Star Trek - Destiny 02 - Gewöhnliche Sterbliche
bemerkte sie nicht, wie die Zeit verging. Sie floss an ihr vorbei, wie sie es immer getan hatte: in der Gegenwart scheinbar unmöglich langsam, die Zukunft immer so weit entfernt, bis zu dem Tag, an dem man auf die ungezählten vergangenen Momente zurückblickte und begriff, wie wenige nur noch verblieben.
Fletcher hatte in Gedanken beide Seiten einer ganzen Partie gespielt, als Erika durch den Eingang des Hofes trat. Der Captain zögerte, als ob sie Angst hätte, Fletchers Privatsphäre zu stören. Einen Augenblick lang erwog Fletcher, die Schachfiguren einzusammeln und sich in ihr Quartier zurückzuziehen. Stattdessen stellte sie Blickkontakt mit Erika her und gestattete es dem Moment, zu verweilen. Dann streckte sie ihre Hand aus und bewegte den Springer auf f3 – eine deutliche Einladung, zu spielen.
Erikas Gebaren war vorsichtig, während sie sich dem Tisch näherte und sich unter sichtbarer Anstrengung und leichten Schmerzen auf den Stuhl gegenüber von Fletcher setzte. Sie stieß einen flachen Seufzer aus, studierte das Brett und bewegte ihren Bauern auf d5.
Fletcher setzte einen ihrer eigenen Bauern auf g3 neben ihren Springer, blieb aber stumm und wartete auf Erikas Reaktion.
Der Captain hob eine Augenbraue. »Die Réti-Eröffnung?«, fragte sie. »Mit dem indischen Königsangriff? Wirklich?«
Ihre Erschöpfung erleichterte es Fletcher, auf Erikas dreiste Nachfrage nicht zu reagieren. Sie verbrachte diese Momente damit, sich die wahrscheinlichen nächsten Züge, das Schlagen der Bauern und die Entwicklung der Figuren für das Mittelspiel vorzustellen. Wenn Erika so vorhersehbar wie immer war, würde Fletcher in fünf Zügen so weit sein, den Läufer des Königs mit einem Fianchetto-Zug nach g2 zu bringen, die Kontrolle über das Zentrum zu erlangen und den Weg für den Königsflügel zu bereiten.
Als sich Fletcher nach vorne beugte, um einen weiteren Bauern zu bewegen, ließ sie ein scharfes Stechen in ihrer Seite zusammenzucken.
Auch wenn es schien, dass Erikas Blick nie das Spiel verließ, fragte sie dennoch: »Alles in Ordnung?«
»Nur ein Krampf«, sagte Fletcher.
Das Spiel ging schweigend mehrere Minuten weiter, bis Erika Fletcher überraschte, indem sie eine Reihe unerwarteter Züge machte. Plötzlich schien Fletchers Plan, das Zentrum des Brettes von seinen Flügeln her zu kontrollieren, nicht mehr durchführbar. Gleichermaßen amüsiert und irritiert, bemerkte sie: »Sag’s mir nicht ... Tayvoks Gambit?«
Nun war es an Erika, nichts zu verraten. Sie faltete ihre Hände ineinander und beobachtete weiter das Brett.
»Ich habe wieder einen Roman abgeschlossen«, sagte Fletcher. »Die Fortsetzung von Helle Furcht .«
Erika legte die Finger auf ihr Kinn. »Endlich. Ich warte schon seit Jahren darauf, dass du die Geschichte weiterschreibst.« Sie sah auf. »Wie heißt das neue Buch?«
» Dunkle Hoffnung .«
Die Antwort rief bei Erika ein Schmunzeln hervor. Sie bewegte den Läufer ihrer Dame nach a6 und fragte: »Was bedeutet der Titel?«
»Lies es und finde es heraus.«
Bevor sie irgendeine Befriedigung aus Erikas Ungewissheit ziehen konnte, sah Fletcher wieder auf das Brett und erkannte, dass sie zwei Züge zuvor einen unvorsichtigen Patzer begangen hatte – ein Fehler, der erst jetzt deutlich wurde, da mehrere Figuren von beiden Seiten entwickelt wurden. Innerhalb von drei Zügen würde sie entweder wichtige Figuren verlieren oder zusehen müssen, wie ihre Bauernaufstellung unter einem Spießangriff zusammenbrach, den Erika mit bemerkenswertem Geschick vorbereitet hatte.
Während Fletcher noch über ein paar strategische Berichtigungen nachdachte, die sie ihr Tempo wiederfinden lassen würden, bemerkte Erika beiläufig: »Ich habe heute erfahren, dass eines der Sternsysteme, die ich für weitere Untersuchungen ausgewählt habe, als Position für Neu Erigol bestimmt wurde. Inyx hat mir gesagt, dass wir seinen Minshara-Klasse-Planeten in weniger als einem Jahr erreichen werden.«
»Das ist großartig«, sagte Fletcher und unterdrückte nur mühsam ihre Wut. Es schmerzte sie jeden Tag, dass Erika den Caeliar bei ihrer Suche nach einer neuen Heimatwelt half. Soweit es Fletcher betraf, würden die Caeliar, solange sie ihre Kerkermeister blieben, der Feind sein, den man bei seinen Bemühungen nicht unterstützte. Aber Erika war nun einmal der Captain und musste ihrem eigenen Gewissen folgen.
Fletcher bewegte ihren Springer in die Mitte, um Erikas Dame hervorzulocken. Sollte sie den Köder
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