Star Trek - Destiny 03 - Verlorene Seelen
Holzbalken über einem Teich voller pastellfarbener Spritzer aus Blütenfarben. Der Künstler hatte das Bild spät in seiner Karriere gemalt, als er schon fast völlig blind gewesen war. Seine komplexe aber sanfte Schönheit faszinierte Bacco, und sie bedauerte, dass es schon bald in der Vergessenheit verschwinden würde, so wie jedes andere bedeutende Artefakt der ebenso reichen wie unruhigen Geschichte der Erde.
»Warum, glauben Sie, ließ Zife dieses Gemälde hier hängen?«, fragte Bacco und riss dadurch die anderen Anwesenden aus ihren eigenen melancholischen Reflexionen.
Piñiero sah auf das Bild und dann zurück zu Bacco. »Ist das Ihr Ernst, Ma’am? Die Erde ist drei Minuten davon entfernt, in Stücke gesprengt zu werden, und Sie wollen Kritik an Min Zifes Entscheidungen bezüglich der Inneneinrichtung üben? Bei allem Respekt, ich denke nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.«
»Entspannen Sie sich, es ist nur eine Frage«, meinte Bacco. »Das hier war vor dem Dominion-Krieg einfach nur ein weiterer Besprechungsraum. Dann kam Zife daher und ließ ihn mit allem möglichen Schnick-Schnack, den er finden konnte, umbauen. Der ganze Raum wurde umgestaltet, von der Decke bis zum Boden, aber das Gemälde ließ er, wo es war. Ich frage mich nur, was der Grund dafür ist.«
Jeder im Raum starrte auf das Bild – jeder bis auf Seven of Nine, die ihm nicht mehr als einen flüchtigen Blick widmete. Bacco bemerkte, dass die ehemalige Borg-Drohne vor sich auf die Tischplatte starrte, ihr Gesicht wie üblich eine strenge, undeutbare Maske.
»Seven?«, versuchte Bacco sie zu einer Reaktion zu bewegen. »Haben Sie irgendeine Meinung zu dem Thema?«
Seven sah mit einem ernsten formalen Ausdruck hoch und erwiderte: »Der Grund für seine fortgeführte Zurschaustellung scheint recht offensichtlich.«
»Tatsächlich? Wären Sie so freundlich, ihn dem Rest von uns zu erläutern?«
Die hochgewachsene Frau seufzte. »Seine Platzierung gegenüber dem Stuhl des Präsidenten suggeriert, dass es zu seinem Nutzen dort beibehalten wurde. Ich vermute, dass Zife seine gedeckte Farbskala und die weichen Details hilfreich fand, wenn er bei dem Versuch, sich zu konzentrieren einen Fokus brauchte.«
Ihre Antwort rief bei Admiral Akaar ein Stirnrunzeln hervor. Bacco bemerkte seine Reaktion und sagte: »Sie sind anderer Meinung, Admiral?«
»Ich diente unter Präsident Zife und ich weiß genau, warum es dort hängt«, sagte Akaar. »Er liebte dieses Bild und wollte, dass es in diesem Raum ausgestellt wird, um sich selbst und uns daran zu erinnern, was auf dem Spiel steht, falls wir versagen – Kunst, Geschichte, Schönheit und alles andere, was wir als unser Erbe erachten.« Er senkte seinen Blick und fügte hinzu: »Es war einer seiner ersten Erlasse als Präsident, zu einer Zeit, zu der jeder andere in diesem Gebäude von Zahlen und Strategien und Opferberichten besessen war. Unsere Aufgabe war und ist es immer noch, zu entscheiden, wie wir unsere Feinde bekämpfen. Aber er ließ dieses Gemälde dort hängen, damit wir nicht vergessen, wofür wir kämpfen.«
Bacco betrachtete das Gemälde aus dem neunzehnten Jahrhundert mit einer neuen, tieferen Bewunderung. Auch wenn sie von Zife als Präsident nie beeindruckt gewesen war, verspürte sie doch ein plötzliches Mitgefühl für ihn. In ihm hatte eindeutig mehr gesteckt, als die beliebten Karikaturen seiner Fehler erahnen ließen. Nachdem sie als seine Nachfolgerin zur Präsidentin gewählt worden war, hatte sie die Wahrheit darüber erfahren, wie man Zife durch einen von Admiral William Ross unterstützten Staatsstreich aus dem Amt entfernt hatte. Bei einem privaten Gespräch mit Bacco hatte Ross zugegeben, dass er an der zwangsweisen Entfernung von Zife, seinem Stabschef Koll Azernal und dem Militärgeheimdienstminister der Föderation, Nelino Quafina, hier im Monet-Raum beteiligt gewesen war.
Wie passend , grübelte sie. Zifes Präsidentschaft endete hier, und meine wird es auch tun. Darin liegt eine gewisse perverse Symmetrie.
Eine schnelle Abfolge von Veränderungen flackerte über eine Wand aus Bildschirmen und brachte das Palais de la Concorde über den derzeitigen Status der Sternenflotte auf den neuesten Stand. Admiral Akaar besah sich die neuen Informationen mit einem flüchtigen Blick und drehte sich dann zu Bacco um.
»Noch neunzig Sekunden, bis sich die Borg-Flotte in Schussreichweite zur Erde befindet, Frau Präsidentin«, berichtete Akaar. »Die
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