Star Trek - New Frontier 02 - Zweifrontenkrieg
Sekunden kann sie jedoch nichts mehr aufhalten. Erklären Sie Ihre Bereitschaft, die Geiseln freizulassen, oder Sie werden innerhalb der nächsten …
»… zwanzig …«, sagte Boyajian gerade.
»Danke … zwanzig Sekunden sterben. Sie und etwa eine halbe Million weiterer Nelkariten. Und zwar in kürzester Zeit, weil Sie und Gouverneur Celter mir gedroht und zu hoch gepokert haben. Entscheiden Sie sich jetzt, Laheera.«
Für einen kurzen Moment schien sie zu schwanken, doch dann riss sie sich wieder zusammen und sagte entschieden:
»Sie bluffen. Ich kann es von hier aus riechen. Ich lasse mich nicht einschüchtern.«
Calhouns Miene war keine Regung zu entnehmen. »Sie setzen das Leben einer halben Million Mitbürger einschließlich Ihres eigenen aufs Spiel, nur weil Sie etwas zu riechen glauben?«
»Mein eigenes? Nein. Ich befinde mich hier in einem Tiefbunker, der ausreichend geschützt ist. Was die anderen betrifft, nun … wie ich schon sagte, glaube ich, dass Sie nur bluffen. Ich bin bereit, das Leben einer halben Million Leute auf meine Instinkte zu verwetten.«
»Überlegen Sie es sich noch einmal, wenn Ihnen etwas an Ihrem Volk liegt.«
»Nein.«
Auf der Brücke herrschte Totenstille, die nur gelegentlich von Boyajian unterbrochen wurde, der die letzte Phase des Countdowns ankündigte. »Zehn … neun … acht …«
Eine Unmenge an Gedanken raste gleichzeitig durch Shelbys Kopf. Jetzt war der Augenblick gekommen. Sie durfte nicht länger warten. Denn nun wurde ihr etwas klar, das sie sich zuvor nie richtig bewusst gemacht hatte. Mackenzie Calhoun hatte seine prägenden Jahre als Terrorist verbracht. An dieser Bezeichnung gab es nichts zu beschönigen. Allerdings war es leicht, darüber hinwegzugehen, weil die meisten dazu neigten, schmeichelhaftere oder gar romantischere Synonyme wie »Rebellenführer« oder »Freiheitskämpfer« zu verwenden. Doch im Grunde seines Herzens war er nichts anderes als ein Terrorist, und nun setzte er wieder terroristische Taktiken ein. Die Vorschriften bedeuteten ihm überhaupt nichts. Das Leben selbst bedeutete ihm nichts. Es ging ihm nur darum, im Kampf gegen einen Gegner alle Mittel einzusetzen, bis dieser keinen Widerstand mehr leisten konnte.
»… sieben …«
Jetzt,
schrien ihre Gedanken,
jetzt! Übernimm das Kommando, erkläre Calhoun als unfähig und gib Boyajian den Befehl zum Abbruch! Das hat nichts mit Meuterei zu tun! Niemand auf dieser Brücke will miterleben, wie diese Farce Wirklichkeit wird! Alle warten darauf, dass du das Kommando übernimmst!
»… sechs …«
Auf dem Schirm war Laheera zu sehen, die Arme verschränkt, selbstgefällig und zuversichtlich. Boretskee und das kleine Mädchen waren schockiert.
»… fünf …«
Calhoun stand auf der Brücke, die Arme hinter dem Rücken, und starrte ruhig auf den Bildschirm. Dann, ohne ersichtlichen Grund, wanderte sein Blick zu Shelby. Ihre Augen blickten genau in seine und schienen sich tief in sein Gehirn zu brennen.
Boyajians Lippen setzten zum ersten Buchstaben des Wortes »vier« an …
»Abbruch«, sagte Calhoun in diesem Augenblick.
Boyajians Fingerkuppe, die einen Mikrometer über der Taste verharrte, senkte sich nach unten. Der Reflex kam so schnell, dass ihm nicht einmal die Zeit blieb, das Gefühl unendlicher Erleichterung zu verspüren.
Wenige Tausend Meter über Selinium empfingen zwei Photonentorpedos – die normalerweise beim Aufprall explodiert wären – einen Befehl zur Zündung. Sie detonierten vorzeitig und erzeugten einen spektakulären Lichtblitz und einen lauten Donnerknall am blauen Himmel. Die Bewohner von Selinium, die keine Ahnung hatten, dass zwei Photonentorpedos zu ihnen unterwegs waren, blickten verwirrt und ängstlich auf. Niemand hatte eine Erklärung für das, was soeben geschehen war. Zahlreiche Personen mussten wegen kurzzeitiger Erblindung behandelt werden, weil sie zufällig genau in die Richtung geschaut hatten, in der sich die Explosion ereignete. Viele andere wurden vom Lärm vorübergehend taub. Selbst als das Echo der Detonation verklang, blickten sich Nelkariten gegenseitig fragend an, ohne dass jemand eine Antwort geben konnte.
Doch eine Erklärung ließ nicht lange auf sich warten. Denn Gouverneur Celter ließ sofort sämtliche Kommunikationskanäle der Stadt freischalten und schien mit seiner üblichen beruhigenden Art direkt in die Herzen aller zu blicken, die ihn sahen, als er bekanntgab:
»Zweifellos haben die meisten von Ihnen – wenn nicht
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