Star Trek - New Frontier - Gebranntes Kind
ihr Ziel fanden, gab es Explosionen. Es existierte wohl eine Bodenabwehr, aber die kam kaum gegen die Übermacht aus dem All an. Und ich konnte froh sein, dass keine der Raketen die
Grissom
traf, denn das hätte ihnen eine Entschuldigung gegeben, selbst das Feuer auf Anzibar zu eröffnen.
Das Bombardement schien ewig anzudauern. Ich verlor mein Zeitgefühl. Die Minuten wurden zu Stunden und scheinbar zu Tagen. Kilometer entfernt auf dem Planeten standen inzwischen ganze Kontinente in Flammen und flimmerten, als würden sich darunter schwarze Schlangen wälzen. Wahnsinn.
Wahnsinn.
Anzibar IV verbrannte.
Ich fragte mich, ob die Carvargna Freude daran hatten. Sie waren ein vorgeblich friedliches Volk gewesen. Und doch zeigten sie sich von meinen Unterrichtsstunden stets mehr als begeistert. Vielleicht waren sie in Wirklichkeit gar nicht so friedliebend, sondern nur unterdrückte Tyrannen, die Freude darüber verspürten, einen Gegner auszumerzen, sobald sie die entsprechenden Waffen und Schiffe im Rücken hatten.
Ich verschloss meine Augen vor dem Anblick, aber das hielt mich nicht davon ab, ihre Stimmen in meinem Kopf zu hören. Ich konnte sie rufen hören …
»Mac!«
Der Klang meines Namens ließ mich zusammenzucken, und ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass die Stimme aus dem Lautsprecher in meinem Helm kam und nicht aus meiner Einbildung. Es war Müller. Sie klang bemerkenswert kontrolliert, aber ich konnte die Anspannung durchhören.
»Siehst du das?«
»Ja.«
»Oh Mac … was haben wir getan?«
»Es wäre gut zu wissen, ob sich der Rest der Mannschaft das ebenfalls fragt. Wo bist du? Wissen sie …?«
»Nein, überhaupt nicht. Zumindest hoffe ich das. Es kursieren alle möglichen Gerüchte darüber, was passiert ist. Der Captain hat eine Durchsage über dich gemacht …«
»Und den Leuten ist klar, dass es nicht wahr ist?«
»Na ja … sie diskutieren darüber.«
»Sie weisen es also nicht direkt zurück?«
»Einige schon. Doch viele …«
Sie sprach nicht weiter.
Ich hätte nicht so überrascht sein sollen, nehme ich an. Ich hatte mich nicht besonders bemüht, der Mannschaft näherzukommen. Ich war lieber auf Distanz geblieben, um meinen Außenseiterstatus aufrechtzuerhalten. Und nun musste ich dafür bezahlen. Wenn es auf eine Entscheidung zwischen dem geliebten Captain und einemverdächtigen Neuen hinauslief, konnte man sich denken, wie es ausging.
Dennoch tat es weh. Es schmerzte mehr, als ich erwartet hatte.
»Mac, bist du noch da?«
»Ja.« Ich riss mich zusammen. »Ja, ich bin da.«
»Wie steht es mit deiner Luftversorgung?«
Ich überprüfte die Anzeige und bemerkte, dass ich mich überhaupt nicht darum gekümmert hatte. Das war wahrscheinlich nicht besonders klug von mir gewesen. »Neigt sich dem Ende zu. Noch achtzehn Minuten, bevor ich mein eigenes Kohlenstoffdioxid einatme. Hast du vor, mich reinzubeamen?«
»Das … könnte ein Problem werden.«
Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als ob das Vakuum des Alls in meinen Anzug dringen würde. »Ein Problem?«
»Lieutenant Cray will eine Wiederholung deines spurlosen Verschwindens vermeiden. Darum hat er an allen Transporterstationen Wachen aufgestellt.«
»Na toll. Und wie soll ich jetzt ins Schiff zurückkommen? Einen Torpedoschacht hochklettern oder was?«
Es gab eine Pause. Dann sagte sie:
»Na ja, eigentlich …«
DER SCHACHT
Es ist erstaunlich, wie schnell man sich bewegen kann, wenn das eigene Leben davon abhängt.
Während ich versuchte, die Zeit im Auge zu behalten, die ich benötigte, um in der Schwerelosigkeit zu manövrieren – auch wenn ich durch Magnetstiefel an der Hülle festgehalten wurde –, hatte ich allerdings das Gefühl, dass ich ewig brauchte, um von einem Punkt zum anderen zu gelangen. Langsam aber sicher wurde mein Luftvorrat knapp.
Ich war näher am hinteren Schacht als am vorderen, also versuchte ich es mit dem. Die Luft in meinem Helm war bereits recht abgestanden, und meine Atmung wurde immer mühsamer. Ich wusste, dass der Torpedoschacht breit genug war, um hindurchzuklettern, auch wenn es mit dem Schutzanzug ein wenig eng werden würde. Andererseits konnte ich den Anzug ausziehen, sobald ich im Inneren der Röhre war, denn dort war natürlich Luft, da das andere Ende des Schachts in der Torpedobucht endete. Das war auch logisch, denn sonst wären die Mitarbeiter darin schließlich jedes Mal in Gefahr, ins Weltall gesaugt zu werden, wenn wir eines der verdammten
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