Stezenko besorgte mithilfe von ortsansässigen Banden das benötigte Material).
    Und das Zeug konnte sich wahrlich sehen lassen. Noch nicht einmal die Kriegsstalker waren mit solchen Waffen ausgerüstet.
    Die Kunden boten mir ein kurzes automatisches Gewehr an, ein N-213 Hopeful, und ich war so frei, verballerte im Keller der Bar mehrere Magazine, bevor ich einräumte, dass diese Waffe etwas taugte. Sie gab sowohl einzelne Schüsse ab als auch kurze, längere und lange Schussabfolgen. Die Reichweite meines neuen Freundes betrug zweitausend Meter, das verlässliche Zielen klappte auf tausend Meter. Aus dreißig Schritt Entfernung zerfetzte das Hopeful die Zielscheiben von Bubna förmlich, die aufgestellt worden waren, um mit Kalaschnikows auf sie zu schießen. Das Gewehr war mit einem automatischen Munitionszähler ausgestattet sowie mit einem Kompensator, der

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