Star Force (German Edition)
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Folge 8
Business auf Omikron-Alpha
"Warum ausgerechnet ich?" fragte ich mit weinerlicher Stimme und der irrigen Hoffnung, mein Gegenüber doch noch umstimmen zu können.
"Warum nicht?" antwortete der Mann grinsend, "Es wird allerhöchste Zeit, dass Sie allmählich wieder etwas für Ihr ohnehin viel zu hohes Gehalt tun."
Ich wagte einen halbherzigen Einspruch bezüglich meines Gehaltes, erreichte damit jedoch nur bei meinem Gegenüber ein Ansteigen seines Blutdrucks.
"Sie fliegen nach Omikron-Alpha, ob es Ihnen passt oder nicht. Ist das klar, Dickson?"
Seine Faust krachte auf die massive Eichenplatte seines übergroßen Schreibtisches und ließ mich zusammenzucken. Ich wusste aus Erfahrung, dass mit Robert Parson nicht zu spaßen war. Schließlich war er nicht umsonst der Chef des Amtes zur Bekämpfung von Wirtschaftsverbrechen.
"Kennen Sie Omikron-Alpha?" fragte er unvermittelt.
"Ja - leider", antwortete ich, "Die Eingeborenen dort sind als besonders unfreundlich bekannt."
"Das ist eine nette Untertreibung", stellte Parson fest, "Die Wesen von Omikron-Alpha sind nicht nur unfreundlich, sondern ausgesprochen feindselig. Besonders uns Terrestrier scheinen sie wenig zu mögen."
"Ich weiß", murmelte ich und dachte mit unguten Gefühlen an meinen letzten Besuch auf diesem Planeten, der allerdings schon einige Jahre zurücklag.
"Nein", polterte Parson, "Sie wissen gar nichts! Die Omikroner, wie wir sie nennen, haben nämlich seit kurzer Zeit ihr Verhalten völlig verändert. Obwohl sie immer völlig anspruchslos und zurückgezogen gelebt haben, legen sie jetzt einen Konsumdrang an den Tag, der alles in den Schatten stellt. Und merkwürdigerweise wollen sie nur die Produkte der Ganymed-Sales-Company haben."
"Vielleicht haben die eine bessere Qualität."
"Reden Sie keinen Quatsch, Dickson! Es gibt doch schon lange keine qualitativen Unterschiede mehr zwischen den Erzeugnissen der verschiedenen Konzerne."
"Aber woran sollte das sonst liegen?"
"Eben das sollen Sie ja auf Omikron-Alpha herausfinden. Sie fliegen morgen früh."
Damit war unser Gespräch beendet.
Ich nutzte die Zeit, die mir noch bis zum Abflug zur Verfügung stand, indem ich mein Wissen über Omikron-Alpha etwas auffrischte. Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist besagter Planet etwa marsgroß und hat nur eine einzige Handelsniederlassung am Äquator, wo das eisige Klima noch einigermaßen auszuhalten ist. Der größte Teil dieser ungastlichen Welt ist nämlich unter einer dicken Schnee- und Eisschicht verborgen. Wirtschaftlich interessant ist Omikron-Alpha eigentlich nur deshalb, weil es dort reiche Vorkommen an Rellynn-Kristallen gibt, die ja bekanntlich als Speichereinheiten für hochwertige Positronengehirne bestens geeignet sind. Bisher hinderte die Konzerne nur eines daran, diese Kristallvorkommen rücksichtslos auszubeuten: die Bewohner des Planeten, die wir Omikroner nennen.
Die Gesetze der terranischen Föderation schrieben nun mal vor, dass auf einer von Intelligenzen bewohnten Welt nur dann Handelsniederlassungen oder Förderanlagen eingerichtet werden dürfen, wenn die dort ansässigen Intelligenzen auch damit einverstanden waren. Natürlich gilt das auch für die Ausbeutung von Rohstoffen.
Bisher war man nur durch einfache Tauschgeschäfte an die Kristalle gekommen, denn von Geld oder entsprechenden Zahlungsmitteln halten die Omikroner überhaupt nichts. Sie tauschen die Kristalle nur gegen Dinge, die für sie auch einen praktischen Nutzen haben. Da sie jedoch eine sehr entsagungsvolle und einfache Lebensweise hatten, gab es natürlich nicht sehr viel, was für sie tauschenswert war.
Und das hatte sich vor einiger Zeit schlagartig geändert. Plötzlich waren die Omikroner ganz erpicht auf die Erzeugnisse der Ganymed-Sales-Company und schleppten zum Tauschen so viele Kristalle heran, wie sie tragen konnten. Irgendetwas ging da nicht mit rechten Dingen zu!
Das Amt zur Bekämpfung von Wirtschaftsverbrechen hatte eine ausgezeichnete Identität für mich geschaffen. Ich war nun George Ateman, dreiundvierzig Jahre alt und etwas übergewichtig. Von Beruf war ich freiberuflicher Korrespondent, der zur Zeit für das Magazin "Interstellar Times" arbeitete und eine Reportage über Omikron-Alpha verfassen sollte. Mein Lebenslauf war lückenlos und konnte jederzeit nachgeprüft werden. Dass mich jemand erkannte, war mehr als unwahrscheinlich, denn mein Äußeres hatte sich in den letzten Jahren dank zahlreicher "kosmetischer"
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