Star Trek – Deep space Nine
Kurskorrekturen wegen lokaler Navigationsrisiken außer Acht, fanden sich leicht ein Dutzend mögliche Ziele für die
noH’pach
.
Vaughn wusste allerdings nicht, wie weit Taran’atar reisen wollte. Keiner der avisierten Planeten schien besonderen taktischen Wert zu haben, doch je weiter die
noH’pach
flog, desto mehr Sternsysteme würde sie erreichen. Vaughn entschied, nicht von seinem ursprünglichen Entschluss abzuweichen: Er würde auf genauere Informationen warten. Riskierte er einen Blindflug bei maximalem Warp und irrte sich, würde er die
Defiant
nur noch weiter von Taran’atar fortbringen, vielleicht sogar zu weit, um ihn noch zu erwischen.
Andererseits wächst sein Vorsprung auch, wenn wir weiter warten
.
Auf dem großen Bildschirm über seiner Schulter verglich er die aktenkundigen Schmuggleraktivitäten im Sektor mit dem angenommenen Kurs der
noH’pach
. Es gab kleinere Überschneidungen zwischen beiden Datenquellen, doch keine davon erregte Vaughns Aufmerksamkeit. Diese Region des Alls war im Grunde eine Art Industriegebiet der Cardassianischen Union gewesen. Nach dem Zusammenbruch der cardassianischen Regierung hatten sich Schmuggler und Söldner in der Gegend ausgebreitet und sie zu einem Hafen für Kriminelle jedweder Couleur gemacht.
Müdigkeit trübte Vaughns Blick und raubte seinem Verstand die Entschlossenheit. Er hasste die ihn befallenden Beeinträchtigungen des Alters – die körperlichen wie die geistigen.
Nach seiner Rückkehr zur Station würde er Prynns Habseligkeiten durchgehen müssen. Als er sie besucht hatte, hatte ihn ihr stets chaotisches Quartier amüsiert, er selbst war viel zu stark in Ordnung und Disziplin verwurzelt, um je so leben zu können. Trotzdem hatte es ihn gefreut, zu sehen, dass sie frei von diesen Zwängen war, die er selbst so lange als gleichermaßen einengend wie beruhigend empfunden hatte.
Auf eine frohe Erinnerung folgte eine weitere: Prynns Lachen. Vaughn hatte es kürzlich erst wieder gehört, bei Quark, als sie sich mit jemandem unterhielt. Prynn hatte nicht gewusst, dass er in der Nähe war, oder vielleicht hatte sie auch nur so getan. Doch der Moment war Vaughn zu privat erschienen, als dass er seinem Drang nachgegeben und ihn gestört hätte. Stattdessen war er sitzen geblieben und hatte aus der Ferne darauf gehofft, dass sich das Lachen wiederholen würde. Die Erinnerung verging wie eine kleine Flamme. Sie wurde verdrängt von der niederschmetternden Erkenntnis, dass er ihre klare Stimme nie wieder hören würde.
Die eiserne Faust der Trauer schnürte Vaughn die Kehle zu.
Er senkte den Kopf. Tränen würde er sich nicht gestatten.
Nicht hier. Nicht vor der Besatzung
. Er atmete tief ein und zapfte sein Wutreservoir an, um seine Entschlossenheit zu stärken und die stoische Fassade aufrechtzuhalten. Als er die Augen wieder öffnete, waren sie klar und trocken.
Ich wünschte, ich könnte mit Benny – ich meine Sisko – reden. Er würde mich verstehen
. Während einer Drehkörpererfahrung hatte Vaughn ganz besondere Bande zu Deep Space 9s früherem Befehlshaber geknüpft. Dank dieser war Sisko in die lineare Zeit und nach Bajor zurückgekehrt, rechtzeitig zur Geburt seiner Tochter. Seitdem hatten er und Vaughn einige Male miteinander gesprochen. Sisko war viel jünger als Vaughn, besaß aber eine Art stiller Kraft, eine innere Stärke und eine Weisheit, an der Vaughn in diesem Moment nur zu gern teilgehabt hätte. Die einzige Person, der sich Vaughn emotional noch enger verbunden fühlte, war Captain Kira – und so wie die Dinge standen, würde wohl auch sie schon bald aus seinem Leben verschwinden.
Abermals attackierte die Trauer seine Selbstbeherrschung und raubte ihm den Atem. Ein Tränenschleier trübte seine Sicht. Vaughn blieb standhaft, blinzelte und zwang sich, einen Atemzug nach dem anderen zu machen, bis die Stärke zurückkehrte. Doch das Bild der Klinge in Kiras Brust hatte sich in seinen Geist eingebrannt wie ein Nachbild der Sonne.
Die Sternenflotte würde wissen wollen, ob Taran’atar auf eigene Faust oder auf jemandes Befehl hin handelte. Angesichts seiner Zugehörigkeit zum Dominion mochte die Antwort auf diese Frage äußerst bedeutsam sein. Vaughn würde den Jem’Hadar lebend ergreifen müssen, das wusste er. Nur Taran’atar konnte ihm verraten, was zu seinem Ausbruch geführt hatte.
Einen Jem’Hadar zu bekämpfen, war schon schwer genug. Doch die Besatzung der
Defiant
hatte zusätzlich den Nachteil, dass ihre
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