Star Trek TNG - Doppelhelix 03 - Roter Sektor
den Raum dröhnte. »Ich bin gegen einen Berg geprallt und war kurz davor, mir aus lauter Angst vor den Fremden in die Hosen zu machen. Ich muss auf Sie wie ein kleines Kind gewirkt haben!«
»Sie
waren
ein Kind«, erwiderte der Botschafter.
Dr. McCoy beugte sich ein wenig vor. »Mein achtes Lehrbuch der Psychologie, Spock«, erklärte er aus dem Mundwinkel. »Kapitel vier.«
Der Botschafter schaute an Stiles vorbei zum Doktor und sie tauschten ein paar bedeutsame Blicke.
Einen Augenblick später lehnte sich Spock zurück. »Ich verstehe.«
Einige Minuten hörten sie still der Prinzessin von Irgendwo zu – oder taten zumindest so -, wie sie den berühmten Überlebenden Ensign Stiles und all die anderen Würdenträger in ihrem System herzlich willkommen hieß. Stiles kam sich bei ihrer Rede so vor, als sähe er sich ein Trainingsvideo an. Die Worte enthielten keine Verbindung zu ihm, außer dass er das Gefühl hatte, dass er immer tiefer in einen Schlamassel geriet. Wenn sie herausfanden, was wirklich geschehen war ...
»Stiles.«
Vielleicht sollte er aufstehen und einfach erklären, was vorgefallen war und welche Fehler er gemacht hatte, und ihnen dann anbieten, sich still und leise zurückzuziehen, während sie mit ihren Feierlichkeiten weitermachten. War es eine gute Idee, die Reputation der Sternenflotte zu gefährden, auf seinen großen Fehler hinzuweisen, genau hier, vor all diesen Leuten? Er hatte schon lange mit niemandem außer Zevon gesprochen ... aufstehen und vor Publikum reden? Seine Knie begannen zu zittern.
»Kleiner. Psst.«
»Was?«
McCoy drehte sich nicht zu ihm um. Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. »Jetzt hören Sie gut zu. Was Sie vor vier Jahren getan haben, war in Ordnung. Irgendein Schreibtischtäter hat einen Haufen Kinder ohne erfahrenen höheren Offizier in ein verzwicktes, gefährliches, politisches Pulverfass geschickt ...«
»Ohne sie darüber in Kenntnis zu setzen, welche Gefahren ihnen begegnen könnten«, führte Spock sehr leise fort, »um einige sehr wichtige Leute zu befreien ...«
»Mit Romulanern und Unruhen überall«, unterbrach ihn McCoy. »Sie nahmen einen Haufen Kinder, die gerade so die Offiziersschule verlassen hatten, ohne jede Erfahrung, schickten sie in einen Bürgerkrieg und sagten: ‚Los, macht mal.‘«
»Ohne darüber nachzudenken«, fügte Spock hinzu, »übernahmen Sie die Initiative, opferten sich und ermöglichten es damit allen anderen, lebend aus dieser Sache herauszukommen. Dann haben Sie es geschafft, in einer unvertretbaren Situation so lange zu überleben, bis Sie gerettet werden konnten. Sie sind in jeder Hinsicht ein Held, junger Mann.«
Stiles fühlte, wie seine Beine zitterten und seine Hände eiskalt wurden, als sie ihm von diesen Dingen erzählten wie von einer Legende. Die Menge aus Galauniformen, Roben und Festtagskleidung verschwamm vor seinen Augen und verschmolz mit dem Applaus, als der Redner das Podium für den Nächsten freigab.
»Einundzwanzigjährige sehen sich selbst nicht als jung«, erklärte der Botschafter, der nun im Schutz des Applauses etwas lauter reden konnte. »Ihnen fehlt die Erfahrung. In der Sternenflotte sind sie oftmals älter als jeder andere um sie herum. Das ist wie Schüler der Abschlussklasse zu sein, wenn Sie so wollen.«
»Man ist eines der älteren Kinder«, sagte Dr. McCoy, »und deshalb nimmt man an, dass man kein Kind mehr ist. Ich bin größer als alle anderen, deshalb bin ich groß. Kinder meinen immer, dass sie alles wissen müssen. Die Sternenflotte hat Ihnen eine Aufgabe übertragen, die ein Lieutenant hätte ausführen müssen. Sie haben improvisiert. Sie haben das getan, was Sie für richtig hielten. Wir verurteilen Menschen nicht für Unerfahrenheit.«
»Für Sie«, fügte Spock hinzu, »wirkten Ihre Fehler vielleicht wie grausames Versagen. Für mich sahen sie einfach wie Unwissenheit aus.«
Jetzt drehte sich der Botschafter zu ihm um und fixierte ihn mit diesem Blick, von dem niemand die Augen abwenden konnte. »All diese Leute sind stolz auf Sie.«
»Und Sie verdienen es«, schloss der Doktor. »Also seien Sie still.«
Erneuter Applaus. Eine weitere Rede, noch mehr Anerkennung, mehr Applaus, Jubel. Sie waren so substanzlos wie Staub. Alles, was er immer und immer wieder in seinem Kopf hörte, waren die Worte des Botschafters und des Doktors. Fast wie ein Sirenengesang, der ihn anlockte. Seine Erinnerungen bestanden aus einem tollpatschigen Ensign, der sich mit seiner
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