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Star Trek TNG - Doppelhelix 03 - Roter Sektor

Titel: Star Trek TNG - Doppelhelix 03 - Roter Sektor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Carey
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eiskalt ... so ging es mir sonst immer nur vor Prüfungen an der Akademie. Oder bevor ich Sie getroffen habe.«
    Der Botschafter betrachtete ihn schweigend. Das machte Stiles so wütend, dass sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten. Er trat gegen einen losen Stein, der auch schon vor zehn Jahren locker gewesen war. »Ist es Ihnen jemals passiert, dass Sie nicht wussten, was Sie als Nächstes tun sollten?«
    Spock antwortete nicht. Statt der Stimme des Botschafters hörte Stiles, wie tausend Stimmen aus der Vergangenheit zu ihm sprachen und von den hart erkämpften Lektionen eines jungen Offiziers widerhallten. Den Anstrengungen, mit Besatzungskollegen zurechtzukommen, und wie er schließlich gelernt hatte, mit sich selbst zu leben. Er sah inzwischen nur noch selten in diese Art Spiegel. Er hatte nie gemocht, was er darin gesehen hatte.
    Doch heute sah er nicht weg.
    »Seltsam«, begann er, »als wir kurz davor standen zu sterben, weil etwas das Schiff gepackt hatte und uns nur noch dreizehn Minuten zu leben blieben, hatte ich keine Angst. Doch als ich vor Orsova stand ... habe ich mir fast in die Hose gemacht.«
    »Ich bin froh, dass Sie sich zurückhalten konnten«, kommentierte Spock verschmitzt.
    »Schiffskatastrophen machen mir keine Angst«, sagte Stiles, ohne sich vom Einwurf des Botschafters ablenken zu lassen. »Katastrophale Personen schon.«
    Ihm schien es, dass etwas gleich um die Ecke lag, gerade außerhalb seiner Reichweite, ein Flüstern im Nebel.
    Nach ein paar Sekunden fragte Stiles: »Hatte auch ... er Angst vor Personen?«
    Das Wort »er« kam als pathetischer Seufzer heraus. Es war ein Vergleich, den er nicht ziehen sollte, wenn er jemals irgendwelche Fortschritte machen wollte. Sofort bereute Stiles, dass er gefragt hatte.
    Spock ließ sich Zeit mit der Antwort. »Er hatte Angst vor Hilflosigkeit«, sagte er schließlich.
    Zum ersten Mal fühlte Stiles, wie in der kühlen Zelle eine eiserne Verbindung geschlossen wurde. »Hat er manchmal auch so von sich gedacht, wie ich von mir? Dass ich nicht dort hingehöre, wo ich bin?«
    Während sich die Vergangenheit vor Mr. Spock ausbreitete, strahlte er eine Art Zufriedenheit aus. Seine Stimme war leise, fast zärtlich, und war doch nicht frei von leichtem Tadel.
    »‚Er‘ ... war ein außergewöhnlicher Mann. Und mein Freund. Insofern hatten wir gelegentlich unsere Meinungsverschiedenheiten. Wir haben die hässlicheren Seiten des anderen gesehen. Die Missionslogbücher zeigen diese Aspekte natürlich nicht.«
    Stiles sah auf. »Wollen Sie damit sagen, dass die Logbücher fehlerhaft sind?«
    »Ganz und gar nicht. Wir haben einfach ein paar Sachen ausgelassen.«
    »Was zum Beispiel?«
    Spock dachte einen Moment darüber nach. »Die Logbücher, die Legenden, die großen Geschichten – die sind erhebend für uns alle. Aber Legenden sind selektiv und werden üblicherweise von den Gewinnern geschrieben. Die Legenden um die erste
Enterprise
... sie spiegeln die heldenhaften, nicht die menschlichen Aspekte unseres Lebens damals wider. Jim Kirk, Dr. McCoy, die anderen und ich. Legenden sind ein großartiger Filter. Die Charakterzüge, deren wir uns am meisten schämen und die wir in den Geschichten auslassen, sind oftmals die Schwächen, die uns Struktur verleihen. Ohne sie wären wir nur Bilder.«
    Spock stützte sich auf einen Ellbogen, manövrierte sein Bein in eine angenehmere Position und dachte über die Vergangenheit nach.
    »Nach vielen Jahren habe ich begriffen, was es bedeutet, ein Captain zu sein. Nicht so sehr im Rang, sondern im Benehmen. Es gibt Captains dem Rang nach, Captains von Schiffen und Captains von Besatzungen. Nur ein paar wenigen gelingt es, alle drei gleichzeitig zu sein. Ich habe einmal die
Enterprise
als Captain kommandiert. Ich war in der Lage, die richtigen Befehle zu geben und das richtige Verhalten zu erwarten, aber ich war niemals der Captain der Hoffnungen und der Hingabe der Mannschaft. Das ist eine andere Sache. Eine andere Art von Person, als ich es bin.«
    Zuerst schien Spock sein Licht unter den Scheffel zu stellen und die Vergangenheit zu streng zu beurteilen – aber nein. Stiles kannte diese Mechanismen nur allzu gut, sah sie hier aber nicht. Stattdessen war dies eine Art persönliche Offenheit, ein erstaunliches Ausmaß an Selbstrespekt.
    Das wollte Stiles. Er wollte wissen, wie man das machte. Spock verstand die subtilen Unterschiede, auf die es ankam, und schreckte nicht davor zurück, seine Talente und

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