Star Trek - Titan 05 - Stürmische See
umliegenden Wasser.
Pazlar sah Vale beschämt an. »Es tut mir leid. Das wollte ich nicht.«
»Vergessen Sie es. Es wäre beinahe ein galaktisches erstes Mal gewesen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Eine sinkende Insel, die auf einem Schiff landet.«
»Kann ich
jetzt
endlich ins Wasser?«, fragte Aili Lavena, die sich ohne viel Erfolg bemühte, nicht wie ein ungeduldiges Kind zu klingen. Ihre Scans hatten gezeigt, dass die Wasserchemie ungefährlich war. Auf Pazlars Vorschlag hin hatte Vale ihr erlaubt, das Aquashuttle zu einem recht leeren Bereich des Ozeans zu steuern, den das Wechselspiel der Gezeiten relativ frei von aufgelöstem Eisen gelassen hatte. Dadurch gab es dort wenig Phytoplankton und folglich auch kaum eine der höheren Lebensformen, die sich davon – oder voneinander – ernährten. Es war ein relativ sicherer Ort für einen ersten Tauchgang.
Vale warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Haben Sie daran gedacht, nach dem Essen eine Stunde zu warten?«
»Das ist nur ein Mythos, Ma’am. Besonders für Selkies.«
Schließlich grinste Vale und ließ sie vom sprichwörtlichen Haken. »Okay, Aili. Aber entfernen Sie sich nicht zu weit vom Shuttle.«
»Danke, Ma’am!« Aili war bereits aus der Tür und stand auf der schmalen Plattform, die von der Basis zum Wasser führte und die Keru aus irgendeinem Grund »die Planke« genannt hatte. Sie konnte es kaum erwarten, ihren Hydrationsanzug loszuwerden, musste aber warten, bis er seinen Wasservorrat wieder in seine Speicherkapillaren gezogen hatte, da sie dieses Wasser brauchen würde, sobald sie den Anzug wieder anlegte. Nachdem der Vorgang abgeschlossen war, streifte Aili den Anzug schnell ab. Aquatische Selkies konnten an der Luft einige Minuten lang überleben, solange genügend Flüssigkeit in ihrem Kiemen blieb, waren jedoch nicht mehr in der Lage, einzuatmen, wie sie es in ihren amphibischen Tagen gekonnt hatten. Ailis Lunge hatte sich inzwischen geschlossen und war zu einer Schwimmblase geworden. Dennoch öffnete sie ihren Mund, um die Meeresbrise zu schmecken. Der Geschmack war seltsam und fremd, aber trotzdem war da das vertraute salzige Aroma der Ozeanluft.
Oh, wie sehr ich das vermisst habe
.
Sobald Aili sich aus dem Anzug herausgeschält hatte, befestigte sie ihren Kommunikator an der Vorderseite ihrer kurzen, rückenfreien Unterwäsche und warf den Anzug dann in das Shuttle. Am liebsten hätte sie sich ganz ausgezogen, aber die Sternenflotte hatte ihre Anstandsregeln. Das würde vorerst genügen müssen.
Ein feierliches Gefühl überkam sie, und Aili hielt kurz inne, doch dann siegte ihre Ungeduld. Sie tauchte ins Wasser ein, als ob es sie in sich ziehen würde. Einige Momente lang blieb Aili vollkommen in sich vertieft. Ihre Nickhäute blieben geschlossen und sie schwelgte in dem lang vermissten Gefühl, ins offene Meer zu springen. Der beengte Raum des besseren Aquariums, das sie ihr Quartier nannte, war nichts verglichen mit dem hier. Die Strömung strich über ihre glatte blau-grüne Haut wie eine kühle Brise und trug exotische, informationsgeladene Geschmäcker an ihre Zunge und Gerüche an die Rezeptoren ihrer Kiemen. Entfernte Geräusche vibrierten durch das Wasser und ihren Körper – die leise, gleichmäßige Melodie des Windes, der mit den Wellen spielte, das Gezirpe und Geschwätz entfernter Fischschulen sowie fernes Ächzen und Knacken, Hinweise auf größere Lebensformen. Landbewohner hatten die bizarre Vorstellung, dass das Meer stumm war; in Wahrheit war es an Land für Aili, als wäre sie taub. Da draußen waren Klänge eine Sache der Ohren, eine schwache Störung in der Luft; hier unten waren alle Geräusche greifbar, etwas, das einen ganz und gar durchdrang. Sie bestand zu einem großen Teil aus Meerwasser, entsprach fast genau seiner Dichte und Zusammensetzung, und dadurch konnten Klangwellen durch sie hindurchgleiten, als wäre sie ein Teil der See, und ihr Körper hallte mit dem Rest dieses großartigen Instruments wider.
Endlich öffnete sie ihre Augen für die vollkommene Erfahrung, denn hier in der Nähe der Oberfläche war das Meer voller Licht. Aili badete im sanften gelb-orangen Sonnenlicht, während es über ihren Körper tanzte und dem gefleckten Blau und Grün ihrer Haut seine eigene komplexe Marmorierung hinzufügte. Sie beobachtete, wie das veränderliche Muster des Lichts, wie es das Wasser beleuchtete. Währenddessen sammelte ihr geübtes Auge Informationen über den Wind, die Strömungen und die
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