Star Force (German Edition)
befand mich im Kellersystem eines ausgedehnten Gebäude-Komplexes, das zu meiner Verwunderung völlig menschenleer zu sein schien. Nachdem ich ein paar Flure entlanggelaufen war, war ich mir sicher, dass ich mich nur in der Handelsniederlassung der Ganymed-Sales-Company befinden konnte, denn es gab hier kein anderes Gebäude von dieser Größe.
Mit Hilfe der Code-Karte konnte ich die meisten Türen öffnen und auch einen Blick dahinter werfen. Und dann kam ich in einen Raum, in dem zu meinem Glück eine Grundrisskarte des Gebäudes an einer Wand hing. Jetzt war es relativ leicht, mich zu orientieren und mich auf die Suche nach dem Hangar mit den firmeneigenen Atmosphärengleitern zu machen. Wenn es mir gelang, eines dieser Fluggeräte zu entwenden, konnte ich damit nicht nur fliehen, sondern auch zu den Dörfern der Omikroner fliegen, um dort herauszufinden, was sie so plötzlich in ihren Konsumrausch versetzt hatte.
Auf dem Weg zum Hangar liefen mir noch zwei Nachtwächter über den Weg, die ich aber ausschalten konnte, bevor sie andere alarmierten.
Dann war ich am Ziel und vor mir stand ein Atmosphärengleiter neuesten Modells. Und er war sogar unverschlossen. Es bereitete mir keine große Mühe, das Außenschott des Hangars zu öffnen, den Gleiter zu starten und dann mit Höchstgeschwindigkeit davonzurasen.
Die nächste Ansiedlung der Omikroner war etwa dreihundert Kilometer in nordöstlicher Richtung von der terrestrischen Handelsniederlassung entfernt, und so lenkte ich den Gleiter in diese Richtung.
Erst nachdem ich bereits fast zweihundert Kilometer Flugstrecke zurückgelegt hatte, begann ich mich darüber zu wundern, dass meine Flucht so einfach gewesen war.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen!
Es war eine Falle!
Und ich Trottel war wie ein Anfänger darauf hereingefallen. Man hatte mich absichtlich entkommen lassen, um mich so bequem loszuwerden. Ich war mir sicher, dass irgendwo in diesem nagelneuen Gleiter eine hübsche Bombe steckte, die irgendwo über dieser Eiswüste explodieren würde.
Sofort löste ich die Notlandeautomatik aus, die glücklicherweise hervorragend funktionierte. Der Gleiter schlitterte noch über das Eis, als ich schon die Luke geöffnet hatte und mit einem todesmutigen Satz hinaussprang. Sicher hätte ich mir dabei einige Knochen gebrochen, wenn ich nicht in einer Schneewehe gelandet wäre.
Ich sah, wie der Gleiter noch etwa fünfhundert Meter weiterrutschte und dann in einer weiteren Schneewehe stecken blieb.
Dann geschah eine Weile gar nichts, und ich glaubte schon, dass meine Befürchtungen unbegründet gewesen waren. Aber dann krachte es ohrenbetäubend und metallgraue Leib des Fluggerätes wurde in tausend Stücke gerissen.
Mir blieb allerdings nicht viel Zeit, mich über mein Überleben zu freuen, denn plötzlich ertönte hinter mir ein heiseres Brüllen, dass dem eines irdischen Eisbären nicht unähnlich war. Als ich mich umdrehte, blickte ich genau in die Facettenaugen eines Omikroners, der keinen sehr freundlichen Eindruck machte …
Omikroner sind nun einmal wenig zugängliche Zeitgenossen, das ist allgemein bekannt. So brachte ich auch ein gewisses Maß an Verständnis dafür auf, dass mich der Bursche kurzerhand fesselte, mich wie ein Bündel auf seinen Schlitten lud und mich dann zu einem nahegelegenen Höhlenlager schleppte, in der sich ungefähr hundert weitere seiner Artgenossen aufhielten. Sie machten auf mich keinen sehr freundlichen Eindruck, aber ich glaube kaum, dass Lebewesen, die eine große Ähnlichkeit mit riesigen fellbewachsenen Vogelspinnen haben, überhaupt sympathisch auf einen Erdenbewohner wirken können. Aber höchstwahrscheinlich waren wir Menschen in ihren Augen auch keine Schönheiten, was ihre ausgesprochene Abneigung uns gegenüber erklären mochte.
Einer der Omikroner kam auf mich zu. Er war größer als die anderen und stellte wohl so etwas wie ein Häuptling dar.
"Was wolltest du in unseren Territorium?" grollte er mich in seiner Sprache an, die ich leidlich verstehen konnte.
"Ich bin hier, um euch vor bösen Machenschaften zu warnen", antwortete ich, "Es gibt hier Terrestrier, die euch wegen eurer Kristalle betrügen."
Die erhoffte Wirkung meiner Worte blieb jedoch aus. Ganz im Gegenteil! Ein zorniges Zischen ging durch die Reihen der versammelten Geschöpfe.
"Er hat Pirrot gelästert!" rief der ‚Häuptling’, und die anderen brüllten zustimmend.
Mich durchzuckte es wie ein Stromschlag.
Pirrot !
Robert Pirrot
Weitere Kostenlose Bücher