Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
familiäre Verbindung mit T’Prynn könne von Vorteil sein.“
„Also sind Sie vertraut mit dem, was ihr widerfahren ist“, sagte M’Benga.
„Ich war dabei, als es geschah.“ T’Nel hielt inne und nickte einem der Gartenarbeiter zu, die sie passierten. „T’Prynn und Sten wurden als Kinder miteinander verlobt, wie es bei uns Sitte ist. Sie aber widersetzte sich stets dieser Tradition. Sie war schon immer sehr eigen und verwandte viel Energie auf den Versuch, vermeintliche Unstimmigkeiten in unserer Kultur zu bereinigen. Schon in jungen Jahren bringt man Vulkaniern bei, dass es ihr Recht als Individuen sei, selbst über ihr Leben zu entscheiden, doch passen mehrere unserer altehrwürdigen Traditionen nicht ganz zu dieser Philosophie. Die Ehe beispielsweise ist eine solche Tradition, und T’Prynn konnte sich nie an den Gedanken gewöhnen, Sten zu ehelichen.“
„Also widersetzte sie sich ihm?“, fragte Pennington stutzend. „Lehnte ihn ab?“
„Gewissermaßen“, antwortete T’Nel. „Als Jugendliche lebte sie eine Weile hier, lernte von Heiler Sobon und versuchte, mit den Facetten unserer Gesellschaft, gegen die sie so vehement angegangen war, ihren Frieden zu schließen. Es gelang auch, wenngleich nur auf Zeit. Als es soweit war, dass sie und Sten in den Stand der Ehe treten sollten, bat T’Prynn Sten, sie aus ihrem Bund zu entlassen. Er hatte sie immer geliebt, immer begehrt, war ihr aber zu kontrollierend und zu dominant erschienen. Das war nicht, was sie von einer Ehe erwartete. Sten lehnte ihre Bitte ab. Daraufhin forderte sie ihn zum rituellen Kampf um ihre Freiheit.“
„
Koon-ut-kal-if-fee
“, sagte M’Benga. „Ehe oder Herausforderung.“
„Ja“, bestätigte T’Nel. Sie schwieg einen Moment, dann drehte sie sich zu Pennington und M’Benga. „Derartige Dinge besprechen wir normalerweise nicht mit Außenweltlern, aber Sobon hat für Sie gebürgt.“
„Ich bin ihr Arzt“, sagte M’Benga. „Ich will ihr helfen, wie immer ich kann. Und um das zu tun, muss ich diese Dinge, die zugegebenermaßen jenseits meiner Expertise liegen, verstehen lernen.“
Sie setzten ihren Gang fort. „Das ist logisch“, sagte T’Nel. „Der körperliche Kampf, den sie ausfochten, verlief zu T’Prynns Gunsten. Sten war dem Tode durch ihre Hand nahe, als er die Gedankenverschmelzung initiierte. Er wusste, dass er sterben würde, und in seinen letzten Momenten zwang er seine
Katra
in ihren Geist. T’Prynn tötete ihn und unterbrach damit die Verbindung. Seit jenem Tag ist sie
Val’reth
.“
„Mein Gott.“ Pennington schüttelte den Kopf und versuchte sich vorzustellen, was T’Nel da beschrieb.
„In den folgenden Jahren“, fuhr sie fort, „konnte T’Prynn mentale Schilde errichten und Stens Katra bekämpfen, doch kostete sie deren Erhalt viel Mühe. Nun scheint es, als hätten diese Schilde versagt und sie und Sten einmal mehr einen Kampf begonnen. Im Grunde kämpfen sie um die Kontrolle über ihren Geist. T’Prynn hatte nach einer Heilung für ihren Zustand gesucht, aber keine gefunden. Schließlich entschloss sie sich, Vulkan zu verlassen – die Gründe dafür kennt sie allein. Ich habe sie seitdem nicht gesehen.“
„Fünfzig Jahre lang kämpft sie gegen diesen Bastard an“, sagte Pennington, überwältigt von dem Gehörten. Wie mochte es wohl sein, fragte er sich, mit der Essenz eines anderen im eigenen Kopf leben zu müssen? In einem dauernden Duell um das, was einen als Individuum ausmachte? Schon der Gedanke war zu groß, um ihn voll zu erfassen, zumindest im Ganzen.
Er dachte an die etwa ein Dutzend
Vre-Katras
zwischen den Büchern und anderen Gegenständen in den Regalen von Sobons Studierzimmer. „T’Nel“, fragte er dann, „glauben Sie, dass dieses Ritual, das Sobon versucht, funktionieren wird?“
„Ich muss zugeben, dass ich mit dem
Dashaya-Ni’Var
nicht vertraut bin“, antwortete T’Nel. „Es geht auf die Zeit vor Surak zurück, und es gibt keine Aufzeichnungen über eine Anwendung in der Gegenwart. Die meisten Adepten leugnen sogar seine Existenz. Ich schätze, dass nur wenige Heiler und Adepten die mentale Fähigkeit besitzen, es durchzuführen. Und noch weniger würden es überhaupt riskieren. Zum Glück gehört Sobon zu ihnen.“
„Was, wenn Sobon erfolglos bleibt?“, fragte M’Benga.
Abermals zögerte T’Nel, und Pennington bemerkte eine leichte Veränderung in ihren ansonsten so teilnahmslos wirkenden Gesichtszügen. Etwas Neues lag unter der
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