Star Trek TNG - Doppelhelix 02 - Überträger
machte keinen Unterschied. Die Bajoraner waren zu sehr mit Sterben beschäftigt, um an einen Aufstand zu denken.
Kira hatte keine Ahnung gehabt, dass die Seuche so schlimm war. Sie schätzte, dass sich etwa die Hälfte der Bajoraner, die sie sah, in irgendeinem Stadium der Krankheit befand.
Und sie sah keine Spur von Kellec Ton. Überhaupt keinen Arzt, keine Hinweise auf medizinische Hilfe. Wie konnte Dukat das zulassen? Wie konnte überhaupt jemand das zulassen?
Es musste jemanden geben, zu dem die Bajoraner aufblickten, jemanden, der in schwierigen Situationen die Kontrolle übernahm. Aber sie wusste nicht einmal, wo sie nach dieser Person suchen sollte. Im Labyrinth aus Gängen und großen Räumen, aus dem der bajoranische Bereich bestand, war das Chaos ausgebrochen. Überall lagen Kranke, selbst in den Essbereichen, und am Eingang der Raffinerieanlage stapelten sich Leichen.
Leichen. Gestapelt. Das hätte sie niemals erwartet.
Kira wusste nicht einmal, wo sie anfangen sollte.
Sie wollte die Ärmel hochkrempeln und helfen, aber sie wusste nichts über Medizin, zumindest nicht diese Art von Medizin. Eine Phaserverbrennung konnte sie behandeln, auch einen gebrochenen Arm, aber dies ging über ihre Fähigkeiten. Herumzuliegen und vor Schmerzen zu stöhnen, während alle um einen herum mit ihrem eigenen Tod beschäftigt waren – was für eine schreckliche Art zu sterben.
Zwei cardassianische Wachen gingen den Korridor entlang. Sie wichen den kranken und toten Bajoranern aus, als würde es sich um nicht mehr als lästige Hindernisse handeln. Dabei sprachen sie miteinander, aber mit so leiser Stimme, dass Kira sie nicht hören konnte.
Sie versteifte sich. Wenn die Wachen sie entdeckten, brachten sie sie vielleicht zu Dukat. Und das war das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
Sie rutschte an der Wand hinunter und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Das Stöhnen konnte sie nicht imitieren, nicht wenn um sie herum so viele andere starben. Aber sie blieb reglos.
Während die Cardassianer an Kira vorübergingen, konnte sie ihr Gespräch verstehen.
»… so verzweifelt, dass er dem bajoranischen Arzt erlaubt, cardassianische Patienten zu behandeln.«
»Ich habe gehört, dass die Krankheiten verwandt sind, und wenn sie ein Heilmittel für die eine finden, finden sie auch eines für die andere.«
»Ich sage dir, es ist ein bajoranischer Trick.«
»Warum denkst du das?«
»Sie haben dieses Virus geschaffen, um uns zu töten, aber der Schuss ist nach hinten losgegangen. Sie werden auch krank.«
»Wenn das wahr wäre, würde Dukat keinen Bajoraner in die Nähe der Krankenstation lassen.«
»Dukat ist schlauer, als du denkst. Vielleicht will er, dass Narat den Bajoraner fängt, der uns Cardassianer ansteckt.«
Die Stimmen der beiden Wachen wurden leiser. Kira hob den Kopf gerade genug, um sie aus dem Augenwinkel um eine Ecke biegen zu sehen. Also stimmten die Gerüchte. Auch die Cardassianer starben an dieser Seuche.
Und natürlich glaubten die niederen Wachen, dass die Bajoraner hinter der Krankheit steckten. Ihnen war nicht klar, dass ihr Volk dazu gar nicht mehr die Möglichkeiten hatte. Es kämpfte ums Überleben.
Aber sie hatte nicht erwartet, dass es so einfach werden würde, Kellec Ton zu finden. Er befand sich in der cardassianischen Krankenstation und half Cardassianern. Das hätte sie nie von ihm gedacht. Er musste einen Plan haben. Aber sie war sich nicht sicher, was das für ein Plan war oder wie sie ihn kontaktieren konnte. Denn das würde bedeuten, den bajoranischen Sektor zu verlassen. Sie wusste, dass einige Bajoraner das taten, aber nur sehr wenige. Und dabei handelte es sich meistens um Kollaborateure.
Letztes Jahr hatte sie sich aus dem bajoranischen Bereich gewagt, doch es war komplett schiefgegangen. Sie hatte den Ladenbesitzer getötet und war danach gefangen genommen worden. Doch irgendwie hatte sie es geschafft, sich durch Lügen herauszuwinden, und war mit dem Leben davongekommen.
Sie war sich nicht sicher, ob sie dieses Mal auch so viel Glück haben würde.
Aber wenn die Cardassianer ebenfalls krank wurden und die geringe Anzahl an Wachposten hier unten irgendetwas zu bedeuten hatte, könnte es dieses Mal leichter werden. Die gesamte Station schien mit sich selbst beschäftigt zu sein. Vielleicht kümmerte sich niemand mehr um Kollaborateure und den Widerstand. Vielleicht kümmerte sich jeder auf Terok Nor nur noch darum, den Tag zu überleben.
Sie wartete, bis sie sicher sein
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