Star Trek - the next Generation: Kristallwelt 1
straffen sollte, doch er wollte nicht den Eindruck erwecken, wegen der Schwerelosigkeit Angst zu haben. Mehr als alles andere wünschte er sich, Melora Pazlar sein Mitgefühl zu zeigen. Doch wie sollte er ihr mit Anteilnahme begegnen, wenn er sich vor der Schwerelosigkeit fürchtete? Der schlaksige Lieutenant schwebte nervös über seinem Sitz und versuchte, die Beine übereinander zu schlagen und lässig zu wirken.
Selbst unter den besten Umständen verstand sich Barclay nicht besonders gut auf Smalltalk und in der gegenwärtigen Situation war alles noch schwerer. Er wusste nicht einmal, wohin sie flogen; offenbar ging es nicht zur Schale, denn sie waren in der entgegengesetzten Richtung unterwegs. Er musste darauf vertrauen, dass dieser Flug in einem direkten Zusammenhang mit ihrer Mission stand, mit dem Auftrag, einen der sechs Cheftechniker zu finden und zur Schale zu bringen. Es gab keine andere Möglichkeit, um Zugang zu den wichtigsten Subroutinen der Programmierung zu bekommen.
Reg gelangte zu dem Schluss, dass er sich nicht zu viel herausnahm, wenn er nach dem Ziel des Flugs fragte. Immerhin war es nicht geheim und er selbst bildete einen integralen Bestandteil der Einsatzgruppe. Trotzdem brauchte er seinen
ganzen Mut, um sich zu räuspern. Leider reagierte Melora nicht auf das Geräusch und deshalb musste Barclay noch kühner werden. »Äh… ich habe mich gefragt… Wwohin fliegen wir?«
Die Elaysianerin schenkte ihm keine Beachtung und Ärger erwachte in Reg, trieb ihn weiter an. »Ich bitte Sie, Melora! Sie können mich nicht die ganze Zeit über ignorieren – früher oder später müssen Sie mit mir reden.«
»Aber erst, wenn ich muss«, erwiderte sie scharf.
»Nun, sagen Sie mir wenigstens, wohin wir unterwegs sind.«
Die junge Frau seufzte ungeduldig. »Zum Hort der hoheitsvollen Einheit.«
»Oh, dann ist ja alles klar«, sagte Barclay. »Ich dachte schon, wir flögen zum Hort der Zweiheit oder Dreiheit.«
Melora durchbohrte ihn mit einem zornigen Blick. »Wie können Sie nur glauben, einer unserer Cheftechniker hätte die Schale sabotiert? Welches Motiv sollte es dafür geben?«
Barclay schluckte. »Ich habe nur einen logischen Schluss gezogen. So etwas wird zur Angewohnheit, wenn man genug Zeit mit Data verbringt. Bitte entschuldigen Sie – es war nicht persönlich gemeint.«
»Ich weiß.« Melora setzte die Geschwindigkeit des Shuttles herab, um nachdenken zu können und einer Wolke aus schwebenden dunklen Kristallsplittern auszuweichen. Einige Fragmente verglühten in den Schilden des kleinen Raumschiffs. »Es ist nur… Ich bin über lange Zeit hinweg nicht in meiner Heimat gewesen und habe das Gefühl, gar nicht mehr hierher zu gehören. Meine Loyalitäten sind geteilt. Nie zuvor habe ich die Traditionen der Kristallwelt in Frage gestellt, doch jetzt beginne ich damit. Dies ist derselbe Planet, den ich vor zehn Jahren verlassen habe – und auch wieder nicht.«
Melora schüttelte verwirrt den Kopf. »Als ich hier aufwuchs, habe ich die Kristallwelt für ein Paradies gehalten, in dem es weder Zwietracht noch Streit gibt. Jetzt erkenne ich zum ersten Mal, dass einige von uns kleinlich und engstirnig sind. Hinzu kommt: Die Lipuls haben uns gerufen, doch mein eigenes Volk
scheint uns ablehnend gegenüberzustehen. Ich dachte immer, es gäbe keine philosophischen Unterschiede zwischen den hier beheimateten Völkern. Ich war davon überzeugt, dass immer Einigkeit herrscht.«
»Nun, sie gingen als Jugendliche fort und kehrten als Erwachsene zurück«, sagte Reg. »Unterwegs verloren Sie Ihre Unschuld. So was passiert, wenn man in einem Krieg kämpft.«
Trotz des seidenen blonden Haars wirkte Meloras Gesicht so finster wie die Wolke aus dunklen Kristallsplittern. »Ich habe gehört, wie die anderen über die Kristallwelt sprachen: ›Sie ist künstlich, nur noch ein Skelett. Sie hätte schon vor einer Million Jahren sterben sollen.‹ Und wissen Sie was? Wenn ich mich hier umsehe, bleibt mir nichts anderes übrig, als solchen Meinungen zuzustimmen. Inzwischen habe ich Planeten in ihrer vollen Blüte gesehen und weiß, dass diese Welt nicht mehr in dem Sinne lebendig ist; sie existiert nur noch, weil man sie sorgfältig bewahrt. Wem haben wir all die Jahre über etwas vorgemacht?«
»Melora, Sie… Sie irren sich«, entgegnete Reg. »Die Kristallwelt ist wundervoll, ein Triumph des Willens zum Überleben. Seit einer Ewigkeit haben Ihre Völker gebaut, sich angepasst und in Frieden
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