Star Trek - Destiny 02 - Gewöhnliche Sterbliche
Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie nur mit ihrem linken Auge sehen konnte. Sie dachte über seine Frage nach, machte eine Bestandsaufnahme ihres Zustands und sagte: »Nein, ich spüre gar nichts.«
Er beugte sich vor und hielt damit einen Teil des Lichts ab. Sie war erleichtert, eine Ruhepause von dem grellen Schein zu haben. Sie starrte zu seinem riesigen Kopf hoch, der sich nur als Silhouette abzeichnete, und fragte: »Wo bin ich?«
»In einer sterilen Einrichtung«, sagte er. »Ich habe mir Sorgen um das Risiko einer Infektion durch die Organismen der Planetenatmosphäre gemacht.«
Mit einer Geste seiner Hand rief er eine rechteckige Scheibe aus reflektierendem Flüssigmetall herbei und ließ sie über Hernandez schweben. Zuerst zeigte sie ihr nur ihr Spiegelbild – gebrochen, zerschrammt und blutig – aber während Inyx sprach, wellte sich die Scheibe und zeigte ihr Scans ihrer inneren Organe, ihres Tiefengewebes und Endoskeletts.
»Ihr Sturz hat großen Schaden verursacht, Erika«, sagte er. »Sie haben Brüche in beiden Femora erlitten sowie in Ihrer linken Tibia und rechten Fibula, im rechten Humerus, in der linken Elle und Speiche und dem Becken. Zudem haben Sie sich die parietalen und okzipitalen Knochen ihres Schädels gebrochen, sich eine Gehirnerschütterung zugezogen, Ihre rechte Retina hat sich abgelöst und zusätzlich sind Ihre Leber und Milz gerissen. Außerdem ist Ihre Lunge kollabiert, aber ich habe mir erlaubt, sie zu reparieren und Ihre Schmerzrezeptoren auszuschalten, damit ich mit Ihnen Ihre Möglichkeiten besprechen kann.«
Sie drehte ihren Kopf von ihm weg und murmelte: »Was gibt es da zu besprechen? Ich sterbe, Inyx.«
Mit einer weiteren sanften Geste seiner Hand löste er die Spiegelscheibe wieder auf, als bestünde sie aus Rauch. Langsam verdunkelten sich die Lichter. Als er wieder sprach, war seine Stimme leise und nah an ihrem Ohr. »Sie werden sterben, wenn ich Ihre Verletzungen nicht behandle«, sagte er. »Ist es das, was Sie wollen?«
Ein Teil von ihr wollte so gerne weinen, aber sie fühlte sich leer und ausgetrocknet. »Ich weiß nicht, ob ich das will. Aber ich spüre, dass ich nicht mehr weitermachen kann. Nicht alleine.«
Inyx trat hinter sie und auf die andere Seite der Metalloberfläche, auf der sie lag. Für einen kurzen Moment verschwand er aus ihrer Sicht. Als er wieder auftauchte, sah sie, wie er die letzten Einzelheiten seiner körperlichen Transformation in das Ebenbild Veronica Fletchers vollendete, wie sie in ihrer Jugend ausgesehen hatte. Ihn zu sehen, wie er das Aussehen ihrer Freundin wie einen Tarnmantel trug, erfüllte sie mit Wut. »Tun Sie das nicht«, blaffte sie ihn an.
»Es tut mir leid«, sagte er mit Fletchers Stimme. Sofort gab er sich das Aussehen Fletchers wenige Wochen vor ihrem Tod. »Ist das ...«
»Hören Sie auf! Ich will Ihre Imitationen und Illusionen nicht!«
Fletchers Gesicht und Gestalt veränderten sich, wechselten Farbe und Beschaffenheit, bis Inyx wieder neben ihr stand. »Vergeben Sie mir«, sagte er. »Ich wollte Ihnen nur Trost spenden.«
»Tja, es hat nicht geholfen«, erwiderte sie.
Er wandte sich, offenbar getroffen, einen Augenblick von ihr ab. Dann drehte er sich wieder zu ihr um und sagte: »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wünschen Sie medizinische Behandlung?«
»Was würde das bringen? Ich habe ja ohnehin nicht mehr lange zu leben.«
»Das stimmt nicht unbedingt«, sagte Inyx.
Sie räusperte sich. »Natürlich stimmt es. Sehen Sie mich an, Inyx, ich bin eine alte Frau. Wie lange, denken Sie, habe ich noch?«
»So lange, wie Sie wünschen«, sagte er. »Wenn Sie mich Ihnen helfen lassen.«
»So, wie Sie Sidra geholfen haben? Nein, danke.«
Er hockte sich neben sie und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Nach dem Zwischenfall mit Sidra haben mich Ordemo und das Quorum angewiesen, meine Erforschung der Physiologie und genetischen Struktur Ihrer Spezies einzustellen. Ich nahm ihren Befehl zur Kenntnis. Und widersetzte mich ihm.«
Die Intensität seiner Worte beunruhigte sie. »Warum?«, fragte sie.
»Weil ich wissen musste, was wirklich mit Sidra geschehen ist«, sagte er. »Ich musste wissen, ob sie durch einen Fehler, einer Fahrlässigkeit meinerseits gestorben ist. Aber ich habe keine Beweise gefunden, die das unterstützen.« Sein Tonfall hellte sich auf. »Als Ergebnis meiner Untersuchung habe ich allerdings viel über Ihre Spezies gelernt und darüber, wie man ihre
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