Star Trek TNG - Doppelhelix 03 - Roter Sektor
flüchten, die Kinder und Alten in Antigravitationskammern bringen … du weißt, wie so etwas gebaut wird. Warum hören Sie uns nicht zu?«
»Ich weiß es nicht.«
Stiles stieß einen Seufzer aus und atmete tief durch, um einen klareren Kopf zu bekommen. Als er sich ein wenig entspannt hatte, sah er zu Zevon. »Denkst du, ich merke nicht, was mit mir geschieht? Ich weiß, wie krank ich bin. Meine Muskeln bauen ab. Ich kann spüren, wie sich meine Eingeweide langsam auflösen. Wenn mich Orsovas Kunden jetzt treten, heilt es nicht mehr. Ich werde den nächsten Konstriktor nicht überleben. Du musst nicht so tun, als würde das nicht stimmen. Auch ohne Konstriktor halte ich nicht mehr lange durch. Dafür hat mich Orsova einmal zu oft verprügeln lassen. Oder ich falle um und bekomme einen Herzinfarkt … Mir bleiben nicht mehr als ein paar Wochen.«
»Wenn ich den Konstriktor nicht verursacht hätte, wärst du heute woanders. Wahrscheinlich ein Lieutenant.« Zevon drückte die Handballen auf seine Oberschenkel, als würde die mentale Folter ihm auch körperliche Schmerzen bereiten. Mehrere Sekunden vergingen, bevor er schließlich sagte: »Nun hat mein großer Fehler meinen einzigen Freund getötet.«
Stiles sah Zevon an und fühlte sich sehr weise. Wenn er hätte stehen könne, hätte ihn der innere Friede umgehauen wie der Betäubungsschuss eines Phasers. Er war vollkommen gefasst, als läge er inmitten von Herbstlaub in einer Hängematte. Zevons Kummer amüsierte ihn sogar ein wenig, und er lächelte.
»Himmel, wie melodramatisch«, neckte er ihn. »Zevon, der Märtyrer … Hör zu, Idiot, du hast mir vier zusätzliche Jahre geschenkt. In der Nacht, in der wir uns zum ersten Mal begegnet sind, war es mein eigener Fehler, der mich in diese Lage gebracht hat. Ich war in diesem Loch. Dort bin ich gestorben. Du bist durch die Trümmer geklettert und hast mir vier weitere Jahre geschenkt, die ich ohne dich nicht gehabt hätte.«
Zevon schüttelte verärgert den Kopf. »Du wärst gar nicht hier, wenn ich nicht …«
»Ja, prima, geißel dich mal wieder selbst. Reich mir diesen Besen da hinten, damit ich dich schlagen kann. Wenn ich stark genug wäre, würde ich dir den Hintern grün und blau prügeln.«
»Grün ist er schon.«
Stiles lachte, ungeachtet der Tatsache, dass sein Bauch wieder zu krampfen begann. Er versteifte sich und stöhnte, doch dann brach er wieder in Gelächter aus. Zevon lächelte, während er einen zusammengeknüllten Laborkittel unter Stiles’ Kopf schob. Einen Moment lang verfielen sie in friedliches Schweigen. Über die Jahre hatten sie gelernt, gemeinsam zu schweigen. Tatsächlich sprachen sie so wie gerade nur noch selten miteinander. Sie brauchten es kaum noch. Sie kannten einander so genau, dass es sich gut anfühlte, zusammen einfach nichts zu sagen.
Das Labor schien still, aber während sie so zusammensaßen, konzentrierte sich Stiles auf das Gepiepse des Computers, der an dem letzten eingespeisten Problem arbeitete. Da war das Blubbern chemischer Prozessoren, die versuchten Moleküle zur Identifikation von Weltallpartikeln zu trennen, die ihnen die Luftkontrolle der Pojjana brachte. Und zuletzt das Geräusch der Wassertropfen aus dem undichten Hahn, die in das Becken fielen. Plink … plink … plink …
Ein angenehmes Geräusch.
Er wagte es, ein wenig tiefer einzuatmen, doch davon bekam er einen Hustenanfall. Als der vorbei war, wischte er sich die Spucke aus dem Bart und versuchte sich zu entspannen.
»Ich hatte in der Sternenflotte nichts zu suchen«, erzählte er. Warum hatte er das Gefühl, reden zu müssen? »Es gab dort Tausende wie mich. Ehrgeizige Ensigns. Wahrscheinlich sind die meisten von ihnen inzwischen auf respektablen Posten. Wäre mir nicht passiert … so wie ich die Mission vergeigt habe. Dann kann ich auch gleich hierbleiben und jemanden wie Orsova unterhalten. Ich meine, wenn er nicht mich schlagen würde, würde er dich schlagen.«
»Sei still.«
»Wenn ich tot bin, musst du ohne mich weitermachen. Gib ja nicht auf. Du brauchst mich nicht. Lass dich von Orsova nicht runterziehen. Wenn du den Konstriktor auf ein paar Tage genau vorhersagen kannst, wirst du Tausende retten. Auf ein paar Stunden, Millionen. Wenn du es schaffst, dass dir die Pojjana zuhören, können dieses Mal zehn Millionen und nächstes Mal vielleicht eine halbe Milliarde gerettet werden …«
»Ohne dich will ich nicht weiterarbeiten.«
»Du brauchst mich nicht.« Stiles hob den Kopf
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